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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell
Autoren: F. Paul Wilson
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so. Eine Baukunst, die heute niemand mehr beherrscht.«
    Die einzelnen Steinblöcke interessierten Wörmann nicht. Er deutete auf den Boden. »Sie meinten eben, unten befänden sich weitere Räumlichkeiten.«
    »Zwei Reihen in jeder Wand, jedes Zimmer mit einem Schlitzfenster, durch das man in die Schlucht sehen kann, und mit einer Tür zum Korridor, der die Verbindung zum Hof darstellt.«
    »Ausgezeichnet. Sie eignen sich hervorragend als Mannschaftsquartiere. Nun zum Turm.«
    Die Architektur des Wachturms hielt weitere Überraschungen bereit. Er wies insgesamt fünf Etagen auf, und in jedem Stock fand Wörmann eine aus zwei großen Zimmern bestehende Wohnung, die den ganzen Platz beanspruchte – abgesehen von einem schmalen Treppenabsatz. Die steinernen Stufen führten in einem steilen Zickzack an der Nordwand empor.
    Wörmann keuchte nach dem anstrengenden Aufstieg, lehnte sich über die Brüstung und starrte auf den langen Di nu-Paß. In Gedanken wählte er schon die besten Plätze für die Panzerabwehrkanonen und Granatwerfer aus.
    »Von hier oben aus entgeht einem nichts«, sagte er mehr zu sich selbst.
    Alexandru gab eine unerwartete Antwort. »Es sei denn, es kommt Nebel auf, was in dieser Jahreszeit in jeder Nacht geschieht.«
    Wörmann nahm sich vor, seine Wachen darauf hinzuweisen. Sie mußten nicht nur die Augen offenhalten, sondern auch die Ohren spitzen.
    »Wo sind die Vögel?« fragte er nach einer Weile.
    »Im Bereich der Feste habe ich noch nie welche gese hen«, erwiderte Alexandru unheilvoll.
    »Erscheint Ihnen das nicht seltsam?«
    »Dieses Gebäude an sich ist schon seltsam genug, Herr Major. Denken Sie nur an all die Kreuze. Ich habe schon als zehnjähriger Knabe aufgehört, nach einer Erklärung zu suchen. Die Feste existiert; nur darauf kommt es an.«
    »Wer hat sie erbaut?« erkundigte sich Wörmann und wandte sich von dem alten Mann ab, um nicht zu sehen, wie er wieder mit den Schultern zuckte.
    »Wenn Sie fünf verschiedene Personen fragen, bekommen Sie fünf verschiedene Antworten. Manche sagen, einer der alten Fürsten aus der Walachei habe die Feste errichten lassen. Andere sprechen in diesem Zusammenhang von irgendeinem türkischen Sultan. Einige Leute glauben sogar, ein Papst hätte sie erbaut. Niemand kann eine genaue Antwort geben.«
    Sie kehrten auf den Hof zurück und hörten lauter Hammerschläge. Alexandru runzelte die Stirn und ging in die entsprechende Richtung. Wörmann folgte ihm. Als der alte Rumäne mehrere Soldaten sah, die auf die Wände einschlugen, drehte er sich erschrocken zum Offizier um.
    »Herr Major, Ihre Leute brechen die Steinblöcke auseinander!« brachte er hervor. Seine Augen funkelten plötzlich. »Das dürfen sie nicht!«
    Wörmann seufzte. »Von einem Auseinanderbrechen kann keine Rede sein. Sie treiben nur ganz gewöhnliche Nägel in die Fugen, in Abständen von jeweils drei Metern. Wir haben zwei Generatoren, und meine Männer verlegen Kabel für die Beleuchtung.«
    Sie gingen durch den Korridor weiter, und nach einer Weile bemerkten sie einen Soldaten, der auf dem Boden kniete und mit seinem Bajonett an der Mauer kratzte. Alexandru gestikulierte nervös.
    »Und was ist mit ihm?« fragte er rauh. »Hat er auch die Aufgabe, irgendwelche Glühbirnen aufzuhängen?«
    Wörmann trat leise näher, blieb hinter dem Mann stehen, der versuchte, die Spitze seiner langen Klinge unter das massive Metall eines Kreuzes zutreiben. Irgendetwas tief in ihm begann zu zittern, als er den Gefreiten bei seinen Bemühungen beobachtete.
    »Wer hat Sie damit beauftragt, Soldat?«
    Der Mann zuckte überrascht zusammen und ließ das Bajonett fallen. Er wandte sich um und wurde blaß, als er den befehlshabenden Offizier erkannte. Rasch stand er auf.
    »Antworten Sie mir!« donnerte Wörmann.
    »Niemand, Herr Major.« Der Soldat nahm Haltung an und blickte starr geradeaus.
    »Welche Aufgabe wurde Ihnen zugeteilt?«
    »Ich sollte beim Verlegen der Kabel helfen.«
    »Und was machen Sie hier?«
    »Ich … ich …«
    Wörmann holte tief Luft. »Ich möchte von Ihnen wissen, warum Sie sich wie ein verdammter Vandale verhalten und nicht wie ein deutscher Soldat. Nun?«
    »Es ging mir um das Gold, Herr Major«, erwiderte der Gefreite verlegen. »Ich hörte das Gerücht, daß diese Feste als päpstliche Schatzkammer errichtet worden ist. Und all die Kreuze … Sie sehen aus, als bestünden sie aus Gold und Silber. Ich wollte nur …«
    »Sie vernachlässigen Ihre Pflicht, Soldat. Wie
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