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Wicked - Die Hexen von Oz

Wicked - Die Hexen von Oz

Titel: Wicked - Die Hexen von Oz
Autoren: Gregory Maguire
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davon. Was sollen wir tun?«
    Â»Ruhig Blut.« Ämmchen verabscheute Männer, die weinten. »Ganz so schlimm wird es schon nicht sein. In Melenas Adern fließt kein Tropfen gemeines Blut. Was immer sich das Kind eingefangen hat, das Ämmchen wird es schon wieder richten. Vertraue nur dem Ämmchen.«
    Â»Ich habe auf den Namenlosen Gott vertraut«, schluchzte Frex.
    Â»Wir arbeiten nicht immer gegeneinander, Gott und das Ämmchen«, sagte Ämmchen. Sie wusste, dass das Lästerung war, aber sie konnte sich den Hieb nicht verkneifen, wo Frex gerade so wunderbar wehrlos war. »Keine Bange, ich werde Melenas Familie kein Sterbenswörtchen verraten. Wir bringen das blitzschnell in Ordnung, und niemand muss etwas davon erfahren. Hat die Kleine einen Namen?«
    Â»Elphaba«, sagte er.
    Â»Nach der heiligen Aelphaba vom Wasserfall?«
    Â»Ja.«
    Â»Ein guter alter Name. Ihr werdet den üblichen Kosenamen Fabala gebrauchen, nehme ich an.«
    Â»Wer weiß, ob sie überhaupt lange genug lebt, um einen Kosenamen zu erhalten.« Frex klang, als hoffte er auf diesen Ausgang.
    Â»Interessante Landschaft. Sind wir schon in Wederhartung?«, fragte Ämmchen, um das Thema zu wechseln. Aber Frex war innerlich zugeklappt und achtete kaum mehr darauf, die Pferde auf den richtigen Weg zu lenken. Das Land war schmutzig, trostlos, bäurisch; Ämmchen wünschte, sie wäre nicht in ihren besten Reisesachen gefahren. Straßenräuber konnten auf den Gedanken kommen, dass eine so vornehm aussehende ältere Frau Gold mit sich führte, und damit hätten sie recht gehabt, denn Ämmchen trug ein goldenes Strumpfband, das sie vor Jahr und Tag aus dem Boudoir der gnädigen Frau gestohlen hatte. Was für eine Schande, wenn dieses Strumpfband all die Jahre später an Ämmchens immer noch wohlgeformtem Schenkel auftauchte! Doch Ämmchens Ängste waren unbegründet, denn die Kutsche rollte ohne Zwischenfall in den Hof des Pfarrhauses ein.
    Â»Lass mich gleich als Erstes das Kind sehen«, sagte Ämmchen. »Es wird Melena eine Last abnehmen, wenn ich schon weiß, womit wir eszu tun haben.« Und das war nicht schwer zu bewerkstelligen, denn dank einiger Spitzlappblätter döste Melena vor sich hin, während die Kleine leise quäkend in einem Korb auf dem Tisch lag.
    Ã„mmchen zog sich einen Stuhl heran, damit sie sich nichts tat, wenn sie auf der Stelle ohnmächtig wurde. »Frex, stell den Korb auf den Boden, damit ich hineinschauen kann.« Frex gehorchte und fuhr dann los, um Pferde und Kutsche Bfie zurückzubringen, der sie selten für bürgermeisterliche Verpflichtungen benötigte, aber sie gelegentlich auslieh, um politisches Kapital daraus zu schlagen.
    Ã„mmchen sah, dass der Säugling in Windeln gewickelt und der Mund mit einer Schlinge unterm Kinn und über den Ohren zugebunden war. Die schnaufend emporgereckte Nase sah aus wie ein kleiner Giftpilz, und die Augen waren offen.
    Ã„mmchen beugte sich näher heran. Das Kind konnte nicht älter sein als, was, drei Wochen? Doch als Ämmchen sich hin und her bewegte und das Profil der Stirn aus diesem Winkel und jenem betrachtete, um den Verstand zu beurteilen, verfolgten sie die Augen des Mädchens. Sie waren tiefbraun, die Farbe umgepflügter Erde, mit Glimmer gesprenkelt. In jedem Augenwinkel war ein Netz zarter roter Linien, als ob von der Anstrengung des Guckens und Verstehens die Äderchen geplatzt wären.
    Und die Haut, ach ja, die Haut war grün wie die Sünde. Keine hässliche Farbe, fand Ämmchen. Nur keine menschliche Farbe.
    Sie streckte die Hand aus und strich mit dem Finger über das Bäckchen der Kleinen. Das Kind zuckte zurück und drückte das Rückgrat durch, und das Wickeltuch, in das es vom Hals bis zu den Zehen fest eingepackt war, ging auf wie eine Schote. Ämmchen biss die Zähne zusammen und war entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Die Kleine hatte Ober- und Unterleib entblößt, und die Haut auf der Brust hatte dieselbe auffällige Farbe. »Habt ihr das Kind überhaupt schon mal angefasst, ihr zwei?«, murmelte Ämmchen. Sie legte die flache Hand auf die schwer atmende Brust des Kindes, so dass ihre Finger die kaum sichtbaren kleinen Brustwarzen bedeckten, und ließ sie dann nach unten gleiten, um die Beschaffenheit dort zuuntersuchen. Das Kind war nass und schmutzig, schien aber von
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