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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
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ein dummer Hund sich das vorstellt. Er hält mich wahrscheinlich für einen Puma.
    Ich höre, wie er in den Fluß klatscht, und versuche gar nicht erst, zu der Stelle zu kommen, wo er sich befindet, sondern springe sofort weit hinaus und plumpse ebenfalls ins Wasser. Kräftig schwimme ich gegen die Strömung an. So, du erzgescheiter Koyote, jetzt paddle mal tüchtig; im Schwimmen bin ich nämlich gut, und die Strömung treibt dich mir direkt in die Arme. Flußaufwärts höre ich sein Keuchen und Röcheln, während er mit seinen dürren Be i nen wie mit Windmühlenflügeln durch das Wasser schlägt, krampfhaft bemüht, gegen die Strömung anzukommen und die Untiefen auf der anderen Seite zu erreichen. Ich lege mich ein bißchen mehr ins Zeug und halte, recht gut gegen die Strömung vorankommend, ebenfalls auf das andere Ufer zu. Der Koyote hört, daß ich jetzt näherkomme, wä h rend die Strömung ihn mir gleichzeitig entgegenschiebt. Um ihm ein bißchen nachzuhelfen, hebe ich meine Schnauze aus dem Wasser und lasse ein Brüllen hören, das mir einen Heidenschrecken einjagen würde, wenn ich es von einem Fremden hörte. Der Koyote schlägt jetzt noch wilder um sich, gewinnt dabei aber weniger denn je, denn jetzt hat er vor Angst jegliche Kontrolle über seine Bew e gungen verloren.
    Gerade als ich drauf und dran bin, noch etwas Dampf z u zulegen und mir den Köter zu schnappen, treibt ein Bau m stumpf mit langen entblößten Wurzeln heran. Bein a he hätte er mich am Hinterteil erwischt. Ich muß mich von der Str ö mung wieder ein Stück flußabwärts tragen lassen. Er hat inzwischen das seichte Wasser erreicht und jagt mit weit ausholenden Sprüngen der Böschung zu. Meine Pfoten b e rühren Grund, und ich hetze meiner Beute nach, mit einem Gebrüll, als wäre ein ganzes Heer von Dämonen hi n ter ihr her. Ich sehe, daß der arme Kerl vor Angst ganz wacklig ist, als er durch den Sand aufwärts stolpert, um zu den Weiden zu gelangen, die auf dem Os t ufer wachsen. Doch ich bin stärker, kann mit einem einz i gen Sprung eine wesentlich größere Entfernung überwinden, und der rutschende, fli e ßende Sand behindert mich nicht so sehr. Der gejagte Pr ä riewolf hat gerade die Anh ö he erklommen, da bin ich so nahe an ihn herangekommen, daß ich seinem Hinterteil mit meiner Pranke einen kräftigen Schlag verse t zen kann.
    Er wirbelt durch den Sand, und ich springe zur Seite, lande ganz dicht neben ihm, aber nicht auf ihm. Dies ist kein Karnikkei. Dieser Bursche hat Zähne, wenn sie auch mit den meinen nicht zu vergleichen sind. Er liegt auf dem Rücken im Sand, die Beine verkrampft, die Zähne g e fletscht. In keuchenden Stößen kommt der Atem aus seiner Schnauze. Seine Augen blitzen wahnsinnig vor Angst und wilder Entschlossenheit. Knurrend stehe ich über ihm und blicke auf den lächerlichen kleinen Aasfresser hinunter. Ein Teil von mir möchte ihm mit einem Prankenschlag herum d rehen und ihn mit einem raschen Biß das Genick br e chen.
    Doch da geschieht das Verblüffendste, was mir in me i nem ganzen Leben widerfahren ist. Eine Pranke erhoben kauere ich über dem keuchenden, zu Tode geängstigten Koyoten, und es ist gar kein Koyote, es ist eine Schlange! Mein Instinkt überflutet mich mit Warnsignalen, und ich springe zurück – eine Klapperschlange! Und wo ist der Koyote? Die Schlange verzieht sich mit raschen Schlänge l bewegungen ins Gestrüpp, ehe mir klar wird, was gesch e hen ist – der Koyote ist ein Gestaltwandler.
    Tänzelnd, um den spitzen Zähnen der Schlange zu en t gehen, springe ich ins Gebüsch, trete mehrmals auf das verdammte Ding, und dann endlich sehe ich seinen Kopf. Blitzschnell packe ich zu, ehe er zubeißen kann, halte die Schlange direkt hinter dem Kopf und schüttle sie ein paa r mal kräftig hin und her. Ihr Leib schlingt sich jetzt um meinen Hals, und mit meinen Klauen reiße ich ihn heru n ter, schleudere die Schlange in die Luft.
    Ein Adler, ein Falke, irgendein großer Vogel ist nun an der Stelle der Schlange, flattert unsicher. Mit einem Schlag schleudere ich ihn in den Sand und stürze mich auf ihn, worauf ein Karnickel aus ihm wird, dann ein Präriehund, eine Schildkröte, wieder eine Schlange, ein Luchs. Dann packe ich das Geschöpf fest mit allen vier Pranken und sende einen starken Gedanken aus.
    › Behalte deine Gestalt, sonst breche ich dir das Genick. ‹
    Der Luchs ist plötzlich ein keuchender Koyote, dessen Körper ich unerbittlich in meinen Klauen halte. Ich lasse
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