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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz
Autoren: Gregory Maguire
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dass sie keinen hat. Das arme Jüngelchen, das als Erstes versucht, mit ihr seinen Spaß zu haben, soll nur aufpassen! Die knipst ihm zum Andenken den Schniedel ab!«
    Die Hebammen krochen in die Uhr zurück und legten das Kind auf der Mutterbrust ab; an Gnadentod dachten sie nicht mehr, sie wollten nicht noch mal von dem Säugling gebissen werden. »Vielleicht hackt sie als nächstes die Zitze ab, da wird Ihre Hochwohlgeborene Rammdösigkeit fix wieder zu sich kommen«, kicherte die Alte. »Aber was für ein Kind, das schon vor dem ersten Tropfen Muttermilch Blut leckt!« Sie stellten ein Töpfchen mit Wasser in die Nähe, und im Schutze des nächsten Regengusses patschten sie von dannen, auf der Suche nach ihren Söhnen und Männern und Brüdern, um sie zu schelten und zu schlagen, wenn sie verfügbar waren, oder zu beerdigen, wenn nicht.
    Im Halbdunkel starrte der Säugling auf die regelmäßigen geölten Zähne der Zeituhr droben.

Um Heilung des Unheils bemüht
    T agelang brachte Melena es nicht über sich, das Balg anzuschauen. Sie hielt es, wie es sich für eine Mutter gehörte. Sie wartete darauf, dass das Grundwasser der Mutterliebe anstieg und sie überflutete. Sie weinte nicht. Sie kaute Spitzlappblätter, um Abstand von dem Unglück zu bekommen.
    Es war eine Sie. Ein Mädchen. Wenn sie allein war, versuchte Melena umzudenken. Das zappelnde, unglückliche Bündel war nicht männlich; es war nicht kastriert; es war weiblich. Es schlief und sah dabei aus wie ein Haufen Kohlblätter, die man gewaschen und zum Abtropfen auf den Tisch gelegt hatte.
    In einem Panikanfall schrieb Melena nach Kolkengrund, um Ämmchen dem Ruhestand zu entreißen. Frex fuhr mit einer Kutsche nach Hintersteinfurt, um Ämmchen an der Poststation abzuholen. Auf dem Rückweg fragte sie Frex, was denn im Argen liege.
    Â»Im Argen.« Er seufzte und versank in Gedanken. Ämmchen begriff, dass sie ihre Worte schlecht gewählt hatte, denn jetzt gingen Frex andere Dinge durch den Kopf. Er fing an, allgemein etwas über das Wesen des Bösen zu murmeln. Ein Vakuum, entstanden durch die unerklärliche Abwesenheit des Namenlosen Gottes, aufgefüllt vom Einstrom geistlichen Gifts. Ein Strudel.
    Â»Ich will wissen, wie der Zustand des Kindes ist!«, explodierte Ämmchen. »Ich muss nichts vom Universum erfahren, wenn ich irgendwie von Nutzen sein soll, sondern von einem bestimmten Kind! Warum lässt Melena mich kommen und nicht ihre Mutter? Warum kein Brief an ihren Großvater? Er ist schließlich die EminenzThropp, herrje! Melena kann ihre Pflichten nicht so gründlich vergessen haben, oder ist das Leben bei euch auf dem Lande noch schlimmer, als wir dachten?«
    Â»Es ist schlimmer, als wir dachten«, sagte Frex grimmig. »Das Kind – du solltest darauf gefasst sein, Ämmchen, damit du keinen Schreck bekommst –, das Kind hat einen Schaden.«
    Â»Einen Schaden?« Ämmchen fasste den Griff ihrer Tasche fester und schaute auf die rotblättrigen Perlfruchtbäume am Straßenrand. »Frex, erzähl mir alles.«
    Â»Es ist ein Mädchen«, sagte Frex.
    Â»Weiß Gott ein Schaden«, sagte Ämmchen spöttisch, aber wie üblich merkte Frex die Spitze nicht. »Na, immerhin bleibt der Titel eine weitere Generation in der Familie. Hat sie sämtliche Gliedmaßen?«
    Â»Ja.«
    Â»Mehr als nötig?«
    Â»Nein.«
    Â»Trinkt sie?«
    Â»Wir können es nicht an die Brust lassen. Es hat außergewöhnliche Zähne, Ämmchen. Es hat Haifischzähne oder so was in der Art.«
    Â»Na, sie ist nicht das erste Kind, das aus der Flasche oder einem Lappen trinkt statt aus der Brust, mach dir darüber keine Sorgen.«
    Â»Es hat die falsche Farbe«, sagte Frex.
    Â»Welche Farbe ist denn die falsche?«
    Eine Weile konnte Frex nur den Kopf schütteln. Ämmchen mochte ihn nicht, und sie würde ihn auch nicht mögen lernen, aber sie wurde milder gestimmt. »Frex, so schlimm kann es nicht sein. Es gibt immer einen Ausweg. Erzähl es dem Ämmchen.«
    Â»Es ist grün«, sagte er schließlich. Ȁmmchen, es ist grün wie Moos.«
    Â» Sie ist grün, willst du sagen. Es ist eine Sie, um Himmels willen!«
    Â»Das ist nicht der Wille des Himmels.« Frex fing zu weinen an. »Der Himmel hat nichts davon, Ämmchen, und der Himmel hält nichts
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