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Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)

Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)

Titel: Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)
Autoren: Petra Foede
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Doppeldeckerbrot und ein Klassiker der jüdisch-amerikanischen Delikatessenläden, kurz Delis. Die Urheberschaft ist jedoch heftig umstritten, und als Geburtsort kommt neben New York etwas überraschend vor allem die Stadt Omaha in Nebraska in Frage. Landesweit populär wurde das Reuben-Sandwich nämlich erst, als eine gewisse Fern Snider aus Omaha 1956 den ersten »National Sandwich Idea Contest« mit diesem Rezept gewann.
    Zur Erfindung des Reuben-Sandwich werden zwei ganz unterschiedliche Geschichten erzählt, die beide nicht hundertprozentig wasserdicht sind. Auf den ersten Blick überzeugender ist der Anspruch von Arnold Reuben (1883–1970), Sohn deutsch-jüdischer Einwanderer, der um 1910 herum sein erstes kleines Deli in Manhattan eröffnete und einige Jahre später an den Broadway umzog, wo er mit seinen diversen Sandwiches rund um die Uhr hungrige Theaterbesucher und Künstler anlockte. »Arnold Reuben hat für diese britische Erfindung, das Sandwich, mehr getan als jeder andere. Und umgekehrt«, schrieb ein Journalist in den 1930er Jahren; sein Werbeslogan war »From a sandwich to a national institution«. Es erscheint logisch, dass er neben vielen anderen Sandwiches, die er werbewirksam nach prominenten Showgrößen benannte, auch das Reuben-Sandwich kreiert hat – warum sonst sollte es so heißen?
    Doch die Ungereimtheiten beginnen damit, dass Reubens Familie sich nicht auf eine Darstellung einigen kann. Während Arnolds Tochter Patricia darauf besteht, ihr Vater habe das Sauerkraut-Sandwich 1914 oder 1915 für eine junge Schauspielerin erfunden, eine Filmpartnerin von Charly Chaplin, behauptete sein ältester Sohn Arnold 1993 in einem Interview, Reubens Küchenchef habe ihn in den 1930er Jahren bei einer Nachtschicht im Deli mit diesem Sandwich überrascht, weil er damals ständig Hamburger in sich hineingestopft habe. Sein Vater scheint davon nichts gewusst zu haben, denn zeitlebens erzählte er eine völlig andere Story, zum ersten Mal im Jahr 1938 einem Mitarbeiter des Projekts »American Life Histories« (»Amerikanische Lebensgeschichten«) in der ihm eigenen, etwas geschwätzigen Art: »Well, boys, natürlich gibt es eine Story, wie ich dazu gekommen bin, meine Sandwiches zu machen … Habt ihr schon mal ein Reuben Special gegessen? Ja Jungs, wir kriegen Bestellungen für ein Reuben Special mit der Luftpost aus Kalifornien. Wir verschicken es weltweit … Ich hatte einen Delikatessenladen am Broadway und eines Tages kam eine Dame rein, eine von den Theaterdamen, und sie sah irgendwie fertig aus, und sie bat mich um etwas zu essen. Ihr Name war Anna Seelos. Well, ich fühlte mich irgendwie gut, und ich denke, ich alberte für die Dame herum … Ich nahm ein ganzes Brot … Dann nahm ich etwas Roastbeef, ich weiß nicht genau was … Ich nahm Fleisch und Käse und klatschte alles drauf und ich nahm ein paar Gewürze und Zeug und ich machte ihr ein Sandwich … Und als sie es gegessen hatte, sagte sie: ›Mr. Reuben, das ist das beste Sandwich, das ich je im Leben gegessen habe.‹ Well, die Idee kam mir schlagartig: Ich werde es Anna Seelos-Sandwich nennen, nach der Dame … (Nein) ich werde es Reuben Special nennen! Und so hat es angefangen. Dann kam eines Tages Marjorie Rambeau in den Laden und ich machte ihr ein Sandwich und ich nannte es dann Marjorie Rambeau-Sandwich.« (Quelle: www.barrypopik.com , aufgerufen am 16. Mai 2012)
    Die Erzählung ist etwas wirr, zumal man sich beim Lesen fragt, wieso er dieser Anna Seelos die Ehre eines eigenen Sandwichs vorenthalten und es stattdessen eitel nach sich selbst genannt hat. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle Spekulationen über Reubens Privatleben anzustellen, aber da ich alleine drei Tage darauf verwandt habe, etwas über diese völlig unbedeutende Stummfilmdarstellerin herauszufinden, die in der Literatur über das »Reuben Special« eine so prominente Rolle spielt, möchte ich immerhin verraten, dass Reuben dieses Sandwich unmöglich »Anna Seelos« hätte nennen können: Die Dame hieß mit Vornamen eigentlich Annette, vor allem hieß sie aber schon längst nicht mehr Seelos, sondern seit ihrer Heirat mit einem Profiboxer Mrs. Al Kaufman, und ihr Künstlername war Blanche Wallis. Reuben wird seine Gründe gehabt haben, Annette Seelos-Kaufman posthum quasi die einzige Hauptrolle ihres Lebens zukommen zu lassen, während der echte Filmstar Marjorie Rambeau nur am Rande vorkommt – einer davon könnte sein, dass sie im Oktober 1918 mit nur
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