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When the Music's Over

When the Music's Over

Titel: When the Music's Over
Autoren: Myra Çakan
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Geschichte ergaben, deren Ende er nicht kennen wollte. Wieder Schüsse, Geschrei, sein Instinkt überwand die Kokslethargie und er rollte sich vom Bett. Wieder Schüsse, dann Schreie – Stille. Unsicher verharrte er, halb sitzend, halb liegend. Ein Summen war in seinem Kopf, das Summen der Stille. Er kroch wieder auf das breite Bett. Koksparanoia. Lässt einen Dinge hören, Dinge sehen, die nicht da sind, Dinge, die sich aus dem Drogenuniversum in die reale Welt materialisieren wollen.
    »Beam mich hoch, Scotty.« Er lachte leise und dann, gerade als es im Haus wieder laut wurde, schlief er ein. Bis ihn ein weiterer Alptraum in die reale Welt zurückkatapultieren würde.

    »Ich bin dein Fan Nummer eins, Blue.« Worte wie aus einem billigen Roman, wie von einem billigen Groupie. Aber Tonia Sakamoto war nicht billig. Sie wollte ihn und sie kriegte ihn – und die ganze Band dazu, wie es Teil des Deals gewesen war. Das war vor vielen Wochen gewesen. Und seine Hoffnung, dass sie seiner bald überdrüssig werden würde, hatte sich nicht erfüllt. Er war ihr Gefangener, ihr Lustsklave – so hatte sie ihn einmal im Scherz genannt, und er war noch nie so dicht dran gewesen, eine Frau zu schlagen. Hätte er es nur getan. Vielleicht wäre dann alles zu Ende gewesen, auch wenn zu Ende bedeutete, von Tonias Bodyguards zu Brei geschlagen zu werden. Er überlegte, ob er die Schmerzen überhaupt spüren würde – was waren schon körperliche Schmerzen, sie gingen irgendwann vorbei. Doch die Schmerzen, die tief in ihm waren, die hörten nie auf. Und jetzt kannte er nur noch eine Art, mit ihnen umzugehen – die Drogen, die Tonia so großzügig für ihn bereithielt und die für ihn immer wichtiger wurden: um zu schlafen, um aufzuwachen, um zu überleben. Scheiße, jetzt haben sie dich auch, kleiner Bruder. Willkommen, lachte Pierce.
    Sie taten so, als würden sie Songs für ein neues Runners-Album einüben, Tonia hatte versprochen, ihnen Studiozeit und die anschließende Promotion-Tour zu finanzieren. Stattdessen saßen die Jungs den ganzen Tag in der Sonne und ließen sich von Tonias Bodyguards Drogen und Groupies ins Haus bringen. Und keiner wusste besser als Blue, dass es keine neuen Songs zum Einspielen gab.

    Sie war in seine Garderobe gekommen, kaum dass die Band von der Bühne runter war. Er hätte um seine Gage gewettet, dass sie sich nicht mal die Show bis zu Ende angesehen hatte. Warum auch, es ging ihr nicht um die Musik, sie wollte ihn, den vergessenen Helden der Cyber-Generation – diesen zweifelhaften Titel hatte ihm vor langer Zeit ein Musikjournalist, der besonders einfallsreich sein wollte, verliehen.
    Ihre schwarzen Haare waren sorgfältig zu einem Lockenturm hochgekämmt. Um den Hals, an einer großgliedrigen Platinkette, trug sie eins von diesen sagenhaften Alien-Schmuckstücken, und ihr schlanker, fast schon hagerer Körper war in schwarzes Echt-Leder eingeschweißt. Er fand, dass sie wie eine aufgetakelte Sado-Maso-Braut aussah.
    »Blue? Was für ein seltsamer Name.«
    Ungezwungen ließ sie sich in den einzigen Sessel in der engen Künstlergarderobe fallen, schlug die langen Beine übereinander. Sie musterte erst ihn – die Schlange nahm Maß an ihrer Beute –, dann die schimmeligen Wände mit den halb abgerissenen Plakaten – Namen von Bands, die nur noch Insider der Szene kannten – und füllte zwei dieser Plastikgläser zum Zusammenstecken mit Champagner, der in einem Kühler neben ihr stand. Sie war vorbereitet.
    Es war schon eine Weile her, dass Blue nach einem Gig Champagner angeboten worden war. Die Runners hatten schon lange keinen Hit mehr gehabt, und mit ihrer nachlassenden Popularität war auch die Qualität der Clubs gesunken. Bald würden sie nur noch die lausige Vorgruppe für irgendein heißes Kid aus der Provinz oder einen dieser schmierigen Kult-Priester machen. Wenn er nach der Show erschöpft im Tourbus saß und nicht einschlafen konnte, stellten sich unweigerlich solche Szenarien ein.
    Er lehnte an der Wand und hielt seine schwarze Gibson wie einen Schutzschild vor sich. Fremde Menschen, besonders Frauen, machten ihn oft unsicher und auf eine gewisse Art wehrlos. Er wollte keine Feindschaften, aber er wollte auch nicht noch mehr von sich preisgeben, als er es mit seinen Songs schon tat. Früher hatten sie ihn oft gefragt, wie persönlich seine Songtexte seien, und er hatte immer ausweichend geantwortet. Heute fragte ihn niemand mehr danach. Seit einigen Jahren, seit dieser Kult
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