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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon
Autoren: Julie Kenner
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während normale Leute schon lange in ihren Betten lagen. Außerdem fand ich mich immer wieder in den Krankenhäusern und im Altenheim von San Diablo wieder.
    Während der Ferien hatte ich meine Kontrollgänge auf ein Minimum zurückgeschraubt. Ehrlich gesagt, war mein Kampf mit dem Dämon Asmodis und seinen Gefolgsleuten um das Leben meiner Tochter derart anstrengend gewesen, dass ich ein bisschen unter einem Dämonenjäger-Burnout-Syndrom litt. Außerdem wollte ich nicht, dass Allie eines Nachts aufwachte und mich nirgends im Haus entdecken konnte.
    Der Polizeipsychologe hatte mich gewarnt, man müsse bei Opfern von Entführungen mit posttraumatischem Stress rechnen. Ich vermutete, dass er mehr als recht hatte. Von außen mochte Allie vielleicht ganz in Ordnung wirken, aber ich machte mir Sorgen, wie es in Wahrheit in ihrem Inneren aussah.
    Am Samstag vor Schulbeginn verbrachte Allie die Nacht bei Mindy. Ich hatte das Bedürfnis, endlich wieder zu meiner Routine als Dämonenjägerin zurückzukehren.
    Meine Patrouillen gehe ich auf zwei verschiedene Weisen an. Manchmal fahre ich einfach ziellos durch die ganze Stadt und sehe mich nach verdächtig aussehenden Personen um. Wie Sie sich wahrscheinlich vorstellen können, führt diese Methode selten zu einem Ergebnis.
    Hier und da habe ich Glück, aber meistens dienen diese groß angelegten Kontrollfahrten nur dazu, den Dämonen in Erinnerung zu rufen, dass es in dieser Stadt eine Jägerin gibt. Es soll eine klare Warnung sein, dass es für sie das Beste wäre, wieder auf Charons Kahn zu springen und in den Hades zurückzukehren.
    Mit meiner zweiten Methode bin ich meist erfolgreicher. Morgens durchforste ich erst einmal den Herold nach Vorfällen, bei denen Leute unglaublicherweise dem Tod entkamen – seien das nun Zusammenstöße mehrerer Autos, Bootsunglücke oder auch Krankenhausgeschichten, wo angeblich ein Opfer nach einem überraschend langen Herzstillstand wieder zum Leben erweckt wurde.
    Die meisten Leute halten solche Ereignisse für Wunder. Ich hingegen bin erst einmal misstrauisch. Gerade Gestorbene sind nämlich besonders anfällig für einen Dämon. Die menschliche Seele verlässt ihre Hülle, und der Dämon zieht ein. Sie können mir glauben, so etwas passiert häufiger, als man annimmt.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass es zum Beispiel gerade am Tag zuvor wieder passiert war. Am Morgen war mir eine kurze Notiz auf der Seite Vermischtes aufgefallen. Ein Geschäftsmann aus San Diablo namens Jacob Tomlinson hatte eine Handvoll Schlaftabletten genommen und sich dann entschlossen, nach Hawaii zu schwimmen. Ein Fischer hatte seinen Körper aus dem Meer gezogen, und es war ihm gelungen, den scheinbar toten Mr. Tomlinson wieder zum Leben zu erwecken.
    Die Zeitung nannte diese Rettung natürlich ein Wunder. Ich aber sah das anders.
    Da ein Dämon einige Tage braucht, um in einem neuen Körper seine volle Stärke zu entfalten, mache ich mich immer sofort auf die Suche, wenn ich einen solchen Artikel lese. Deshalb entschloss ich mich auch, in dieser Nacht von Samstag auf Sonntag zum Strand hinunterzufahren. Dämonen kehren – ähnlich wie Verbrecher – nämlich äußerst gern an den Tatort zurück.
    San Diablos nördliche Küste ist felsig und nicht leicht zugänglich. Sowohl die Kathedrale St. Mary als auch das Seniorenheim Coastal Mists befinden sich auf Klippen hoch über dem Meer und blicken auf diese unwirtliche Landschaft hinunter. Wenn man weiter nach Süden fährt, werden die scharfen Felsen nach einer Weile von einem flachen Sandstrand abgelöst, bis sich schließlich ein breiter Strand öffnet, der in den Sommermonaten unglaublich viele Touristen und auch Einwohner anlockt.
    An diesem Teil der Küste finden sich zahlreiche Parks, öffentliche Strände und kleinen Privathäfen. Da der Fischer mit seinem Boot vom Stadtstrand in der Nähe des Viertels Old Town abgelegt hatte, wollte ich erst einmal dorthin, sobald alle im Haus eingeschlafen waren.
    Ich nahm an, dass ich so gegen eins weg könnte.
    Natürlich irrte ich mich mal wieder.
    »Weniger als eine Woche«, sagte Stuart und schlang von hinten seine Arme um mich. Ich war gerade damit beschäftigt, einen Topf zu schrubben, um den fettigen, klebrigen Belag herauszubekommen. Unsere Spülmaschine war nämlich nicht in der Lage, mit so viel Schmutz auf einmal zurechtzukommen. Als ich allerdings spürte, wie sich mein Mann an mich schmiegte, verlor die Sauberkeit unserer Töpfe und Pfannen auf einmal
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