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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon
Autoren: Julie Kenner
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dass man von seiner pubertierenden Tochter als cool bezeichnet wird. Das muss man doch genießen – oder?
    »Und was ist eigentlich mit Mrs. Dupont? Weiß sie auch davon?«
    Laura Duponts Garten grenzt direkt an den unseren. Außerdem ist sie meine beste Freundin.
    »Ja«, gab ich zu. »Laura weiß davon.«
    »Hm.« Sie biss sich auf die Unterlippe, während sie darüber nachdachte. »Kann ich dann Mindy auch davon erzählen?«, fragte sie schließlich und meinte damit ihre beste Freundin, die praktischerweise Lauras Tochter ist.
    »Ich weiß noch nicht… Lass mich darüber nachdenken. Ich spreche erst einmal mit Laura. Schließlich ist es eine große Sache, zu wissen, dass es Dämonen gibt. Vielleicht willst du das deiner Freundin gar nicht zumuten.«
    Es war auch mehr gewesen, als ich meiner Freundin hatte zumuten wollen, aber zufälligerweise war sie über mein Geheimnis gestolpert, und so war mir keine andere Wahl geblieben, als ihr die Wahrheit zu sagen. Inzwischen war ich allerdings heilfroh, dass sie es wusste. Jeder braucht einen Vertrauten, und auch wenn strengste Geheimhaltung zu den Regeln der Forza gehört, wollte ich mich nicht davon abhalten lassen, andere einzuweihen, wenn ich es für nötig erachtete.
    Wir liefen eine Weile schweigend nebeneinanderher, bis Allie plötzlich stehen blieb. In ihrem Gesicht spiegelte sich Beunruhigung wider. »Oh mein Gott, Mami«, sagte sie und löste in mir sofort Panik aus. »Ich kann doch nach den Weihnachtsferien wieder zurück auf die Coronado High – oder? Ich meine, nur weil es einen Dämon im Surfclub gab, bedeutet das doch noch lange nicht, dass ich jetzt auf eine Privatschule oder so was muss. Oder?«
    »Dass du was musst?«, erwiderte ich und konnte diesmal meine Überraschung – und zugleich meine Erleichterung – nicht verbergen. Ich hatte meiner Tochter gerade mitgeteilt, dass nicht nur Dämonen in ihre Schule eingedrungen waren, sondern dass auch ihre Mutter, ihr Vater, ihr (vermeintlicher) Urgroßvater und ihr Chemielehrer allesamt als Dämonenjäger gearbeitet hatten. Und ihre Hauptsorge betraf die Frage, ob sie an derselben High-School bleiben durfte wie bisher!
    »Darüber machst du dir also Gedanken?«, fragte ich sie verblüfft.
    Halten Sie mich meinetwegen für verrückt, aber ich hätte eigentlich etwas anderes erwartet… Ich weiß nicht genau, was. Vielleicht etwas mehr Angst. Aber nachdem diese erst einmal verflogen war, schien Allie wieder ganz in ihren Teenager-Alltag zurückgekehrt zu sein. Ich hatte angenommen, mich mit einem Feuerwerk von Gefühlen, pubertären Tobsuchtsanfällen, Schreien, Kreischen und wütendem Aufstampfen auseinandersetzen zu müssen. Mit Beschuldigungen, weil ich ein Geheimnis vor ihr gehabt hatte, vielleicht sogar mit einer Bestrafung durch Schweigen.
    All das hatte ich erwartet und mich innerlich darauf vorbereitet. Ich hatte außerdem gedacht, dass sie nach dem ersten Schock und der Wut beginnen würde, mich anzuflehen, in meine Fußstapfen treten zu dürfen. Ich hatte vermutet, dass sie mich um eine Reise nach Rom anbetteln würde, dass sie Padre Corletti kennenlernen wollte. Auf jeden Fall hatte ich angenommen, dass sie zumindest ein Stilett und ein Fläschchen mit Weihwasser von mir einfordern würde.
    Ehrlich. Das gehörte auch zu den Gründen, warum ich dieses Gespräch so lange vor mir hergeschoben hatte. Ich wollte auf keinen Fall, dass meine Tochter einmal ein Leben wie ich führte. Ich wollte sie in Sicherheit wissen. Ich wollte, dass sie nachts ruhig schläft und sich nicht ängstigt – weder vor Monstern in ihrem Schrank noch vor welchen auf der Straße. Ich hatte mich schließlich unter anderem deshalb wieder darauf eingelassen, als Dämonenjägerin zu arbeiten, weil ich San Diablo zu einer dämonenfreien Stadt machen wollte. Meine Tochter mit ins Spiel zu bringen war nie meine Absicht gewesen, sondern vielmehr meine größte Angst.
    Offensichtlich hatte ich mir allerdings ganz umsonst Sorgen gemacht. Nichts von all dem, was ich mir ausgemalt hatte, war eingetreten – weder während unseres Gespräches noch danach auf dem Parkplatz, noch während der folgenden vier Wochen Weihnachtsferien. Stattdessen bekam ich… Na ja, ich bekam Allie. Vielleicht eine etwas introvertiertere Version meiner Tochter, aber das war es auch schon. Nichts an ihrem Verhalten ließ mich vermuten, dass wir jemals ein lebensveränderndes Mutter-Tochter-Gespräch geführt hatten.
    »Sie muss das alles erst einmal
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