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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell
Autoren: F. Paul Wilson
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Zwischenfall am Nachmittag fiel ihm ein, und damit einher ging ein neuerliches Vibrieren von Furcht. Gefreiter Lutz, der mit seinem Bajonett versuchte, ein Kreuz aus dem Stein zu lösen …
    Ich kenne solche Typen: Unruhestifter, die nur ihre eigenen Interessen im Sinn haben, sich schwer einfügen. Wörmann nahm sich vor, mit Oster zu sprechen und ihn aufzufordern, Lutz im Auge zu behalten.
    Kurz vor dem Einschlafen überlegte er, ob ihn Alexandrus Alptraum erwartete.

2. Kapitel
     
    Die Feste
    Mittwoch, 23. April • 03.40 Uhr
     
    Gefreiter Hans Lutz hockte unter einer trüb leuchtenden Glühbirne; er lehnte mit dem Rücken an der kalten Wand und rauchte eine Zigarette. Er hatte den Helm abgenommen, und das matte Licht fiel auf blondes Haar, ein jugendlich wirkendes Gesicht, in dem sich vager Trotz zeigte. Seine Glieder schmerzten, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sein Bettzeug auszubreiten, unter die Decke zu kriechen und für einige Stunden alles zu vergessen.
    Aber er durfte die Augen nicht schließen. Die Zuteilung der ersten Wache für die kommenden sieben Tage – für die kommenden sieben Nächte, verbesserte er sich in Gedanken – war schon schlimm genug. Aber wenn man ihn dabei ertappte, daß er im Dienst schlief … Vielleicht kam Major Wörmann herunter, um ihn zu kontrollieren. Nein, er mußte wach blei ben.
    Was für ein Mist, daß er mich heute nachmittag erwischt hat. Seit seiner Ankunft in der Feste dachte Lutz immer wieder an die Kreuze, und nachdem er sich eine Stunde lang in ihrer unmittelbaren Nähe aufgehalten hatte, war die Versuchung zu groß geworden. Sie sahen wie Gold und Silber aus, obwohl ihm das unmöglich, geradezu absurd erschien. Er hatte herausfinden müssen, ob seine Vermutungen zutrafen, und deshalb befand er sich jetzt in Schwierigkeiten.
    Nun, wenigstens wußte er jetzt Bescheid: Es handelte sich nicht um Edelmetall, sondern nur um Messing und Nickel. Doch der Preis, den er für diese Erkenntnis zahlen mußte, waren sieben lange, schlaflose Nächte.
    Er wölbte die Hände um das Glühen der Zigarette. Mann, ist das kalt hier! Noch kälter als auf dem Wehrgang, wo Ernst und Otto patrouillierten. Lutz hatte geahnt, daß er im Keller mit sehr niedrigen Temperaturen rechnen mußte, aber er hoffte auf eine Chance, einige Rätsel der Bastion zu lösen.
    Er glaubte noch immer daran, daß sich irgendwo päpstliche Schätze verbargen. Es gab zu viele Hinweise darauf, und einer der offensichtlichsten bestand in den zahllosen Kreuzen. Nun, es waren keine großen, symmetrischen, achtspitzigen Malteserkreuze, aber das spielte keine Rolle. Hinzu kamen die vielen Zimmer, ohne jede Einrichtung. Sie ermöglichten nur eine Schlußfolgerung: Sie waren nicht als Unterkünfte geplant. Dann der Umstand, daß die alte Festungsanlage in einem perfekten Zustand erhalten wurde. Irgend jemand bezahlte dafür, schon seit Jahrhunderten. Seit Jahrhunderten! Lutz kannte nur eine Organisation, die groß genug war und über die notwendigen Mittel verfügte: die katholische Kirche.
    Seiner Meinung nach erfüllte dieses Kastell einen einzigen Zweck: Sie diente als Schatzkammer des Vatikans.
    Irgendwo befanden sich gehortete Kostbarkeiten, hinter den Mauern vielleicht oder im Boden. Er mußte sie finden.
    Lutz beobachtete die Wand auf der anderen Seite des Korridors. Dort waren besonders viele Kreuze ins Gestein eingelassen, und natürlich sahen sie alle gleich aus …
    Bis auf das ganz links, am Rand des von der Glühbirne erhellten Bereichs. Es spiegelte das Licht etwas anders wider als die übrigen …
    Lutz nahm das Gewehr, das quer auf seinen Knien lag, lehnte es an die Wand. Aufgeregt nahm er das Bajonett zur Hand und kroch durch den Korridor. Als die Spitze der Klinge den senkrechten Balken des Kreuzes berührte, wußte er sofort, daß er etwas entdeckt hatte. Das Metall war wesentlich weicher als Messing – so weich und gelb, wie es nur reines Gold sein konnte.
    Die Hände des Gefreiten begannen zu zittern, als er das Messer dicht neben dem Kreuz ansetzte und bohrte. Es knirschte leise, und schon nach kurzer Zeit traf er auf festen Widerstand. Die Klingenspitze steckte nun direkt hinter dem senkrechten Holm – wenn er sich weiterhin bemühte, sollte es ihm eigentlich gelingen, das Kreuz in einem Stück aus dem Stein zu lösen. Lutz holte tief Luft, schloß beide Hände um den Griff des langen Messers und drückte zu. Irgend etwas gab nach.
    Er verharrte, wich ein wenig zurück und fluchte
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