Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber
Autoren: Der Kuss des Vampirs
Vom Netzwerk:
jagen und abschlachten.« »Du lügst.«
    »Sie tun, was sie tun müssen, um zu überleben. Aber das hat nichts mit Hass zu tun, sondern mit Hunger.«
    »Du lügst, sobald du den Mund aufmachst! Sie hassen uns und ge- nießen es, uns umzubringen!«
    »Glauben Sie? Erinnern Sie sich noch daran, wie Ihr Vater starb? Wie er spurlos verschwand?«
    Die Worte schienen aus weiter Ferne zu kommen – merkwürdig wi- derhallende Worte, entsetzliche Worte. Denn sie konnte unmöglich da- von wissen, es sei denn –
    Plötzlich wuchtete er sich im Bett hoch. Sie sprang zurück, aber er stürzte sich dennoch auf sie – und wurde von den Ketten zurückgehal-

ten. Er war völlig hilflos.
    Sie stand über ihm, die blitzschnell entsicherte Magnum in der Hand. Irgendwer hatte dem Luder beigebracht, wie man mit Waffen umging. »Keine Bewegung!«, brüllte sie. »Wenn Sie sich rühren, knalle ich Sie ab!«
    Er starrte zu ihr auf. »Du bist eine verdammte Lügnerin, du Hexe!« Aber ihm war klar, dass sie nicht log. Sie wusste von seinem Vater, obwohl er gegenüber diesen Leuten niemals ein Wort über die Ge- schichte verloren hatte.
    »Ihr Vater wurde getötet, weil er aus einer Familie stammte, deren Ursprung auf eine fehlgeschlagene genetische Mutation zurückging. Wir nehmen an, dass Sie als Einziger übersehen wurden. Leider, denn nun haben Sie Miriam mit weiß Gott was geschwängert.«
    »Das Baby existiert wirklich?«
    »In zwei Wochen gibt es die ersten Ultraschallbilder.«
    Während seines Wutausbruchs musste sie einen geheimen Alarm- knopf gedrückt haben, denn plötzlich stürmten Miriam und Sarah her- ein. Auch sie hielten Magnum-Revolver in den Händen. Gab es um die Ecke ein Waffengeschäft, oder was?
    Er legte sich wieder hin. Ihm blieb keine andere Wahl.
    Wenn das kein Rückschlag ist, dachte Paul.
    Im Laufe der nächsten Tage erklärte Dr. Sarah Roberts ihm ganz me- thodisch Dinge über sich, die er nicht einmal im Traum für möglich ge- halten hätte. Sie nahm ihm Blut ab und zeigte es ihm unter dem Mikro- skop. Er sah die eigenartigen Blutkörperchen, die sein früherer Haus- arzt für eine gutartige Zelldeformation gehalten hatte. Dann nahm sie vor seinen Augen Miriam Blut ab und legte beide Proben nebeneinan- der unter das Mikroskop.
    Er war nicht blind, aber er konnte es noch immer nicht glauben. Er klammerte sich an den Gedanken – der lächerlich war, wie er im Grunde seines Herzens wusste –, dass dies alles ein riesiger Zufall sein musste. Denn es konnte nicht sein, dass in seinen Adern Vam- pirblut floss. Unmöglich !
    Sarah erstellte eine Chromosomen-Karte und zeigte ihm, in welcher Weise sich in dem Bereich, der als 19a22.1. bekannt war, sein neun- zehntes Chromosom von dem eines normalen Menschen unterschied. Sie wies ihn auf kleinere Unterschiede in sechzehn seiner insgesamt dreiundzwanzig Chromosomen hin. Dann zeigte sie ihm Miriams Chro-

mosomenkarte. Sie wies exakt dieselben Abweichungen auf wie er – und dazu drei weitere an anderen Stellen.
    Diese drei Stellen repräsentierten das Bedürfnis, Blut zu trinken, die hohe Intelligenz und das ewige Leben.
    Pauls Großvater war einhundertelf Jahre alt geworden. Die ganze Familie war so. Angeblich hatte es vor einigen Jahrhunderten einen Ward gegeben, der es sogar auf das stattliche Alter von einhundert- neunzehn Jahren gebracht haben sollte.
    Sie erklärte ihm, dass er wegen der andersartigen Chromosomen mit einer gewöhnlichen Frau wahrscheinlich niemals ein Kind würde zeu- gen können, dass dies mit Miriam aber sehr wohl möglich war. Letztlich musste er es sich eingestehen. Er war einer von ihnen. Am liebsten wäre er im Erdboden versunken. Hätte er es gekonnt, hätte er sich eine ihrer verdammten Knarren in den Mund gesteckt.
    Im Schlaf suchten ihn grausige Albträume heim. Er sehnte sich nach dem Tod; er flehte Gott an, ihn umzubringen. Doch er starb nicht. Stattdessen wurde er kräftiger und kräftiger und genas, so wie er im- mer – selbst von den schwersten Krankheiten – rasch genesen war. Nur jetzt kannte er den Grund dafür. Es lag an dem verfluchten Vam- pirblutin seinen Adern!
    Manches Mal erwachte er und sah Miriam an seinem Bett stehen. Sie wechselte seine Verbände und kümmerte sich um sein Stechbe- cken, brachte ihm Essen und fragte ihn nach seinen Schmerzen. Mor- gens und Abends untersuchte ihn Sarah. Sie war stets kühl und di- stanziert. Immer wenn sie alleine waren, drohte sie ihm: »Wenn Sie ihr weh tun oder ihr das Herz
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher