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Wie angelt man sich einen Earl

Wie angelt man sich einen Earl

Titel: Wie angelt man sich einen Earl
Autoren: Caitlin Crews
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Gästeschar bewegte, achtete sie peinlich darauf, niemand aus dem Jackson-Clan zu begegnen. Izzy und ihrer Mutter aus leicht ersichtlichen Gründen und denen, die ihr etwas näher standen, wie Allegra und ihr ältester Halbbruder Ben, da sie trotz aller Entschlossenheit ein gewisses Unbehagen und Schamgefühl angesichts ihres Vorhabens nicht unterdrücken konnte.
    Während sie im Schutz einer massiven, reich ornamentierten Säule weiter nach einem potenziellen Opfer Ausschau hielt, schloss Angel für sich die nächsten Heiratskandidaten aus. Dazu gehörte auch eine Gruppe distinguiert gekleideter Herren, die für ihr untrainiertes Auge wie missbilligende Geistliche oder kaltblütig kalkulierende Banker wirkten.
    Und dann sah sie ihn .
    Er stand einfach nur da und lauerte. Ein besserer Ausdruck fiel ihr nicht dafür ein, wie er sich im Schatten der nächstliegenden Säule hielt, brütend die illustre Gästeschar musterte und ihr dabei volle Sicht auf sein hartes Profil bot.
    Er war faszinierend und umwerfend attraktiv, auf eine seltsam bedrohliche Weise.
    Was für ein alberner Gedanke! rief Angel sich zur Ordnung und straffte instinktiv die nackten Schultern.
    Seine waren breit und muskulös, was der gut sitzende Abendanzug nicht verbergen konnte. Der kraftvolle Körper zeugte von Stärke und einer gewissen Rücksichtslosigkeit. Die Füße hielt er leicht gespreizt, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Eine Haltung, die paradoxerweise gleichzeitig abwehrend und seltsam angriffslustig wirkte.
    Alarmiert spürte Angel, wie sich jedes Haar an ihrem Körper sträubte. Der dunkle Fremde hatte etwas an sich, auf das ihr Innerstes zutiefst fasziniert und rückhaltlos antwortete. Sie konnte den Blick unmöglich von ihm abwenden.
    Vielleicht war es auch sein dichtes dunkles Haar, das er für den herrschenden Geschmack viel zu lang trug, wodurch er sie an einen Freibeuter erinnerte. Oder der zynische Blick, mit dem er seine Umgebung taxierte, als gäbe es nichts, was interessant genug wäre, um sein Interesse zu wecken. Oder die harte Kinnlinie und der grimmige Mund, die Angel als Kampfansage interpretierte, ohne dass sie hätte sagen können, warum.
    Was oder wer auch immer dieser Mann war, er schaffte es jedenfalls allein durch seine Anwesenheit, ihren Körper mit Adrenalin zu überschwemmen wie keiner seiner Geschlechtsgenossen vor ihm. Ihr ganzer Körper schien den Takt einer Melodie zu summen, die ihr unbekannt, aber so unwiderstehlich wie der Klang der Sirenen für die Seefahrer der Antike war.
    Er war ihr Kandidat, daran gab es keinen Zweifel.
    Entschlossen löste Angel sich aus dem Schatten der Säule und steuerte auf das Objekt ihrer Begierde zu. Zufrieden registrierte sie, dass er noch attraktiver wirkte, je näher sie ihm kam. Gleichzeitig umgab ihn eine Aura stummer Wachsamkeit, die ein Echo in ihrem Herzen erzeugte.
    Daher überraschte es sie auch nicht, als er plötzlich den Kopf wandte und sie mit eisigem Blick musterte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, er wusste von ihrer Anwesenheit, seitdem er ihr aufgefallen war. Ohne stehen zu bleiben, verlor Angel sich in dem kühlen Silbergrau seiner Augen, so leuchtend und dunkel, wie sie es nie zuvor gesehen hatte. Er schien durch sie hindurchzuschauen, als wäre sie aus Glas, und gleichzeitig ihre geheimsten Gedanken zu lesen, ihre Ängste und hochfliegenden Hoffnungen.
    Angel blinzelte irritiert, und dann sah sie seine Narben.
    Ein wild ausuferndes, verzweigtes Geäst von brutalen Wunden, die sich über die gesamte linke Gesichtshälfte zogen, vom Kinn bis zur Schläfe. Ausgenommen waren nur das Auge und der herbe Mund.
    Obwohl ihr der Atem stockte, setzte Angel entschlossen einen Fuß vor den anderen. Es war, als habe der Fremde sie in seinen Bann gezogen und als gäbe es kein Zurück, sodass sie sich dem Unausweichlichen stellen musste.
    Was für eine Schande! dachte sie mit aufrichtigem Bedauern und Blick auf die perfekte Kinnlinie und den unversehrten Teil des tief gebräunten, klassisch schönen Gesichts. Doch gleichzeitig gratulierte sich der gefühlsreduzierte, pragmatische Teil ihres Wesens – ein zweifelhaftes Erbe Chantelles – zu ihrer spontanen Wahl. Die heftigen Narben ließen ihren Plan leichter durchführbar erscheinen. Möglicherweise fühlte sich der dunkle Fremde ähnlich verzweifelt und ausgestoßen wie sie selbst?
    Sie hasste sich für ihre berechnenden Gedanken, lief aber unverdrossen weiter. Wenn möglich, wurde sein Blick noch kälter
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