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Wie ein boser Traum

Wie ein boser Traum

Titel: Wie ein boser Traum
Autoren: Webb Debra
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Schlussplädoyers. Die Geschworenen hatten einstimmig zugestimmt.
    Clint klappte das Jahrbuch zu und verließ das von sinnlosen Erinnerungen erfüllte Zimmer.
    Emily Wallace war der Hauptgrund dafür, dass er die vergangenen zehn Jahre in der Hölle auf Erden verbracht hatte. Ihretwegen hatte das Herz seiner Mutter viel zu früh versagt, und ihm war das Letzte in diesem Leben genommen worden, das ihm etwas bedeutet hatte.
    Die ganze verdammte Einwohnerschaft hatte auf Emilys Seite gestanden.
    Ihm war, als bohrte die Verbitterung wie Stacheldraht in seinem Inneren. Ein anderer hatte Heather Baker ermordet. Vielleicht konnte er es nicht beweisen, aber er wusste es – weil er es todsicher nicht gewesen war. Und vielleicht, nur vielleicht, wenn er genügend lange und intensiv nachforschte, so lange, bis die Leute richtig wütend wurden, würde der wirkliche Mörder nervös werden und sich offenbaren.
    Es spielte keine Rolle, wie lange das dauern würde. Clint hatte nichts außer Zeit. Er würde sich auf die andere Person konzentrieren, die in jener Nacht in dem Zimmer gewesen war.
    Sie war der Grund, warum er zurückgekommen war.
     
     
    Pine Bluff
15.15 Uhr
     
    Entscheidend war gute Vorbereitung. Damit ihre Bemühungen zu irgendetwas führten, musste Emily sich erst mal mit allem vertraut machen, was einen Verstoß gegen
die Bewährungsauflagen darstellte. Austins kleinster Fehler konnte sich zu ihrem Vorteil auswirken. Sie wollte, dass er wieder hinter Gittern landete. Je früher, desto besser.
    Solange sie lebte und atmete, würde er mit dem, was er getan hatte, nicht durchkommen. Aber es gab nur eine Möglichkeit, das sicherzustellen, nämlich nach Pine Bluff zurückzukehren und die Sache zu Ende zu bringen.
    Das schuldete sie Heather.
    Emily besuchte nur selten ihre Heimatstadt, und wenn, dann ging sie ihren Einwohnern tunlichst aus dem Weg. Doch jetzt stand sie zögernd an der Ecke des Häuserblocks, wo die Straßen und Bürgersteige am westlichen Ende des Courthouse Square von Pine Bluff einander kreuzten. Im eigentlichen Zentrum der Stadt. Um die Ecke tummelten sich mehr Menschen, und die Wahrscheinlichkeit, dort zufällig jemandem zu begegnen, der sie erkannte, war weitaus größer. Während ihres letzten Schuljahrs war sie das Objekt der morbiden Neugier der ganzen Stadt gewesen, und dann hatte sie den Nervenzusammenbruch erlitten, den sie nach Meinung ihrer Eltern noch immer nicht überwunden hatte. Die quälenden Erinnerungen lebten in Emily, erinnerten sie daran, wie schlimm alles gewesen war. Seitdem war sie ständig auf der Flucht vor diesem Ereignis.
    Aber damit war jetzt Schluss. Sie straffte die Schultern und schritt entschlossen um die Ecke. Auf dem Bürgersteig war nicht so viel los, wie sie erwartet hatte, weshalb sie sich etwas entspannte. Sie schritt rascher aus und blieb nur hin und wieder kurz vor einem Schaufenster stehen. Die meisten Läden sahen aus wie früher, bis auf etwas neue Farbe oder eine etwas andere Einrichtung.

    Cochran’s Shoes, Half Moon Café – als Kind hatte sie die Geschäfte geliebt. Und Hodges’s Drugstore. Einmal hatte sie im Sommer hinter dem Tresen gearbeitet. Das war eine halbe Ewigkeit her.
    Während sie sich der Mitte des Straßenzugs näherte, versammelte sich an der Ostecke eine Menschenmenge; Emily blieb stehen. Die Rufe erinnerten sie an Demonstrationen, in die sie während ihrer College-Zeit manchmal hineingeraten war. Was dort skandiert wurde, konnte sie nicht hören. Handgemalte Plakate mit drohenden Sprüchen, zum Beispiel »Der Lohn der Sünde ist der Tod« und »Das Gefängnis war noch zu gut für dich«, ragten aus dem Meer von Gesichtern hervor.
    Eine Protestaktion gegen Austins Rückkehr. Plötzlich begriff sie, dass die Leute genau hier protestierten, weil das Büro von Austins Bewährungshelfer an der Ecke des Platzes lag.
    Vielleicht befand Austin sich sogar dort drinnen.
    Sie bekam feuchte Hände, Herzrasen. Sie könnte einfach zum Wagen zurückgehen und nach Hause fahren. Sie könnte Mr. Brady die notwendigen Fragen am Telefon stellen und auf die Weise einem Gespräch unter vier Augen aus dem Weg gehen.
    Die Rufe wurden lauter, die Leute machten widerstrebend Platz, um jemanden durchzulassen. Emily blieb fast die Luft weg.
    Das war er .
    Sie erkannte ihn an seinem Gang. Lange, selbstbewusste Schritte, bei denen ihr früher fast das Herz stehen geblieben war. Seine elegante Art in Verbindung mit dem guten Aussehen eines Bad Boy – sie hatte
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