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Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Titel: Wettflug mit dem Tod (Orion 10)
Autoren: Hans Kneifel
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genießen wollen, nicht wahr?«
    »Bedaure, McLane«, brummte Wamsler. »Not kennt kein Gebot.«
    »Ich kenne eine ganze Menge ähnlicher witziger Sprichwörter«, erwiderte Cliff. »Ich darf also meinen Urlaub und den meiner Crew aus gewissen Gründen als abgebrochen, aufgehoben, nicht existent und so weiter betrachten?«
    Villa lächelte sarkastisch und deutete auf die Männer, die neben ihm saßen.
    »Warum sollte es Ihnen besser ergehen als mir und meinen Leuten?«
    Cliff nickte und fragte zurück:
    »Ja – warum sollte es uns besser ergehen?«
    Nacheinander standen die Teilnehmer auf, verabschiedeten sich voneinander und verließen den Kleinen Sitzungssaal. Wamsler, Tamara und Cliff waren die letzten und blieben kurz nebeneinander stehen. Cliff betrachtete Marschall Wamsler lange und vorwurfsvoll und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Marschall ... warum trifft es eigentlich immer nur mich und meine Crew?« fragte er leise. »Ich nehme an, dahinter steckt System. Ich werde jetzt zum xtenmal mitten aus dem Urlaub abgerufen ... meine Crew dazu. Ließe sich das nicht ändern?«
    Wamsler starrte ihn an, als habe er Glühlampen statt Augen im Kopf.
    Dann zeigte er auf die riesige Projektion der Raumkugel.
    »Mann!« sagte er fast feierlich, »Sie haben wenig Vorzüge, aber einen haben Sie gründlich!«
    »Was, bitte?« erkundigte sich Cliff nicht ohne Neugier.
    »Keine Ahnung.«
    In gewissen Situationen war sogar der besonnene Kommandant in der Lage, einen vorsätzlichen Mord zu begehen. Diesmal beherrschte er sich mannhaft, schluckte und fragte halblaut:
    »Sicher haben Sie einen Grund für diese Äußerung, Sir!«
    »Sicher habe ich einen«, sagte Wamsler laut. »Sehen Sie hier diese Projektion, sehen Sie die unzähligen Lämpchen? Die Raumkugel steckt voller lauernder Gefahren, und Sie denken an Urlaub! Sind Sie noch zu retten? Die Erde ruft, McLane! Nehmen Sie die Watte aus Ihren großen Ohren und hören Sie auf diesen Ruf. Und jetzt beleidigen Sie bitte meine Netzhäute nicht länger!
    Gehen Sie.
    Und kommen Sie mit Ihrer Crew in fünfunddreißig Stunden achtundfünfzig Minuten in mein Büro!«
    Cliff nickte und salutierte übertrieben exakt.
    »Sie sind so gut zu mir, Raummarschall!« sagte er, nahm Tamara an der Hand und verließ zielstrebig den Kleinen Sitzungssaal. Es brauchte drei Stunden und mehrere Gläser hochprozentigen Alkohols an der Bar des Casinos, um seinen Ärger hinunterzuspülen.
    Und dabei kannte Cliff McLane sein Ziel noch nicht ...

 
2
     
    Die Aufstellung in diesem Raum entsprach der unterschwelligen Bedeutung der Szene: Hinter dem mächtigen Tisch im Büro Wamsler saßen der Raummarschall und sein Adjutant.
    Wamsler war rund sechsundfünfzig Jahre alt, schwarzhaarig, mit großen buschigen Brauen und schwarzen Augen; in seiner schwarzen Uniform wirkte er düster und wie drohend. Ein schwerer, wuchtiger Mann mit großen Händen und einer hohen Stirn, der mit der Beharrlichkeit einer uralten Schildkröte über die Belange seiner Abteilung wachte. Neben ihm saß schweigend Michael Spring-Brauner.
    Er war der Ordonnanzleutnant Wamslers, ein ebenso großer und ebenso alter Mann wie McLane, der ziemlich gut aussah und dies natürlich wußte. Mit Cliff verband ihn eine Urfehde, die so alt war wie die Beziehungen beider Männer. Und dazu noch hatte Spring-Brauner den Fehler gemacht, sich der Funkerin Helga Legrelle zu nähern. Dies stellte in den Augen der ORION-Crew ein Verbrechen des Hochverrats dar.
    Wamsler starrte McLane an, und Spring-Brauner konnte seine Augen nicht von Helga Legrelle losreißen. Die anderen Personen im Raum wurden dadurch fast bedeutungslos, was natürlich nicht stimmte.
    Lydia van Dyke stand neben Tamara Jagellovsk und einem Commander der Schnellen Raumverbände, einem hageren Mann namens C. O. Erickson. Über der gesamten Szene lag ein beklemmendes Schweigen.
    Cliff McLane dachte, daß ohnehin alles sinnlos sei, nachdem er seinen Urlaub hatte abbrechen müssen und ging scharf zu einem Frontalangriff vor.
    »Herr Spring-Brauner«, sagte er leise, aber in einem gefürchteten Tonfall, »ich habe Grund zu der Annahme, daß Sie Ihre gesamte, nicht eben unbeträchtliche Intelligenz darauf verwendet haben, der ORION einen möglichst netten Auftrag zu verschaffen. Wir alle sind hier versammelt, um Ihren Ausführungen zu lauschen. Hätten Sie wohl die Güte?«
    Spring-Brauner verzog indigniert sein Gesicht und holte Atem.
    »Selbstverständlich«, sagte er und warf einen
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