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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
Autoren: F. Paul Wilson
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und das Haus putzen konnte. Sie war ein Energiebündel, das ehrenamtlich an allen Wohltätigkeitsaktionen in der Stadt teilnahm, egal ob die Veranstaltung von der Kirchengemeinde oder der Band der Monroe Highschool organisiert wurde.
    »Ich hatte noch ein paar Äpfel übrig, nachdem ich deinem Pa Apfelkuchen gebacken hatte, da habe ich für dich und Carol auch einen gebacken. Apfelkuchen war immer dein Lieblingskuchen.«
    »Ist er auch immer noch, Ma.« Er beugte sich herunter, um sie auf die Wange zu küssen. »Danke.«
    »Ich habe auch noch ein paar Vitamintabletten mitgebracht. Für Carol. Die sieht in letzter Zeit gar nicht gut aus. Wenn sie jeden Tag ein paar Vitamine bekommt, geht es ihr bestimmt bald besser.«
    »Carol geht es gut, Ma.«
    »So sieht sie aber nicht aus. Sie wirkt abgespannt. Ich weiß nicht, woran das liegen kann. Du etwa?«
    »Ihr fehlt nichts, Ma!«
    »Na gut!« Sie wischte sich imaginäre Krumen von den Händen und sah sich in der Küche um. Jim wusste, dass sie die Spüle, die Schränke und den Boden inspizierte, um zu sehen, ob Carol auch die Reinlichkeitsstandards aufrechterhielt, für die Jims Ma zuvor sein ganzes Leben lang gesorgt hatte. »Wie läuft es so?«
    »Alles in Ordnung, Ma. Was ist mit dir und Pa?«
    »Auch gut. Pa ist auf der Arbeit.«
    »Genau wie Carol.«
    »Hast du geschrieben, als ich gekommen bin?«
    »So ungefähr.«
    Nicht ganz die Wahrheit, aber das spielt auch keine Rolle. Ma betrachtete freischaffende Schriftstellerei sowieso nicht als richtige Arbeit. Wenn Jim in Teilzeit als Redakteur der Nachtschicht beim Monroe Express arbeitete, dann war das richtige Arbeit, weil er dafür Geld bekam. Er konnte stundenlang da herumsitzen und Däumchen drehen, während er darauf wartete, dass irgendetwas Berichtenswertes in der Gesamtgemeinde Monroe, Long Island, passierte, aber in Mas Augen war das richtige Arbeit. Vor einer Schreibmaschine zu sitzen und sich Sätze aus dem Hirn zu quälen, die sich mit Zähnen und Klauen dagegen wehrten, zu Papier gebracht zu werden, war etwas ganz anderes.
    Jim wartete geduldig. Schließlich sprach sie es aus: »Gibt es was Neues?«
    »Nein, Ma. Es gibt nichts ›Neues‹. Warum fängst du nur immer wieder damit an?«
    »Weil es für mich als Mutter eine elterliche Oblegenheit …«
    »Obliegenheit, Ma«, korrigierte er. »Obliegenheit.«
    »Das sagte ich doch – elterliche Oblegenheit, immer wieder zu fragen, ob und wann ich Großmutter werde.«
    »Glaub es mir, Ma. Wenn wir es wissen, dann erfährst du es sofort, das verspreche ich dir.«
    »Na gut.« Sie lächelte. »Aber denk dran, wenn Carol irgendwann mal vorbeikommt und sagt ›Ach übrigens, ich bin im dritten Monat‹, dann werde ich dir das nie verzeihen.«
    »Selbstverständlich würdest du das.« Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wenn du nichts dagegen hast, dann muss ich jetzt …«
    Es klingelte an der Tür.
    »Erwartest du Gesellschaft?«
    »Nein. Ich habe ja nicht einmal mit dir gerechnet.«
    Jim ging zur Tür. Davor stand der Briefträger und hatte einen Brief in der Hand.
    »Ein Einschreiben, Jim. Das hätte ich beinahe vergessen.«
    Jims Herz raste, als er den Rückschein unterschrieb.
    »Danke, Carl.«
    Vielleicht hatten sie es sich bei Doubleday doch anders überlegt.
    »Ein Einschreiben?«, fragte Ma, als Jim die Tür schloss. »Wer schickt dir denn ein Einschreiben?«
    Seine freudige Erwartung schwand, als er den Absender las.
    »Das ist von einer Rechtsanwaltskanzlei! Aus New York.«
    Er riss das Kuvert auf und las die kurze Mitteilung. Und dann noch einmal. Es ergab auch beim zweiten Mal noch keinen Sinn.
    »Nun?« Ma juckte es offenbar in den Fingern, auch einen Blick auf den Brief zu werfen. Ihre Neugier zog das Wort quälend in die Länge.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Jim und reichte ihr den Brief. »Da steht, dass ich bei der Testamentseröffnung von Dr. Roderick Hanley anwesend sein soll. Ich werde als einer der Erben aufgeführt.«
    Das war verrückt. Dr. Roderick Hanley war einer der reichsten Männer in Monroe. Oder war es gewesen, bis er am letzten Sonntag bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Er war so etwas wie eine lokale Berühmtheit. Er war kurz nach dem zweiten Weltkrieg in die Gemeinde Monroe gezogen, die damals kaum mehr als ein kleines Dorf war, und hatte in einer der großen Villen direkt am Meer gelebt. Ein weltbekannter Genetiker, der durch analytische Messverfahren reich geworden war, die er entwickelt und patentiert
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