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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over
Autoren: Myra Çakan
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roten Plastikschälchen für die Opfer der letzten Flut. Nachdem es bei der letzten Flutwarnungsfeier zu einer spontanen Verpuffung der chemischen Rückstände auf der Wasseroberfläche gekommen war, waren die Kerzen verboten. Doch niemand hielt sich daran.
    Hamburg. Das war als Tante Clara-Susanna anfing, immer seltsamer zu werden. Sie unterlief eine Metamorphose, in der sie sich von einer Schauspielerin zur Prophetin verwandelte. Was eigentlich gar kein so großer Unterschied sei, meinte Alfredo einmal. Garfield musste ihm zustimmen. Und als dieses seltsame Mädchen mit dem großen Rucksack und der Schneebrille durch den alten U-Bahntunnel auf sie zukam, schien dies ein Signal für ihn zu sein, wieder einmal weiterzuziehen. Schließlich war es Neujahrsabend, die einzige Nacht im Jahr, in der man Vorsätze fasste, nur um sie später wieder zu brechen – völlig ungestraft, versteht sich. Und wollte die Welt da draußen ihn nicht haben – nun, dann wollte er sie auch nicht.

Die rasende Johanna

    Es geschah ganz unmerklich. Irgendwie hatte das sinkende Bruttosozialprodukt damit zu tun, so genannte gute Beziehungen waren allerdings auch schuld. Es wurde immer schwieriger, Gesetzesvorlagen zum Flut-Schutz durchzubringen, und ein kleines Land wie Holland hatte nur geringes Mitspracherecht in der EU. Seit einigen Jahren galt da, was bissige Wirtschafts-Journalisten »das Faustrecht der Prärie« nannten. Nachdem die Nordseeküste mit schöner Regelmäßigkeit von den Herbst-, Winter- und Frühjahrsstürmen heimgesucht wurde, hofften die Anrainerstaaten auf Zuschüsse der EU. Stattdessen wurde die Idee einer Gruppe experimentierfreudiger Wissenschaftler erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Da der Leidensdruck der Niederländer am größten war, sollten sie es sein, die als Erste in den zweifelhaften Genuss des Projektes »Steel-Sand« kamen. Was die innovativen Wissenschaftler mit guten Beziehungen zur damaligen Regierung nicht bedachten, war die Verseuchung des Bodens und des Grundwassers durch emsige Tulpen- und Tomatenanbauer. Die Dünger- und Pestizidrückstände gingen eine interessante Verbindung mit den Bakterien von Projekt »Steel-Sand« ein, und der zunächst erfolgreich »aufgeschäumte« Sand fiel wie ein Soufflé zusammen. Das Ergebnis konnten rund dreihunderttausend Hochwassertouristen bei der nächsten Sturmflut bewundern. Es war das Letzte, was sie in ihrem Leben sehen sollten. Der Name des Sturmes, der die Flut auslöste, war Johanna gewesen. Doch es kamen neue Touristen, im Winter, als das Wasser zu Eis wurde und ganz Holland eine gigantische Eisbahn. Mit Speedslidern rasten sie um die Wette, und es gab in jeder Woche mehr Tote als früher zur Urlaubszeit auf Deutschlands Autobahnen.

Beam mich hoch, Scotty

    Das Erste, was in sein Bewusstsein drang, war die kühle Feuchtigkeit zwischen seinen Schultern. Zuerst glaubte Blue, es sei der Luftzug der Klimaanlage, dann bemerkte er, dass er schwitzte. Es war ungesunder Schweiß, er ließ alle Energie aus seinem Körper strömen.
    Der Traum, er hatte wieder diesen Traum gehabt, einen Traum, der immer wiederkehrte und jedes Mal diese Leere in seinem Kopf zurückließ. An jenen seltenen Tagen, an denen er einigermaßen klar war, dachte er, dass dieser Traum und die damit verbundene Leere eine Metapher für sein jetziges Leben sei. Zum Glück kamen diese drogenfreien Tage nicht oft vor, und meistens hielt er den Traum und sein körperliches Schwächegefühl für die Folgen des Entzugs. Doch gegen dieses Gefühl gab es ein einfaches und immer griffbereites Mittel, und das gleiche Mittel verhinderte auch, dass er über die andere Seite des Traumes nachdachte.
    Tonia schnarchte, er konnte nur ihre schwarzen Locken sehen, die die Kissen und ihr Gesicht bedeckten. Er wusste, ihr Mund würde halb geöffnet sein, er versuchte sich vorzustellen, dass sie irgendwie unschuldig aussah, wie ein kleines Mädchen, aber das Bild wurde unscharf, die Ränder zerflossen vor seinem inneren Auge und er gab auf.
    Sie war stoned und, wenn er Glück hatte, für diese Nacht befriedigt. Sie war gleichzeitig prüde und unersättlich und sie hatte ihn gekauft.
    »Blue erledigt seine Auftritte immer mit vollem Körpereinsatz.« Lachende Stimmen, spöttisch und neidisch zugleich – die Mitglieder seiner Band.
    Es dauerte eine Weile, bis er die Schüsse hörte. Drogen, solange er es noch kontrollieren konnte – »lass die Finger von diesem Alien-Zeug«. Pierce. Gedankenfetzen, die eine
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