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Wie angelt man sich einen Earl

Wie angelt man sich einen Earl

Titel: Wie angelt man sich einen Earl
Autoren: Caitlin Crews
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Art auch immer.
    Obwohl, diese Frau in dem sexy schwarzen Kleid, das ihre perfekten Kurven wie eine zweite Haut umschloss … Sie zog ihn auf eine Weise an, wie er es lange nicht mehr erlebt hatte. Mit dem frechen platinblonden Kurzhaarschnitt und den eindringlichen blauen Augen forderte sie ihn heraus, seine These, alle Frauen wären ohnehin gleich, noch einmal zu überdenken oder sogar als unsinnig ad acta zu legen.
    Doch hätte er sagen sollen, was sie von ihren Geschlechtsgenossinnen unterschied, käme er schnell in Bedrängnis. Sicher, sie war attraktiv, aber das waren die meisten Frauen, denen er in seinen Kreisen begegnete, nur erschien sie ihm lebendiger, vitaler. Ihr Blick war direkt, voller Neugier, und sie ließ sich offenbar nicht so leicht abschrecken. Nicht einmal nachdem er sich ihr bewusst frontal zugewandt hatte. Anstatt schockiert über das Monster zu sein, das er schon in sich gespürt hatte, bevor ihm die Narben zugefügt wurden, hatte sie ihn frei heraus nach der Ursache der Verstümmelung gefragt.
    In all den Jahren seit der Katastrophe war ihm das nie passiert.
    Allein das machte die absurde Situation ziemlich interessant. Dazu kam als Kontrast ihre herausfordernd kapriziöse Schönheit, die ihm auf eine Weise unter die Haut ging, wie er es sich nie mehr erträumt hätte.
    Vielleicht sollte ich sie einfach als Bonus für lange entgangene Freuden ansehen? Oder gewaltsam unterdrückter sexueller Begierde und geradezu panischer Angst vor noch tiefer gehenden Emotionen. „Das hat mich bisher noch niemand gefragt“, sagte er mehr zu sich selbst, „jedenfalls nicht so direkt. Es ist eine Art Tabu.“
    Wenn überhaupt möglich, nahm sie seine Narben daraufhin noch intensiver in Augenschein. So genau hatte Rafe sich selbst schon lange nicht mehr unter die Lupe genommen, darum irritierte ihn das offensive Starren maßlos. Ein Schauer durchlief seinen muskulösen Körper und verursachte ein heftiges Ziehen in den Lenden, wie er es seit Äonen nicht verspürt hatte. Und da es so lange zurücklag, brauchte er einen Moment, um zu begreifen, dass es heiße, pure Lust war.
    „Gut, auf den ersten Blick können Sie einem zugegebenermaßen einen kleinen Schreck einjagen“, erwiderte Angel leichthin, fast neckend. „Aber schließlich sind Sie nicht das Phantom der Oper , oder?“
    Rafe konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal in der Öffentlichkeit gelacht oder auch nur geschmunzelt hätte, selbst wenn er an die Zeit vor den Narben zurückdachte. Doch irgendetwas Unerklärliches zwang seine Mundwinkel nach oben. Hilflos schüttelte er den Kopf.
    „Ich war in der Armee“, erklärte er fast brüsk, was Angel mit einem leichten Nicken quittierte. Zugleich umwölkte sich ihr Blick, als würde sie ihn nach dieser Information in eine ganz bestimmte Kategorie einordnen. Rafe hätte zu gern gewusst, in welche.
    Im nächsten Moment wunderte er sich über sich selbst. Warum, um alles in der Welt, sollte es ihn interessieren, was eine wildfremde Frau von ihm hielt?
    „Wir sind in einen Hinterhalt geraten und wurden Opfer eines Bombenanschlags.“
    Er hasste sich dafür, etwas derart lapidar preiszugeben, was niemals mit so dürren, nüchternen Worten beschrieben werden dürfte. Aber wie sollte er den Horror, den Schmerz und die Qual überhaupt in Worte fassen? Den grellen Blitz, den vernichtenden Knall. Die Freunde, die gnädigerweise sofort tot gewesen waren. Und die anderen, denen das nicht vergönnt gewesen war und die sich noch sinnlos gequält hatten, bevor sie das gleiche Schicksal ereilte. Und sich selbst, mit dem zweifelhaften Glück, nach einem albtraumhaften Marathon des Leidens, doch noch überlebt zu haben.
    Kein Wunder, dass er es kaum fertigbrachte, in den Spiegel zu schauen. Dort sah er einfach zu viele Geister …
    Da er absolut nicht vorhatte, Details zu liefern, wunderte Rafe sein vages Bedauern darüber, dass sie keine weiteren Fragen stellte. Aber abgewendet hatte sie sich auch nicht, was ihn noch mehr irritierte.
    „Ich bin Angel Tilson“, sagte die schöne Fremde lächelnd und streckte ihm die Hand so unbefangen entgegen, als gehöre es zu ihren täglichen Gewohnheiten, sich mit Monstern zu unterhalten, und als sähe sie in ihm gar nichts Beängstigendes. „Stiefschwester von Allegra, der bezaubernden zukünftigen Braut.“
    Angel … wiederholte er im Stillen und musste sich zur Ordnung rufen, um nicht womöglich noch weich zu werden oder gar an Wunder zu glauben. Doch das
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