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Wie angelt man sich einen Earl

Wie angelt man sich einen Earl

Titel: Wie angelt man sich einen Earl
Autoren: Caitlin Crews
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tun, sondern war einfach nur wütend. Und zu verlieren hatte sie ohnehin nichts mehr, oder?
    „Du kannst nicht einfach hier auf dem Bahnsteig auftauchen und erklären, es tue dir leid !“, fauchte sie ihn an. „Glaubst du etwa, das würde irgendetwas ändern?“
    „Angel.“
    Er sagte nur ihren Namen, in diesem besonderen Ton. Es hätte sie nicht anrühren dürfen. All die grausamen Dinge, die Rafe gesagt hatte, wirbelten ihr durch den Kopf und drohten sie zu überwältigen. Sie sollte ihn hassen und war wütend auf sich selbst, weil sie es nicht fertigbrachte.
    „Es war übrigens meine Mutter …“, sagte sie mit erstickter Stimme und wusste selbst nicht, warum sie das tat. „Sie hat meine Unterschrift gefälscht und sich auf diesem Weg fünfzigtausend Pfund von meiner Bank erschlichen. Genau genommen sind es also ihre Schulden, nur wird sie es mir nicht zurückzahlen … das tut sie nie. Was hätte ich also unternehmen sollen, um …“
    „Schon gut, ich glaube dir“, unterbrach er sie ruhig.
    „Und, denkst du immer noch, ich hätte all die schrecklichen Dinge verdient, die du zu mir gesagt hast?“
    Als Rafe ihre Arme umfassen wollte, zuckte sie zurück wie vor einer giftigen Schlange. „Lass es! Das funktioniert nicht mehr, Rafe!“, sagte sie scharf und befürchtete, es würde nur allzu gut funktionieren.
    „Hör mir zu!“
    Das war wieder der alte Rafe … fordernd, dominant, einschüchternd. Und das machte sie nur noch wütender. „Ich will dir nicht mehr zuhören! Ich fahre zurück nach London und will nichts mehr mit dir zu tun haben. Ich weiß noch nicht, wie und wann ich dir die fünfzigtausend Pfund zurückgeben kann, aber irgendwie werde ich es schaffen.“ Um ihren Mund zuckte es verdächtig. „Wie hast du noch so richtig bemerkt? In einem bestimmten Gewerbe gibt es immer Geld zu verdienen, oder?“
    Rafe antwortete nicht, weil der Zug in Richtung London sich mit ziemlichem Lärm in Bewegung setzte. Er schaute ihm nach, bis der letzte Wagen den Bahnhof verlassen hatte. Angel hatte Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Sicher, es war nicht der letzte Zug, der in diese Richtung fuhr, aber sie wollte endlich weg! Weg von Rafe, weg aus Schottland, weg von allen Earls, alten Herrenhäusern und den wenigen Monaten eines trügerischen Glücks, das sie noch unglücklicher und einsamer gemacht hatte, als sie es bereits ihr Leben lang gewesen war.
    Am liebsten würde sie alles für immer vergessen. Dass sie Rafe wegen seines Geldes umgarnt hatte, dass sie ihn geheiratet und er sie berührt hatte und plötzlich alles anders war …
    „Ich liebe dich, Angel“, sagte er rau.
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Gepeinigt schloss sie die Augen. Das würde sie ihm nie verzeihen! Niemals, solange sie lebte!
    „In einem Moment wie diesem würdest du einfach alles sagen, oder, Rafe?“, fragte sie mit einer Stimme, die ihr nicht zu gehören schien. „Sogar lügen, einfach nur, um deinen Willen zu bekommen. Dir geht es nur um dein Haus und die Erben, die es bevölkern und später übernehmen sollen. Du könntest mich nicht einmal lieben, wenn dein Leben davon abhinge!“
    „Und was, wenn mein Leben davon abhängt, dass du mir vergibst und zu mir zurückkehrst?“, fragte er leise.
    Da schluchzte sie erstickt auf. „Weißt du eigentlich, wie verdammt schwer es mir gefallen ist, dir meine Liebe zu gestehen, Rafe? Ich habe geweint, das tue ich nie … und schau mich jetzt an! Es gibt eine Sache, die habe ich mir schon als junges Mädchen geschworen. Ich wollte mich nie verlieben, weil kein Mann die Macht haben sollte, mich so zu verletzen, wie du es getan hast.“
    „Angel … verstehst du denn nicht? Alles, was ich hatte, waren die Geister und das Gift, das man mir seit meiner Kindheit ins Bewusstsein träufelte. Ich hatte auch Angst … Angst vor dir, vor meinen Gefühlen und …“
    „Fahr zur Hölle, Rafe!“, sagte sie kalt, wandte sich auf dem Absatz um und rannte einfach los. Sie wollte nichts mehr hören, nichts fühlen, sondern einfach nur weg. Irgendwann verlor sie ihre Reisetasche, aber das kümmerte Angel nicht. Sie zwängte sich durch die Menge der Reisenden, murmelte Entschuldigungen nach rechts und nach links und rannte, als ginge es um ihr Leben.
    Endlich gelangte sie durch den Ausgang hinaus auf die Straße und in den strömenden Regen. Erst da blieb sie wie von einer Riesenfaust gestoppt stehen und rang um Atem. Mit hängenden Armen und empor gewandtem Gesicht stand sie einfach nur da
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