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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over
Autoren: Myra Çakan
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geöffneten Augen in die Dunkelheit starrend, bis sie nur noch aus grauen, lauernden Schatten bestand.

    Irgendwann musste er eingeschlafen sein. Er wachte auf, als ihm die Sonne in die Augen schien. Das Licht kam von oben durch die kleine Dachluke und er brauchte eine ganze Weile, ehe er sich erinnerte. Die Stimmen, Fremde waren ins Haus gekommen. Hatte er nur geträumt? Nein, er konnte sie immer noch hören, laut und unbekümmert schallten unverständliche Wortfetzen zu ihm herauf.
    Als er auf Zehenspitzen durch sein Zimmer bis an den Treppenansatz huschte, wurden die Stimmen deutlicher. Verstehen konnte er die Worte aber immer noch nicht. Er lehnte sich vor und versuchte, ins untere Stockwerk zu spähen. Da roch er es, ein wunderbarer, vertrauter Geruch – heiße Suppe mit Einlage.
    Wie war es den Eindringlingen nur gelungen, den Küchenherd anzustellen? Es gab doch seit Monaten weder Strom noch Gas in dem Haus. Die Neugierde siegte über die Angst. Und immer noch barfuß und in seinen Schlafsack eingewickelt, stieg er die Treppen hinunter.
    Sie hatten Feuer in dem Kamin gemacht und einen Kochtopf auf einen improvisierten Grill gestellt. Der Junge wurde ärgerlich, sie taten ja gerade so, als ob das Haus und alles darin ihnen gehörte.
    »He, das dürft ihr nicht!«
    Seine Empörung trug ihn ins Wohnzimmer, mitten in eine Gruppe bunt gekleideter Leute. Seine eigene Stimme schrillte fremd in seinen Ohren. Sie sahen ihn nur an, drei Männer und eine unglaublich alte Frau.
    »Mon petit chico, vitte, vitte.« Die alte Frau winkte ihn mit ihrem knochigen Zeigefinger zu sich.
    Garfield fand, dass sie fatal an die böse Hexe aus dem Knusperhäuschen erinnerte. Er wich langsam zurück und stolperte natürlich über seinen Schlafsack. Niemand versuchte ihn aufzuhalten, stattdessen hielt ihm einer der Männer einen Teller hin.
    Wahrscheinlich war es ein ganz übler Trick. Doch Garfields Magen hatte den Befehl über seine Beine übernommen. Er streckte die Hand aus. Und weil sie alle auf dem staubigen Teppichboden hockten, setzte er sich einfach dazu.
    Er hatte überhaupt nicht gemerkt, wie sehr er richtiges warmes Essen vermisst hatte, bis zu dem Augenblick, als er den dampfenden Teller auf den Knien balancierte. Und er beschloss, sollten die Fremden ihn auffordern, mit ihnen zu gehen, würde er zustimmen. Er war lange genug allein gewesen. Aber noch war nichts entschieden, und was, wenn sie eine Familie von Massenmördern waren und er ihr nächstes Opfer? Garfield kaute heftig und dachte noch angestrengter nach. Denken machte ihn hungrig, das war schon immer so gewesen. Automatisch hielt er den Teller hin, um sich noch einen Nachschlag zu holen.
    »Du, kleiner Junge, allein?« Der Mann, der ihm den Teller gefüllt hatte, sah ihn neugierig an.
    »Na ja, ich bin auf der Durchreise, sozusagen.« Garfield war doch nicht blöde und band den Typen auf die Nase, dass niemand auf ihn wartete. »Meine Alten«, er umfasste das Zimmer, das Haus mit einer großzügigen Geste, »sind schon mal vorgefahren.« Garfield redete sich langsam warm. Er fand, dass er unheimlich cool klang. »Mein Alter hat ’nen Job gekriegt, unten in München, da sind sie hin. Ich mach hier nur noch den Laden dicht, dann kommt meine Tante Ulla und bringt mich runter –«, eine weitere ausdrucksvolle Geste folgte, »nach Süden eben«.
    »Aha.«
    Garfield wurde schlagartig klar, was dieses »aha« bedeutete, sie hatten ihm nicht ein Wort geglaubt. Er löffelte stumm seinen Teller leer. Ihm war etwas schwindelig, so viel zu überdenken hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Ob sie es zugeben würden, wenn sie eine Mörder-Bande waren? Schließlich, was hätte er schon zu verlieren, wenn er sie danach fragte?
    »Wer seid ihr?« Da war es ihm auch schon rausgerutscht.
    »Rojalspiertater-Truppe.«
    Das klang ziemlich harmlos, fand Garfield, der allerdings nicht die leiseste Ahnung hatte, was dieses Genuschel bedeuten sollte. Er machte ein interessiertes Gesicht und fragte: »Und was macht denn so eine Rosapie-Truppe so?«
    »Royal Shakespeare Theater Truppe. Stupido!«
    Das war das erste und letzte Mal, dass er die komische alte Frau etwas deutlich aussprechen hörte. Die drei Männer schienen über das Ereignis noch verwunderter zu sein, schließlich kannten sie die Alte ja auch besser. Sie konferierten eine ganze Weile miteinander – Garfield verstand nicht ein Wort, ahnte aber, dass es um ihn ging. Dann kam der Mann, der ihm die Suppe gegeben hatte, auf
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