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Wie angelt man sich einen Vampir

Wie angelt man sich einen Vampir

Titel: Wie angelt man sich einen Vampir
Autoren: Kerrelyn Sparks
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Hoffentlich war der Zahnarzt ein Mann. Gott helfe jeder sterblichen Frau, die jetzt seinen Weg kreuzte.
    Er hatte noch immer einen Fangzahn, und er fürchtete, dass er ihn benutzen würde.
    2. KAPITEL
    Eine weitere nicht enden wollende langweilige Nacht in der Zahnklinik. Shanna Whelan lehnte sich in ihren quietschenden Bürostuhl zurück und betrachtete die weißen Deckenfliesen. Der Wasserfleck war immer noch da. Was für eine Überraschung. Drei Nächte hatte sie gebraucht, um zu beschließen, dass der Fleck die Form eines Dackels hatte. So war ihr Leben.
    Mit einem weiteren lauten Quietschen richtete sie sich in ihrem Stuhl auf und warf einen Blick auf den Radiowecker. Halb drei Uhr morgens. Noch sechs Stunden übrig von ihrer Schicht. Sie stellte das Radio an. Fahrstuhlmusik ertönte und füllte das Sprechzimmer, eine uninspirierte Instrumentalversion von „Strangers in the Night." Klar, als würde sie einen großen, dunkelhaarigen, gut aussehenden Fremden treffen und sich in ihn verlieben. Nicht in ihrem langweiligen Leben. Der Höhepunkt der letzten Nacht hatte darin bestanden, herauszufinden, wie sie mit dem Stuhl im Takt zur Musik quietschen konnte.
    Mit einem Stöhnen faltete sie die Arme auf dem Tisch und legte ihren Kopf darauf. Wie ging der Spruch? Pass auf, was du dir wünschst, es könnte in Erfüllung gehen? Na ja, sie hatte um „langweilig" gebeten und, junge, das hatte sie auch bekommen. In den sechs Wochen, die sie jetzt in der Klinik arbeitete, hatte sie genau einen Patienten gehabt. Einen kleinen Jungen mit Zahnspangen. Mitten in der Nacht hatte sich ein Draht in seinem Mund gelöst. Seine Eltern, außer sich vor Sorge, hatten ihn in die Klinik gebracht, damit sie den Draht wieder anbringen konnte. Ansonsten hätte das spitze Ende den jungen ins Zahnfleisch stechen können und dann ... Blut.
    Shanna zuckte zusammen. Allein der Gedanke an Blut machte sie benommen. Erinnerungen an den Vorfall stiegen aus den dunkelsten Winkeln ihres Gedächtnisses auf, grauenvolle, blutige Bilder, die sie verfolgten, die drohten an die Oberfläche zu kommen. Nein, sie würde sich von ihnen nicht den Tag ruinieren lassen. Oder ihr neues Leben. Sie gehörten in ein anderes Leben, zu einem anderen Menschen. Sie gehörten dem mutigen und fröhlichen Mädchen, das sie in den ersten siebenundzwanzig Jahren ihres Lebens gewesen war, bevor sich die Hölle aufgetan hatte. Jetzt, dank des Zeugenschutzprogramms, war sie die langweilige Jane Wilson, die in einem langweiligen Loft in einer langweiligen Nachbarschaft lebte und jede Nacht bei ihrem langweiligen Job verbrachte.
    Langweilig war gut. Langweilig war sicher. Jane Wilson musste unsichtbar bleiben und in einem Ozean aus unzähligen Gesichtern in Manhattan verschwinden, nur um am Leben zu bleiben. Unglücklicherweise schien es, als könne sogar Langeweile Stress bedeuten. Es gab zu viel Zeit zum Nachdenken. Zeit, sich zu erinnern.
    Sie stellte die Musik aus und ging im leeren Wartezimmer auf und ab. Achtzehn Stühle, abwechselnd in staubblau und staubgrün gepolstert, standen an den blassblauen Wänden aufgereiht. Ein gerahmter Druck von Monets Seerosen hing an der Wand, ein Versuch, den nervösen Patienten ruhige Gelassenheit zu vermitteln. Shanna zweifelte an seiner Wirkung. Sie war genauso gereizt wie immer.
    Tagsüber war die Klinik normalerweise ein geschäftiger Ort, aber in der Nacht vollkommen einsam. Auch gut. Shanna war sich nicht sicher, ob sie sich um einen wirklichen Notfall würde kümmern können. Sie war eine gute Zahnärztin gewesen vor dem ... Vorfall. Denk nicht darüber nach. Aber was sollte sie tun, wenn wirklich jemand mit einem Notfall in die Klinik kam? Gerade letzte Woche hatte sie sich aus Versehen geschnitten, als sie sich die Beine rasiert hatte. Ein kleiner Tropfen Blut, und ihre Beine hatten so schlimm gezittert, dass sie sich hatte hinlegen müssen.
    Vielleicht sollte sie die Zahnmedizin aufgeben. Was machte es schon, wenn sie ihren Beruf aufgab? Sie hatte auch alles andere verloren, sogar ihre Familie. Das hatte das Justizministerium deutlich gemacht. Unter keinen Umständen durfte sie mit Mitgliedern ihrer Familie in Kontakt treten noch mit alten Freunden. Das brächte nicht nur ihr eigenes Leben in Gefahr, sondern auch das der Menschen, die sie liebte.
    Die langweilige Jane Wilson hatte keine Familie und keine Freunde. Sie hatte nur einen ihr zugewiesenen U.S. Marshal, mit dem sie reden konnte. Kein Wunder, dass sie in den letzten zwei
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