Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Titel: Wettflug mit dem Tod (Orion 10)
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Wamslers Büro umgeleitet. Wamsler hörte zu, wurde bleich und begann zu toben.
    Sekunden vergingen langsam, schleichend, qualvoll ...
    »Resonanzkontakt, Cliff!«
    »Versuche festzustellen, ob es ein Lastschiff ist oder ein Kreuzer.«
    »Wird gemacht.«
    Atan nahm seine Bestimmungen vor und identifizierte fünfzehn Sekunden später das Schiff eindeutig als Frachter, der von Tareyton kam. Er gab sein Zeichen, und Cliff hob den Kopf. Er sah in die Augen Mario de Montis, der seinen Platz im Werferstand eingenommen hatte.
    »Ich gehe nach Plan vor«, sagte Cliff.
    »Verstanden.«
    Die ORION befand sich jetzt in geringerer Entfernung als einer astronomischen Einheit vom Planeten entfernt Sie nahm Fahrt auf, beschleunigte und fegte dem anderen Diskus entgegen. Helga versuchte pausenlos, mit dem Fremden in Funkkontakt zu kommen ... vergeblich. Die beiden Schiffe näherten sich, und das Ziel des Frachters war deutlich die Erde. Er verringerte selbst dann, als Cliff genau auf Kollisionskurs war, nicht die Geschwindigkeit und die Richtung des Anflugs.
    »Wir greifen an«, sagte Cliff.
    Die ORION raste mit gesteigerter Geschwindigkeit auf den Fremden zu, bremste ab, dann brachte Cliff das Schiff in Position. Mario hatte den Fremden in der Zieleinrichtung, und dann drückte er den Feuerknopf. Er war an den Werfern ausgebildet, und er wußte, wohin er zielen mußte. Lange, weiße Feuerstreifen rasten von den Spitzen der Werfernadeln auf den Fremden zu und zerfetzten die Hülle, unter der die Antriebselemente eingebaut waren. Schuß um Schuß verließ die Nadeln, und das fremde Schiff wurde vollständig bewegungsunfähig geschossen. Es wurde von einem Traktorstrahl der ORION erfaßt und angehalten. Jetzt trieb es ohne Eigenimpuls im Raum, und zwei letzte Schüsse zerschmolzen die Schleusen der LANCET-Startschächte.
    »Tadellos, Mario!« sagte Cliff.
    Vor ihm auf dem runden Schirm drehte sich hilflos der Frachter. Das Schiff war, abgesehen von den Maschinen, vollständig intakt, aber es konnte keinen Meter aus eigener Kraft zurücklegen.
    »Nummer eins«, sagte Mario. »Wo sind die anderen?«
    »Immer langsam«, erwiderte Helga laut. »Zuerst werden wir uns die Schreie Wamslers anhören müssen. Er ist in meinem Empfänger. Bildfunk über EOS IV.«
    »Durchstellen«, sagte Cliff.
    »Marschall Wamsler«, brüllte er, als der schreiende und wütend gestikulierende Raummarschall auf einem der Videoschirme auftauchte, »hören Sie zuerst, was ich Ihnen zu sagen habe!«
    »Was bilden Sie sich ein! Alphaorder! Landen Sie augenblicklich.«
    Cliff hatte sich in den letzten Tagen schon oft beherrschen müssen. Er tat es auch diesmal. Er starrte Wamsler ins Gesicht und wartete eine Pause in den Schreien und Befehlen ab. Dann sagte er ruhig:
    »Sollten Sie wieder normal geworden sein, Marschall, werde ich mit Ihnen diskutieren.«
    Er winkte, und Helga Legrelle trennte die Verbindung. Cliff schaffte es, die Befehle der T.R.A.V. zu ignorieren. Er schaffte es auch, die drei Schiffe von Tareyton nacheinander bewegungsunfähig zu schießen. Er schleppte sie in die Nähe der Erde, vergewisserte sich, daß nichts mehr geschehen konnte und suchte dann förmlich um Landeerlaubnis nach. Nachdem die ORION VIII in Basis 104 gelandet war, fingen fünfzehn GSD-Beamte die Crew ab, trennten die Mitglieder voneinander und führten sie ab. Cliff saß zwölf Stunden lang in einer Einzelzelle und hatte Gelegenheit, alle Kapitel dieses Dramas durchzudenken. Er fühlte sich nicht besonders gut.
    Dann holte man ihn ab und führte ihn wie einen Schwerverbrecher in das Büro von Oberst Villa.
     
    *
     
    Cliff kannte dies alles schon; jetzt widerte es ihn förmlich an.
    Seine Crew war versammelt und saß in einer Reihe neben ihm. Vor ihm thronten Wamsler und Villa, zwischen ihnen Michael Spring-Brauner. Der Raum starrte förmlich von GSD-Beamten.
    »Oberst McLane«, sagte Villa in seinem gefürchteten leisen Tonfall, »Sie haben diesmal den Bogen überspannt. Sie haben übertrieben, und für das, was Sie ganz bewußt getan haben, gibt es einfach keine Entschuldigung. Es ist unnötig – oder haben Sie eine Erklärung dafür?«
    Cliff machte ein fatalistisches Gesicht und erwiderte:
    »Offensichtlich scheint mir, daß ab einer gewissen Rangstufe das gesunde Empfinden stark nachläßt. Haben Sie zufällig die vier fremden Frachtschiffe abgeschleppt?«
    »Wir haben es in der Tat«, sagte Villa mit feinem Lächeln.
    »Haben Sie auch den Inhalt der Tanks untersucht?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher