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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
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begreifst du«, sagte sie.
    »Du mußt deinem Tier sehr nahe sein«, gab Barry z u rück, den jetzt tiefe Erschöpfung gefangenhielt.
    »Sie war gut zu mir.«
    Barry ließ sich das durch den Kopf gehen. Ja, man kon n te sagen, daß auch sein Tier gut gewesen war, aber er hatte ja nicht darum gebeten, aus seinem Leben gerissen und in dieses Doppelwesen verwandelt zu werden.
    Er sah das Seil, das vor der Höhle hin und her schlenke r te. Von oben kam Bos Stimme.
    »He, Barry!«
    »Ja, ich hab ’ s«, rief Barry und zog das Seil in die Höhle herein.
    Als er in die Tiefe blickte, durchzuckte ihn ein solcher Schre ck en, daß er zurücksprang und rückwärts zu Boden fiel. Herr im Himmel! Da war er hinaufgeklettert? Er mu ß te ja von allen guten Geistern verlassen gewesen sein. Ka l ter Schweiß trat ihm auf die Stirn. Ihm wurde so übel, daß er meinte, sich übergeben zu müssen. Doch das Seil straffte sich jetzt in seinen Händen. Es kletterte jemand herunter.
    Der Indianer hatte sich die Hände aufgeschürft, als er an dem gewölbten Fels entlanggerutscht war, um die Höhle zu erreichen, doch er ließ die blutenden Hände verblüfft h e rabfallen, als er Sarah erblickte. Er sprach ein paar Worte auf Navajo, und sie antwortete mit ruhiger Miene. Dann sagte sie noch etwas und wies dabei auf Johnny. Der Indi a ner nickte und schickte sich an, das Seil fest um Johnnys Taille und Schultern zu verknüpfen.
    Johnny und sein Onkel waren aus der Höhle emporg e zogen worden. Der indianische Retter lehnte sich gefäh r lich weit über den tiefen Abgrund hinaus, um sicherzuste l len, daß die beiden Bewußtlosen ohne Schaden die übe r hängende Wölbung umrundeten. Dann warf er einen Blick auf Sarah und Barry, die nahe der Öffnung saßen, sagte ein paar Worte zu ihr und machte sich schließlich daran, an dem Seil emporzuklettern, wobei er die nackten Füße g e gen den Stein stemmte. Innerhalb von Sekunden war er außer Sicht.
    »Jetzt?« fragte Barry, verwundert über die Wandlung in seinem Inneren, dieses neue Gefühl des Erfülltseins und der Freude, das von dem Tier in seinem Inneren ausstrah l te. Was würde jetzt geschehen? Er erkannte, daß das Tier seinen Geist irgendwie in der Hand hielt. Es war schwer für ihn, unter diesem Druck, der wie ein starkes Betäubung s mittel wirkte, an sein eigenes Überleben zu denken.
    »Ich komm ’ runter«, schrie es von draußen. Es war Bo.
    Unsicher standen die beiden Menschen da, während das Seil hin und her schwankte. Barry packte es, um Bo den Abstieg zu erleichtern. Bos Füße erschienen, nackt wie die des Indianers, dann sein langer, hagerer Körper, der dunkle Bart. Er schwang sich zum Boden hinunter und sah Sarah ohne Überraschung an.
    »Warum sind Sie noch runtergekommen?« fragte Barry.
    Bo zog die kleine Figur heraus, die Muschelfigur, die in Barrys Tasche gesteckt hatte. Lächelnd sah er Sarah an.
    »Für den Fall, daß Sie sich wundern sollten –« jetzt sah er Barry an – »Ich weiß Bescheid über Sie beide.«
    Mit gespreizten Beinen stand er da, wie zum Kampf b e reit. In seiner Hand schimmerte die Figur, der aufrecht st e hende Bär, den wuchtigen Kopf erhoben, als brüllte er im Schmerz. Er hob sie hoch und hielt sie dem Mann und der Frau hin.
    »Ich weiß, daß dieses Ding Macht über Sie hat, wenn Sie sich in Ihrer natürlichen Gestalt befinden«, sagte er grinsend. »Wenn Sie Ihre andere Gestalt annehmen wollen – bitte.«
    Wartend stand er da. Die beiden Menschen sahen eina n der an. Sarah sprach zuerst.
    »Bo, was wollen Sie? Wir haben hier beinahe ein Ende gefunden.«
    »Ich will –« der Mann hielt inne, schluckte. »Sie wissen ganz genau, was ich will.«
    Barry blickte auf die Frau, als er fühlte, wie er sich au f löste und die beiden Tiere in ihrer Ganzheit Gestalt anna h men. Es ist, wie wenn man sich selbst beim Einschlafen beobachtet, ging es ihm durch den Sinn, während sein Selbst langsam in etwas Größerem aufging, in etwas so Mächtigem, daß er seine Grenzen nicht erfassen konnte. Ja, wie beim Einschlafen, wenn man gewahr wird, wie lan g sam die Traumlandschaft Gestalt annimmt, und man selbst etwas anderes wird …
    Wir verwandeln uns.
    Die beiden großen Katzen, die eine lohfarben, die andere blau-grau, setzten sich. Sie waren einander ähnlich, aber nicht gleich. Sie brauchten einander jetzt nicht anzusehen, denn sie waren im Geiste schon eins.
    »Ja, ihr seid schön«, sagte Bo und hielt die Figur auf Armeslänge von sich. Er hatte
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