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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung
Autoren: F. Paul Wilson
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herausfinden! Er wird das über sich erfahren!«
    Und dann zerbarst die Maschine um sie herum.

I
     
    Dienstag, 20. Februar 1968
    Monroe, Long Island
     
    1.
     
    Eine Gestalt nahm in der Dunkelheit Form an, Schatten verschmolzen, vereinten sich zu einem unheiligen Gebilde. Es bewegte sich. Völlig lautlos wurde die Nacht zu Fleisch und glitt auf sie zu.
     
    Jim Stevens lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und starrte das Blatt in der Schreibmaschine an. Das war nicht so, wie er es wollte. Er wusste, was er ausdrücken wollte, aber die Worte gaben es nicht wieder. So, als würde er neue Worte brauchen, eine neue Sprache, um sich auszudrücken.
    Am liebsten hätte er jetzt eine große Szene gemacht. So etwas wie: Das Papier aus der Maschine reißen, es zusammenknüllen und in den Papierkorb werfen. Aber Jim hatte in den vier Jahren, die er jetzt Tag für Tag schrieb, gelernt, dass man nichts wegwerfen sollte. Irgendwo in diesem Konglomerat unveröffentlichter Worte, die er zu Papier gebracht hatte, konnte sich eine Szene verbergen, ein Bild, eine Formulierung, die vielleicht noch für spätere Zwecke nützlich war.
    Bedauerlicherweise herrschte kein Mangel an unveröffentlichtem Material. Es waren Hunderte von Manuskriptseiten. Zwei komplette Romane, die säuberlich in Pappschachteln im obersten Fach der Abstellkammer lagen. Er hatte sie überall angeboten, bei jedem New Yorker Verlag, der Belletristik veröffentlichte, aber niemand hatte Interesse gezeigt.
    Es war aber auch nicht so, dass es gar keine Veröffentlichungen von ihm gab. Er blickte auf Der Baum, einen modernen Horrorroman, der einsam in dem ansonsten verwaisten Fach im Bücherschrank stand, das für seine Werke bestimmt war. Doubleday hatte den Roman vor zwei Jahren gekauft und ihn im letzten Sommer mit dem Werbeaufwand veröffentlicht, der bei den meisten Erstlingswerken betrieben wird: Null. Die wenigen
    Besprechungen, die das Buch bekommen hatte, waren so lustlos wie die Verkaufszahlen und es verschwand unbemerkt wieder aus den Buchhandlungen. Keiner der Taschenbuchverlage hatte es nachdrucken wollen.
    Das Manuskript eines vierten Romans lag links oben auf der Ecke seines Schreibtisches und die Absage von Doubleday lag darauf. Er hatte gehofft, der überraschende Erfolg von Rosemaries Baby würde ihm in diesem Fall zugute kommen, aber Fehlanzeige.
    Jim langte hinüber und nahm den Brief in die Hand. Er war von Tim Bradford, seinem Lektor bei Der Baum. Obwohl er ihn auswendig kannte, las er ihn erneut.
     
    Lieber Jim,
    es tut mir leid, aber ich kann ›Angelica‹ nicht herausbringen. Ich mag den Stil und ich mag die Charaktere, aber für dieses Sujet gibt es keinen Markt. Niemand hat Interesse an einer Geschichte über einen Succubus in der heutigen Zeit. Ich kann nur noch einmal das wiederholen, was ich dir bereits im letzten Jahr bei unserem Essen gesagt habe: Du hast Talent und du hast eine gute, vielleicht sogar eine großartige Karriere als Romancier vor dir, wenn du nur aufhörst, dieses Horrorzeug zu schreiben. Horrorromane haben keine Zukunft. Wenn du fantastische Sachen schreiben willst, halte dich an Sci-Fi. Ich weiß, du willst jetzt einwenden, dass ›Rosemaries Baby‹ immer noch auf der Bestsellerliste steht, aber das spielt keine Rolle. Dieser Levin-Roman ist eine vollkommene Ausnahme. Horror ist eine Sackgasse. Das Thema ist seit der Atombombe und den Sputniks und all den anderen realen Gegebenheiten, die schon gruselig genug sind, überholt.
     
    Vielleicht hat er ja recht, dachte Jim, und schnippte den Brief auf den Schreibtisch zurück. Er schüttelte die Nachwehen der schrecklichen Enttäuschung ab, die er empfunden hatte, als er den Brief geöffnet hatte.
    Aber was sollte er tun? Diese fantastischen Sachen waren alles, was er schreiben wollte. Als Kind hatte er Science Fiction gelesen und es hatte ihm auch gefallen, aber schreiben wollte er so etwas nicht. Er wollte den Menschen Angst machen! Er erinnerte sich an die Ängste und den Grusel, den er bei der Lektüre von Autoren wie Bloch und Bradbury, Matheson und Lovecraft erlebt hatte, als er ihre Werke in den Fünfziger- und frühen Sechzigerjahren gelesen hatte. Er wollte, dass auch seinen Lesern vor Angst der Atem stockte, er wollte mit ihnen das machen, was seine eigenen Vorbilder mit ihm getan hatten.
    Er war entschlossen, nicht aufzugeben. Es gab eine Leserschaft für seine Werke, da war er sich sicher. Er brauchte nur einen Herausgeber, der genug auf dem Kasten hatte, um
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