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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
Autoren: F. Paul Wilson
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hatte. Für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Genetik hatte er den Nobelpreis bekommen.
    Jim wusste alles über Hanley, weil er für den Express den Nachruf auf den Mann geschrieben hatte. Der Tod von Doktor Hanley war die Schlagzeile in Monroe gewesen. Wenn Jims Recherchen richtig waren, musste das Vermögen von Doktor Hanley bei etwa zehn Millionen Dollar liegen.
    Aber Jim hatte den Mann nie getroffen. Warum sollte der ihn also in seinem Testament bedenken?
    Es sei denn –
    Mit einem Mal wurde ihm alles klar.
    »Guter Gott, Ma, meinst du nicht …?«
    Ein Blick in ihr gequältes Gesicht zeigte ihm, dass sie zu dem gleichen Schluss gekommen war.
    »Ach Ma, guck doch nicht so …«
    »Ich muss mich mit deinem Vater treffen – ich meine, mit Jonah«, korrigierte sie sich hastig, gab ihm den Brief zurück und wandte sich ab.
    Sie nahm ihren Mantel und zog ihn an, während sie bereits zur Tür ging.
    »Ach, Ma, du weißt, das spielt keine Rolle. Du weißt, es ändert gar nichts.«
    Sie blieb an der Tür stehen. In ihren Augen glitzerte es. Sie schien aufgewühlt … und verängstigt.
    »Das hast du schon immer gesagt. Jetzt werden wir sehen, ob es stimmt, nicht wahr?«
    »Ma …« Er trat einen Schritt auf sie zu.
    »Lass uns später reden, Jimmy.«
    Dann war sie zur Tür hinaus und hastete durch den Garten zu ihrem Wagen. Jim stand da und sah ihr nach, bis seine schnellen Atemzüge das Glas beschlugen. Es gefiel ihm nicht, dass sie so aufgebracht war.
    Als sie gefahren war, wandte er sich ab und las den Brief noch einmal.
    Kein Zweifel. Er gehörte zu den Erben des Hanley-Vermögens. Ehrfurcht erfasste ihn. Dr. Roderick Hanley, das Genie. Seine Hand, die den Brief hielt, zitterte. Das Geld, das er vielleicht bekommen würde, bedeutete nichts im Vergleich zu dem, was der Brief nicht sagte – nicht sagen konnte.
    Er rannte zum Telefon, um Carol anzurufen. Sie würde genauso aufgeregt sein, wie er es war. Nach all diesen Jahren, nach all seinen Nachforschungen – er musste es ihr sofort erzählen!
     
    2.
     
    »Wann kann ich wieder nach Hause?«
    Carol Stevens sah auf den alten Mann hinunter, von dem die Frage kam. Calvin Dodd, 72 Jahre, kaukasisch, männlich, vorübergehende Zerebralischämie.
    Er sah erheblich besser aus als noch vor einer Woche, als er aus der Notaufnahme auf die Station verlegt worden war. Da hatte er noch einen sieben Wochen alten Bart gehabt und trug einen zerlumpten, mit Essensresten verschmierten alten Morgenrock, der nach Urin stank. Jetzt lag er in einem sauberen Bett und trug ein gestärktes Krankenhausnachthemd. Er war glatt rasiert – das hatten die Schwestern gemacht – und roch nach Hautcreme.
    Carol brachte es nicht übers Herz, ihm die Wahrheit zu sagen.
    »Sie können das Krankenhaus verlassen, sobald wir das verantworten können, Mr Dodd, das verspreche ich Ihnen.«
    Das beantwortete die Frage des Mannes zwar nicht, aber es war auch keine Lüge.
    »Weswegen kann ich das jetzt noch nicht?«
    »Wir versuchen noch, eine Pflegehilfe für Sie zu finden.«
    In diesem Moment kam Bobby von der Essensausgabe herein und holte Mr Dodds Frühstückstablett ab. Er musterte Carol von oben bis unten und zwinkerte ihr zu.
    »Du siehst gut aus«, meinte er mit einem Lächeln.
    Er war gerade zwanzig geworden und versuchte verzweifelt, sich Koteletten wachsen zu lassen, und er war hinter jedem Rock her, sogar wenn es um eine »ältere Frau« ging, wie er sie einmal bezeichnet hatte.
    Carol lächelte und deutete mit dem Daumen über die Schulter zur Tür: »Mach, dass du weg kommst, Bobby.«
    »Mir gefällt die Frisur«, sagte er und war verschwunden.
    Carol strich sich über ihr langes, sandfarbenes Haar. Sie hatte es einige Jahre lang schulterlang mit Außenwelle getragen, aber jetzt ließ sie es wachsen. Sie hatte die knabenhafte Figur und das ovale Gesicht, zu dem lange glatte Haare passten, fragte sich aber manchmal, ob es die Mühe wirklich wert war. Es erforderte manchmal eine Menge Aufwand, damit es glatt blieb und nicht verfilzte.
    Mr Dodd zerrte an dem Gurt, mit dem er auf dem Bett fixiert war. Er war mit einem Handgriff zu lösen, aber das hatte ihm niemand mitgeteilt.
    »Wenn Sie mir wirklich helfen wollen, dann machen Sie das Ding hier ab.«
    »Es tut mir leid, Mr Dodd. Der Arzt hat das so angeordnet. Er befürchtet, Sie könnten aus dem Bett klettern und wieder stürzen.«
    »Ich bin nicht gestürzt. Wer erzählt so einen Mist?«
    Seiner Krankenakte zufolge hatte Mr Dodd dreimal
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