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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
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Sommerregen Mineralien die Wand hinuntergespült hatten. Mehr als die Hälfte, schoß es ihm durch den Kopf.
    Er kam zu einem winzigen Sims und rastete wieder. An den Fels gedrückt, spürte er die Wärme des vergangenen Nachmittags, die der Stein noch abstrahlte. Er riskierte e i nen Blick nach oben und konnte die blaugekleidete Gestalt sehen, die so flach an den Felsen gedrückt war wie er selbst. Noch dreißig Meter.
    Unterdrückt rief er: »Ich komme, Johnny! Halten Sie aus!«
    Hier oben hatte man besseren Halt. Aus irgend einem Grund war das Gestein nicht so verwittert. Als Barry sich unterhalb von seinem Freund emporschob, entdeckte er sogar einen Sims, der so breit war, daß man seitlich den ganzen Fuß darauf stellen konnte. Jetzt konnte er Johnnys nackten braunen Fuß berühren. Hosenbein und Fuß waren verschmiert von dem Blut, das den geschwärzten Fels h i nunterrann.
    »Schaffen Sie ’ s zur Höhle?« stieß Barry keuchend he r vor.
    »Das Bein macht nicht mit.«
    »Ich helfe Ihnen.«
    »Gehen Sie weg. Ich verlier ’ den Halt.«
    Barry antwortete nicht, sondern schob sich noch einen Spalt nach oben. Sein Gesicht war jetzt auf gleicher Höhe mit Johnnys Knie, und er konnte das Blut riechen, das Loch im Oberschenkel des Mannes sehen. Jetzt schien der Weg zu Ende, schien es keine Möglichkeit zu geben, auch nur noch einen Zentimeter weiter in die Höhe zu klettern. Er blickte zu beiden Seiten an der Wand entlang und dann aufwärts zum Rand der Höhle, der jetzt unerreichbar schien.
    »Schauen Sie nach links«, sagte Johnny mit zusamme n gebissenen Zähnen.
    Barry ließ seinen Blick suchend über den Stein gleiten, über die unregelmäßigen schwarzen Einkerbungen, doch zunächst sah er nichts. Dann aber entdeckte er den Spalt, beinahe senkrecht, beinahe so breit wie eine ausgewachs e ne Hand lang war. Wenn er da einen Fuß hineinbringen konnte, dann konnte er Johnny vielleicht zum nächsten Vorsprung hinaufhelfen. Er schob sich näher, schaffte es, mit der linken Hand in den Spalt zu greifen. Er hatte das Gefühl, seine Muskeln müßten reißen, als er sich hinter dem Indianer hochzog, bis seine Zehen den Sims umkral l ten, auf dem Johnnys blutüberströmter Fuß stand. Jetzt war sein Gesicht neben dem seines Freundes. Der Indianer drehte sich um, ihn anzusehen. Seine Augen waren so n a he, daß sie schielen mußten.
    »Ich hab ’ das Gefühl, mein Bein ist weg.«
    »Es ist schon noch da, aber es hat ein Loch.«
    Barry mühte sich, sein linkes Bein so hoch zu heben, daß er seinen Fuß in den Spalt zwängen konnte.
    »Wie ein Krebs«, hauchte Johnny.
    Barry begriff, was er meinte, und zog vorsichtig seinen rechten Fuß herüber, bis er Johnnys berührte. Dann griff er mit der linken Hand in den Spalt und sprang, wagte den schrecklichen Sprung. Sein Fuß glitt vom Sims, schwang auswärts, schlug wieder gegen die Wand, während er wie rasend nach dem Vorsprung tastete, auf dem Johnnys and e rer Fuß ruhte. Er fand ihn, und er hielt. Barry zog sich mit den Armen hoch, bis er seinen linken Fuß fest in dem Spalt verankern konnte. So. Jetzt legte er seinen Arm über Joh n nys Rücken, griff ihm unter die Achsel und zog, während er flüsterte: »Jetzt! Versuchen Sie ’ s.«
    Sie kletterten ein winziges Stück höher. Dann noch ein Stück und noch ein Stück. Danach jedoch entfernte sich der Spalt zu weit von den Löchern und Vorsprüngen für ihre Füße. Er konnte ihnen nicht mehr helfen. Johnny rastete, den Körper gegen die Wand gedrückt, während Barry sich wieder hinter ihn schob, ihn wie ein Schutzschild a b schirmte. Minutenlang keuchten die Männer beinahe im Gleichmaß, während von unten Stimmen heraufgetragen wurden. Sie achteten beide nicht darauf.
    »Jetzt«, hauchte Barry keuchend. »Ich halte Ihr verlet z tes Bein, und Sie heben das gesunde.«
    Johnnys Nicken war kaum wahrnehmbar. Sein Atem war flach und schnell. Er ließ sein Gewicht auf Barrys Arm sinken und hob den linken Fuß zum nächsten Ansatzpunkt. Dann drückten sie gemeinsam aufwärts, und Barry folgte. Langsam näherten sie sich mit diesem Verfahren dem Vo r sprung unterhalb der Lippe der Höhle. Barrys ganzer Kö r per zitterte jetzt vor Erschöpfung und Angst. Er empfand die Leere unter sich wie eine weit geöffnete Tür in seinem Rücken.
    Keuchend hingen die beiden Männer in der Wand, Johnnys Kopf gleich unterhalb des leichten Vorsprungs am Höhlenrand.
    »Albert?« rief Barry in der Hoffnung, der Mann könnte herauskommen und
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