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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman
Autoren: Katri Dietz
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hatte. Oder in mehreren Farben: Den Flur blau, pink und lila, das Wohnzimmer gelb und orange, die Küche knallgrün, Majas Zimmer pink und grün mit orange, und unser Schlafzimmer in Altrosa mit Weiß. Das Bad hatte ich so gelassen, wie es war. Mit seinen grünen Siebzigerjahre-Kacheln hatte es etwas schön Schäbiges, und » Schäbbi-Schick« war ja nun gerade in. Ich hatte unsere eigene kleine Villa Kunterbunt geschaffen. Natürlich hatten wir uns vorher abgesprochen, jedenfalls gab er mir sein Okay, die Wände dezent farbig zu gestalten. Ich glaube aber, dass wir nicht ganz die gleiche Vorstellung von dezent hatten, deshalb gab ich mich damit zufrieden, wenn Jonas die Ausmaße von » Kunterbunt« erst am Morgen nach dem Umzug erfuhr.
    Nachdem ich im Schein einiger Teelichter Kartons mit Küchenzeugs ausgepackt, Jonas die Betten aufgebaut und ich Maja hingelegt hatte, bezog ich unsere Matratzen, benutzte das erste Mal unsere neue alte Dusche und ging hundemüde schlafen.
    Währenddessen waren Jonas und seine Freunde die ganze Nacht damit beschäftigt herauszufinden, warum genau unsere Elektrik nicht funktionierte. Irgendwas war da schiefgelaufen, und es hatte mit Leitungen und Sicherungen zu tun. Anstatt sich also endlich zu seiner lieben Frau schlafen zu legen, fuhrwerkte Jonas mit Tom, Gerrit, Andi und Max, die genauso wenig Ahnung von Elektrokram hatten wie er, mit Taschenlampen und Schraubenziehern im Sicherungskasten herum.
    Ich ließ ihnen den Spaß, klopfte meinen Schwiegereltern Gute Nacht (dreimal kurz), gab Maja in ihrem Gitterbett noch ein Küsschen, wobei ich fast mit zu ihr ins Bett gefallen wäre, als ich mich so tief vornüberbeugte, und legte mich dann endlich hin. Ein rosa Prinzessinnenschlafzimmer hatte ich mir schon immer gewünscht. Lächelnd räkelte ich mich in eine bequeme Position und träumte von Himmelbetten, von mir auf einem Podest und einer süßen Maja im rosa Designer-Outfit von Versace, als Jonas mich unsanft weckte.
    » Schaaaatz?« Rüttelrüttel. Penetrant schüttelte er an meiner Schulter, und ich wollte nicht aufwachen. Es war doch alles gut, wir waren umgezogen, was sollte das Gerüttel? Ich war doch gerade erst eingeschlafen. Aua, mein Traum.
    » Du machst alles kaputt«, murmelte ich. » Was ist denn los?«
    » Schatz, wir müssen raus, die Feuerwehr kommt gleich!«
    Ich war mit einem Mal hellwach und setzte mich senkrecht auf. » Wie– die Feuerwehr?«
    » Wir hatten eben ein kleines Feuer, uns ist eine der Leitungen angekokelt, als wir das Licht angemacht haben, obwohl wir sicher waren, dass alles richtig war.«
    Ich nahm meine Hello-Kitty-Schlafbrille ab. » Dann solltet ihr vielleicht nicht die Feuerwehr holen, sondern einen Elektriker«, stellte ich fest und blinzelte in die Taschenlampe, die Jonas auf mich gerichtet hatte. Wieso konnten diese Jungs nicht mal jemanden fragen, der sich mit so etwas auskennt? Hatte ich Bock, jetzt in meinem Snoopy-Schlafanzug auf die Straße zu treten und dort zu bibbern?
    » Soll das heißen, uns brennt jetzt gleich die Bude ab?«, fragte ich ungläubig. Ich sprang aus dem Bett, zog mir eine Jeans an und wollte zu Maja rennen, um sie zu retten. Roch ich etwa schon Rauch in der Luft?
    » Kein Grund zur Panik!«, sagte Jonas beruhigend und hielt mich zurück.
    » Wie bitte? ›Hallo, wach mal auf, es kommt gleich die Feuerwehr!!‹, soll kein Grund zur Panik sein?« Ich sah Jonas ungläubig an und zog eine genervte Schnute. Es roch doch eindeutig nach Rauch, wir mussten hier raus! Mir taten die Arme und Schultern vom Kistenschleppen weh, ich hatte mich gefreut auf die erste entspannte Nacht im neuen Haus, und was machte er? Er spielte an den Elektroleitungen herum wie ein kleiner Junge und rief dann die Feuerwehr auf den Plan.
    » Sophie, nein, es ist nur eine Sicherheitsmaßnahme!«
    » Und die kann nicht bis morgen früh warten?« Ich wurde langsam ärgerlich. » Dann geh ich eben mit Maja zu deinen Eltern rüber.«
    Jonas schaute auf den Boden und murmelte etwas wie: » Audabei.«
    » Was ist los?«, fragte ich gereizt.
    » Die müssen auch raus, die ganze Straße muss raus, alles wird evakuiert«, sagte er jetzt, und in der Ferne hörte ich Feuerwehrsirenen. Das war doch jetzt wohl bestimmt noch Teil meines Traumes, oder? Aber wieso konnte ich nicht weiter von Himmelbetten und Donatella Versace träumen, warum musste ausgerechnet die Feuerwehr in meinem Traum auftauchen? Und wo kam auf einmal mein Schwiegervater her?
    » Hallo, hallo,
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