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Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Titel: Wettflug mit dem Tod (Orion 10)
Autoren: Hans Kneifel
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worden ist. Wir haben sämtliche Daten der Zentralen Rechenanlage eingegeben, haben ein Programm entworfen und die Maschine beschäftigt. Die Ergebnisse liegen jetzt vor uns.«
    Cliff und Tamara wechselten einen langen Blick des Einverständnisses.
    »Ich kenne diesen Bericht«, sagte Wamsler laut und drehte sich halb herum, so daß er von Wennerström ins Gesicht sehen konnte. »Und ich weiß nicht recht, an welcher Stelle Sie das Problem sehen.«
    Der Staatssekretär bedachte Wamsler mit einem fast mitleidigen Blick, schlug mit dem Handrücken leicht gegen seine Notizen und erwiderte:
    »Wir haben die Verantwortung für vierhundert Planeten. Die meisten von ihnen sind fest in einem wirtschaftlichen Bezugssystem integriert. Sie leben davon, daß die Überschüsse ihrer Landwirtschaft oder Industrie weitergegeben werden. Sie tauschen diese Überproduktion gegen Rohfabrikate oder Basismaterial. Diese Planeten sind kein Risiko, weil sie niemals nach gewaltsamer Unabhängigkeit streben werden – sie sind zu spezialisiert dazu. Sahagoon war eine Ausnahme; es kam hier noch ein unheilvoller halbmythischer Einfluß dazu.«
    Oberst Henryk Villa, klein und schmal, hob die Hand. Mit einem mokanten Lächeln erkundigte er sich.
    »Von Wennerström! Darf ich einen Einwand vorbringen?«
    »Ja, bitte.«
    Von Wennerström vertrat die Erdregierung und war gleichzeitig der Verbindungsmann zwischen der Legislative und der Exekutive; hier befand er sich im Zentrum der Ausführungsorgane. Der Mann war ehrgeizig und machtbesessen, und seine gelegentliche Arroganz wurde nur von seiner mangelnden Bildung in technischen Fragen übertroffen. Da er sich hier vor einem Gremium von Fachleuten befand, trat er etwas weniger bestimmt auf.
    »Sie haben uns bisher geschildert, wo wir keine Gefahren finden werden. Wir alle sind, durch Ihre Ausführungen beunruhigt, sehr neugierig zu erfahren, wo wir die Gefahren sehen können.«
    Wamsler lachte dröhnend auf und schlug sich mit der flachen Hand auf die Oberschenkel.
    Von Wennerström erschrak sichtlich und erwiderte hölzern:
    »Die Gefahren für die Erde kommen eindeutig von den jungen, erst vor kurzem besiedelten Planeten. Es sind im Verhältnis zu den fest integrierten knapp die Hälfte.«
    Der Chef der Erdstreitkräfte, Kublai-Krim, meldete sich zu Wort.
    »Sind das Gefahren, die wir militärisch lösen können? Schließlich haben wir eine Flotte.«
    »Wir können jedes Problem mit der Flotte lösen«, sagte Lydia van Dyke mit spröder Stimme. »Vorausgesetzt, wir haben keine andere Absicht, als verwüstete Planeten zu hinterlassen, die wir mit viel Geld vorher kolonisiert haben. Sollten Sie das gemeint haben, Kublai?«
    »Natürlich nicht ... aber: Wo liegt das Problem bei den neukolonisierten Welten?«
    »Nehmen wir zum Beispiel den Planeten Tareyton. Dort leben genau dreißigtausend Kolonisten. Sie haben im wesentlichen nichts anderes zu tun, als die Robotmaschinen zu warten. Aber der Planet hält für sie derart viele Lebensmöglichkeiten bereit, daß sie gut existieren können ohne die Erde, ohne mit anderen Welten zu handeln. Sie können also versuchen, unabhängig zu werden.«
    Sir Arthur stand auf und deutete auf die Projektion der Raumkugel.
    »Wir haben dieses sogenannte Imperium gegründet. Wir haben aber niemals daran gedacht, einzelnen Planeten die Unabhängigkeit zu verweigern. Wie können wir also andere Welten zwingen, unsere eigene Auffassung zu teilen?«
    »Denken Sie an die Extraterrestrier, Sir Arthur!« warnte Villa.
    Sir Arthur schwieg einige Sekunden lang, dann senkte er den Kopf mit den eisgrauen Haaren und sagte:
    »Sie haben recht, Oberst Villa.«
    Villa lächelte überlegen.
    »Meistens«, murmelte er.
    »Sobald sich diese Planeten nur wirtschaftlich unabhängig gebärden, hat niemand etwas dagegen. Wir müssen aber die Gewähr haben, daß sie uns in dem Moment helfen, da uns andere Mächte angreifen. Diese Gewähr haben wir dann nicht, wenn sich politisch andersdenkende Gruppen entwickeln. Wir sind zu groß geworden, meine Herren! Wir können nicht mehr zurück. Kleinliche Rücksicht würde den Anfang vom Untergang bedeuten!«
    Von Wennerström hatte sich warmgeredet. Er bevorzugte schwingende Gesten und große Worte, und er fiel in dieser Versammlung von wirklichkeitsnahen Praktikern unangenehm auf.
    »Ich erkenne in Umrissen, was Sie sagen wollten«, wandte Villa ein. »Die Erdregierung kann auf keinen der rund vierhundert Verbündeten verzichten. Jeder Planet ist
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