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Wie angelt man sich einen Earl

Wie angelt man sich einen Earl

Titel: Wie angelt man sich einen Earl
Autoren: Caitlin Crews
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ohnehin nie erlaubt. Was hätte es auch für einen Sinn gehabt? Tränen lösten keine Probleme. Dazu waren Taten notwendig.
    Und fünfzigtausend Pfund sind ein immenses Problem! dachte Angel bedrückt und fühlte sich inmitten der illustren Gästeschar wie auf einem anderen Planeten. Nichts schien real, weder die exorbitant hohe Summe noch der riesige Ballsaal mit den prachtvollen Lüstern, deren Licht üppige Barockspiegel reflektierten.
    Fünfzigtausend Pfund!
    Angel hatte das Gefühl, an der schrecklichen Zahl zu ersticken. Weder ihre Mutter noch sie würden jemals in der Lage sein, das Geld zurückzuzahlen. Chantelles einzige Chance, ihrem Leben etwas mehr Glanz und Substanz zu verleihen, war die Heirat mit Bobby Jackson gewesen. Das einzig positive Resultat dieser Verbindung war in Angels Augen ihre extravagante Halbschwester Izzy, die davon träumte, ein berühmtes Popidol zu werden. Doch trotz schwesterlicher Zuneigung brachte Angel für Izzys verrückte Kapriolen ebenso wenig Verständnis auf wie für die Extravaganzen ihrer unberechenbaren Mutter.
    Bis es Chantelle gelungen war, sich einen von Englands umschwärmtesten Fußballstars zu angeln, hatte sie sich mit einem eigenen Marktstand über Wasser halten müssen. Ein gesellschaftlicher Ausrutscher, den sie niemand je vergessen ließ, doch das schien ihr nichts auszumachen. Bis heute versuchte sie hemmungslos, sich in Bobby Jacksons längst verblasstem Glanz zu sonnen. Und ihren Töchtern zweifelhafte Ratschläge über vielversprechende Ehen mit bekannten Persönlichkeiten zu erteilen, denen im besten Fall auch noch die Brieftasche möglichst locker saß.
    Angel schauderte allein bei dem Gedanken daran, wie es sein mochte, mit einem Mann wie ihrem Stiefvater verheiratet zu sein, von dem jeder wusste, dass er nebenbei noch mit seiner Exfrau Julie schlief. Und wer weiß wie vielen anderen Frauen! Wie konnte Chantelle nur stolz auf eine derartige Demütigung sein? Und der erwartete Reichtum hatte sich auch längst verflüchtigt.
    Es war längst kein Geheimnis mehr, dass sowohl Bobbys Haus in Hertfordshire als auch die Eigentumswohnung in Knightsbridge, die Chantelle bevorzugte, bis unter den letzten Dachziegel belastet waren. Warum sonst hätte ihre Mutter sich auf diese erbärmliche Art und Weise Geld von ihr leihen müssen? Insgeheim war Angel ohnehin davon überzeugt, dass Bobby seiner Exfrau schon lange den Geldhahn zugedreht hatte – oder einfach komplett pleite war, wie manche behaupteten.
    Ganz plötzlich wurde ihr Herz schwer, wie so oft, sobald sie es sich erlaubte, darüber nachzudenken, wie ihr Leben mit einer ganz normalen Mutter verlaufen wäre. Wenn Chantelle sich wenigstens ab und zu um jemand anderen gesorgt hätte als um ihr eigenes Wohlergehen. Nicht dass Angel sich wirklich hätte beschweren können, war sie doch von Bobby Jacksons wilder Brut , wie ihre Halbgeschwister häufig bezeichnet wurden, spontan aufgenommen und immer fair behandelt worden. Ebenso wie von ihrem sorglos charismatischen Stiefvater und seinen diversen Ehefrauen und Geliebten … sogar von Julie.
    Zumindest war er der einzige Vater, den es überhaupt in ihrem Leben gegeben hatte. Ihr biologischer Erzeuger war in dem Moment Hals über Kopf getürmt, als die siebzehnjährige Chantelle ihm eröffnet hatte, dass sie schwanger war. Doch obwohl Angel den Jacksons für ihre Zuneigung und Loyalität aufrichtig dankbar war, fühlte sie sich nicht als eine der ihren. Immer hatte sie eine unsichtbare Grenzlinie gespürt, die sie vom Rest der Familie abschnitt. Es war, als stehe man am Weihnachtsabend draußen vor dem Fenster und schaue mit klopfendem Herzen ins hell erleuchtete Zimmer, wo alle zusammensaßen, lachten und feierten.
    Egal, wie sie es drehte und wendete, der einzige Mensch, der wirklich zu ihr gehörte, war Chantelle.
    Angel seufzte und wünschte, sie wäre wenigstens zur Uni gegangen, hätte studiert und etwas aus sich gemacht. Sie war gerade mal sechzehn gewesen, ausgestattet mit den Ratschlägen ihrer verantwortungslosen Mutter und einem Körper, um sie in die Tat umzusetzen, als sie beschloss, sich von Chantelle und den Jacksons abzunabeln und auf eigenen Füßen zu stehen.
    Selbst wenn sie angestrengt nachdachte, erinnerte sie sich nicht mehr an alle Jobs, die sie in den Folgejahren angenommen hatte. Mit jugendlicher Naivität und einem fast sträflichen Wagemut hatte sie sich ins freie Leben gestürzt und sich eingeredet, dass es genau das war, was sie wollte:
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