Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
Vom Netzwerk:
Angst, und seine Knie waren weich.
    › Du willst einen Menschen haben ‹ , sagen wir.
    »Ich will Lilly haben«, sagt Bo.
    › Weißt du, daß dein Sohn eines unserer Menschenwesen war? ‹
    Bo fuhr zurück, schlug sich den Kopf an der schräg a b fallenden Decke an und wäre beinahe gestürzt. Ungläubig kauerte er zwischen den Gebeinen der Toten. Die Hand, die die Figur hielt, schwankte, während er auf die beiden Tiere starrte.
    »Mein Sohn?«
    › Charles Cahill. Sein voller Name drang zur Zeit seines Aufrufs nicht durch. Charles Cahill Beaumont, ein feiner junger Bursche, mein zweites Menschenwesen ‹ , sagte ich und erinnerte mich einen Moment lang dieses heldenmüt i gen jungen Mannes und seines schändlichen Endes, das durch meine eigenen kindischen Reaktionen heraufb e schworen wurde.
    »Was?« rief Bo, und sein Gesicht erschlaffte. Das Am u lett war in den Staub gefallen und lag schimmernd unter den Gebeinen. »Mein Sohn? Mein Sohn ist tot«, flüsterte er.
    › Alle unsere Menschenwesen werden unter den neu Ve r storbenen ausgewählt ‹ , sagen wir. › Dies ist unsere Weise, zu unseren Zwecken Mensch zu werden. Wesen unserer Art müssen in einer anderen Lebensform heranreifen, de s halb ist es uns gegeben, unter jenen Menschen auszuwä h len, die sich im benachbarten Raum in der Übergangsphase befinden. ‹
    »Ihr könnt die Toten zurückholen?« Bos Augen waren stumpf und voller Qual. »Dann war auch Lilly tot?«
    › Das weißt du. Du warst ja dort. ‹
    »Sie hat einmal gesagt«, flüsterte er, »sie könnte sich daran erinnern.«
    › Wir können das Amulett, das du besitzt, gebrauchen. Es ist eine Öffnung, oder du könntest es als ein Medium zur Fixierung der Zeit sehen. Es ist benachbarten Räumen g e öffnet, so daß durch seine Zeitlosigkeit Kraft übertragen werden kann. Es kann dazu verwendet werden, jedem an die Zeit gebundenen Ding zusätzliche Kraft zu verleihen. ‹
    »Was sagst du da?« fragte Bo, der erst jetzt wieder zu erwachen schien.
    › Daß wir gemeinsam Kraft aus dem Draußen holen kö n nen; doch unsere Fähigkeit, dies zu tun, ist beschränkt. ‹
    »Könnt ihr sie zurückbringen?«
    » Jeder von uns kann mit seiner eigenen Lebenskraft eine separate Struktur schaffen. Zusammen können wir jedoch nur zwei Menschen zurückholen, ohne uns selbst Schaden zuzufügen.«
    »Dann bringt sie zurück«, rief Bo. Er stand wieder auf, zog dabei vorsichtig den Kopf ein. »Lilly und meinen Sohn«, fügte er mit einem Unterton des Triumphs in der Stimme hinzu. Er bückte sich, um das Amulett aufzuheben.
    › Es ist nicht möglich, sie beide herzuholen. Barry wird als einzelner Mensch zurückgeholt werden. Das ist einer. Den anderen mußt du wählen. ‹
    »Ich soll zwischen Charles und Lilly wählen?« schrie Bo auf. »Das könnt ihr nicht verlangen. Eine solche Wahl kann ich nicht treffen. Ich kann nicht einen von beiden zum Tod ve r dammen. Das ist grauenhaft!«
    Das Amulett hochhaltend, trat er einen Schritt vor. Die beiden Tiere erhoben sich auf ihre Beine und wichen etwas zurück.
    › Bitte! Drohe uns nicht. Wir könnten dich jeden Moment verlassen. ‹
    »Okay, aber wenn ihr einen zurückholen könnt –«
    » Es ist nicht möglich, beide zurückzubringen.«
    »Wieso kann er denn, ich meine Barry, wieso –« Bo brach ab und senkte den Kopf. Er wandte sich ab und legte eine Hand an die Steinmauer. »Nein, das wollte ich nicht«, murmelte er leise.
    Lange stand er so da, oder vielleicht auch nur Sekunden. Die Zeit in der Höhle bewegte sich nicht auf normale We i se. Die verstaubten Gebeine hätten wiederauferstehen kö n nen, blutvoll, wie sie im vergangenen Jahrhundert gewesen waren, lebendig wie damals, als sie in der Kälte auf die Spanier und ihre Gewehre gewartet hatten.
    Als Bo sich umdrehte, war sein Gesicht alt. Mehr Grau schien in seinem Haar und in seinem Bart zu sein.
    »Ich verstehe«, sagte er und drückte die Augen zu. Unter den geschlossenen Lidern quollen zwei Tränen hervor und rannen seine Wangen hinunter. »Charles«, sagte er.
    Barry hockte auf dem Kotflügel des Model A und blic k te am Rand der Schlucht entlang, wo Pinon und Yukka au f hörten und der Sandstein begann. Unten im Tal war es schon Abend , obwohl die Sonne frühestens in einer Stunde untergehen würde. Aus dem Augenwinkel konnte er Bo und seinen Sohn sehen, die unter einer Zeder standen. Seit mehr als einer Stunde sprachen sie nun miteinander und umarmten einander immer wieder. Barry lächelte und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher