Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie angelt man sich einen Earl

Wie angelt man sich einen Earl

Titel: Wie angelt man sich einen Earl
Autoren: Caitlin Crews
Vom Netzwerk:
und abweisender, als sie schließlich dicht vor ihm haltmachte. Wie ein finsterer Turm ragte er vor ihr auf, ohne sie eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Nervös nippte Angel an ihrem Champagnerglas. Dass er sie trotz ihrer High Heels lässig überragte, beeindruckte sie ebenso wie das untrügliche Flair von Reichtum und Macht.
    Der täuschend schlichte, elegante Abendanzug war eine italienische Maßanfertigung, die unter fünftausend Pfund nicht zu bekommen war. Das wusste Angel aus ihrer Zeit als Model weltberühmter Designer. Wie sehr hatte sie die exklusiven Outfits bewundert, von denen sie selbst sich nicht eines leisten konnte.
    „Sie scheinen sich verirrt zu haben“, stellte er kühl fest. „Die Party findet hinter Ihnen statt.“
    Seine dunkle Stimme hüllte sie ein wie Samt und milderte die brüske Zurückweisung hinter den banalen Worten. Angel lächelte und neigte den Kopf zur Seite. Haltung und Blick ihres Gegenübers wurden noch abweisender, und schlagartig wusste sie, dass nichts leicht und unkompliziert sein würde, was mit diesem dunklen Fremden zusammenhing. Unabhängig davon, ob sie ihn zur Zielscheibe ihrer ehrgeizigen Ambitionen machte oder nicht.
    Was sich ohnehin als schwierig, wenn nicht unmöglich erweisen könnte. Offenbar war er kein Mann, der sich von Frauen wie ihr leicht beeindrucken ließ. Aber Angel fühlte sich von dieser Erkenntnis nicht abgeschreckt, sondern akzeptierte sie als Herausforderung. Wie von klein auf gewohnt, sprang sie auch diesmal mit beiden Füßen zugleich in unbekanntes Terrain und schaute sich erst dann um, wo sie gelandet war.
    Sich den ultimativen Märchenprinzen , den kein gütiges Schicksal für sie bereithielt, einfach selbst zu schnappen, mochte ein verwegener Plan sein, aber keinesfalls undenkbar. Gefasst hatte sie ihn in einem Moment der Panik auf dem Flug hierher. Gleichzeitig hatte sie sich vorgenommen, kein falsches Spiel zu treiben. Sie war, wie sie war, das würde ihr zukünftiger Gatte akzeptieren müssen.
    Oder es lassen …
    „Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?“, fragte sie geradeheraus und wartete gespannt auf seine Antwort.
    Rafe McFarland, Achter Earl von Pembroke, starrte die Frau vor sich fassungslos an. Er musste sich verhört haben. Nicht genug, dass er sich für die Verlobungsfeier seines Cousins in diese unkomfortabel steife Abendgarderobe hatte zwängen müssen, nein … eine ihm völlig unbekannte Schönheit besaß tatsächlich die Dreistigkeit, ihn auf etwas anzusprechen, das er als absolutes Tabu betrachtete.
    Doch die klaren blauen Augen und das leichte, erwartungsvolle Lächeln sprachen dafür, dass sie die Frage ganz bewusst gestellt hatte. Nicht dass Rafe seine Wirkung auf das andere Geschlecht unterschätzte, dafür hatte er ähnliche Szenen zu oft erlebt. Aber das lag lange zurück, in einer Zeit, als sein Gesicht noch unversehrt und für Frauen, die mit schwingenden Hüften und lockendem Blick auf ihn zusteuerten, nahezu unwiderstehlich gewesen war. Heute hielt die Wirkung nur so lange an, bis er ihnen die hässliche Seite der Medaille präsentierte. Bewusst und mit bedachter Grausamkeit.
    Besser ein rasches schockierendes Ende als der Wechsel von Verlegenheit zu fassungslosem Entsetzen auf zarten Zügen, gefolgt von Ekel und Abscheu. Es war immer dasselbe qualvolle Ritual.
    Er konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Was die Frauen zu sehen bekamen, war das Antlitz eines Monsters, das in einem fünftausend Pfund teuren, italienischen Maßanzug steckte. Ein Anblick, dem Rafe nicht einmal selbst standhielt, wenn er sein Konterfei voller Bitterkeit und in selbstquälerischer Absicht im Spiegel betrachtete. Dabei waren die monströsen Narben auf seinem Gesicht nichts im Vergleich zu denen auf seiner Seele.
    Da ihn das Spießrutenlaufen enorm anstrengte und seine Erfahrungen vorwiegend negativ ausfielen, zog Rafe sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Er ertrug es ebenso wenig, dass die Höflicheren angestrengt einen Punkt hinter seinen breiten Schultern fixierten, wenn sie seinen Weg kreuzten, noch dass die Augen jener, die ihn erst wie paralysiert anstarrten und dann wegstürzten, als wäre ihnen der Leibhaftige auf den Fersen, einen Ausdruck blanken Horrors aufwiesen. Sie konnte er sogar leichter ertragen, da er ihre Reaktion wenigstens ehrlich und unverstellt fand.
    Mittlerweile war er fast dankbar für die Verunstaltung, weil sie ihn der Pflicht enthob, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen … welcher
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher