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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme
Autoren: Robert Stallman
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entgegen ‹ «, antwortete Barry und blickte bachabwärts, wo die Balsampappeln am beinahe ausgetrockneten Bett entlang von einer Wand zur anderen standen. »Meinte er seine Freunde vom Lager?«
    Er bekam schnell Antwort auf seine Frage. Aus den Ba l sampappeln nämlich sprengte plötzlich eine Reitergruppe hervor. Es sah aus, schoß es Barry durch den Kopf, wie eine Szene aus einem Wild-West-Film, wo die Guten in einer Staubwolke den Bösewichtern hinterherjagten. Im selben Moment hellte sich die Erinnerung an die Nacht zuvor auf, eine Erinnerung, die irgendwie verdunkelt g e wesen war. Sie wurde klar und deutlich, und er wußte, wo die Leute des Sheriffs gewesen waren.
    Die Reiter hatten die Gestalt in der Wand gesichtet, die jetzt offenbar beschlossen hatte, in die Höhle zurückzuke h ren und wieder aufwärts kletterte. Bo sah, wie einer der Männer einen Karabiner zog, doch glauben konnte er das Ganze erst, als das Krachen des Schusses sich donnernd zwischen den Wänden der Schlucht brach. Die kleine G e stalt hoch oben in der Wand zuckte, als hätte jemand an einem Faden gerissen, an dem sie aufgehängt war. Einen Moment lang glaubte Barry, er würde seinen indianischen Freund in die Tiefe stürzen sehen; doch dann breitete der Mann beide Arme aus, als wollte er den Berg umschließen, und war still.
    Der Sheriff, ein wuchtiger Mann mit einem schma l krempigen Hut, brüllte: »Wer, zum Teufel, hat das getan?« Er wandte sich dem Mann mit dem Karabiner zu. »Stecken Sie das verdammte Ding weg, Sie Vollidiot. Ich habe Sie mitgenommen, damit Sie mir helfen, den Mann zu finden, nicht, ihn zu töten.«
    Der Mann legte sein Gewehr quer über den Sattel, stec k te es nicht weg, wie befohlen.
    »Sehen Sie ihn da oben?« fragte er, zur Wand hinauf b linzelnd, wo die Gestalt noch immer mit ausgebreiteten Armen an den Fels gedrückt stand. »Der haut ab, und ich geh ’ jede Wette ein, daß er das ist.«
    »Das ist Johnny Strong Horse«, sagte Barry. Er war zu entsetzt über den so plötzlich abgefeuerten Schuß, um übe r haupt auf den Mann zu reagieren, der es getan hatte. »Er ist ein Verwandter von Albert Chee. Albert ist in der Höhle.«
    »Na, dann kommt er auch wieder runter, wenn er Durst kriegt«, sagte einer der Männer.
    »Genau«, meinte ein anderer. »Legen wir ihm doch eine Flasche Whisky hier unten hin. Dann kommt er schon.« Er lachte und mehrere Männer mit ihm.
    Bo berichtete ihnen von den anderen Indianern, und daß sie bereits einen Plan hatten, den Mann herunterzuholen. Doch Barry hörte gar nicht mehr zu. Er schleuderte seine Schuhe weg, zog die Jacke aus und rannte über den Fels zum Fuß der Wand. Der Stein lag warm und fest unter se i nen bloßen Füßen.
    »He!« rief der Sheriff hinter ihm her. »Was, zum Teufel, haben Sie denn vor?«
    Barry antwortete nicht, schob nur seinen Fuß in die erste seichte Einbuchtung und begann zu klettern. Die ersten dreißig Meter fröstelte er, als ränne ihm eisiges Wasser über den Rücken. Seine Hände und Füße lagen zitternd auf dem Sandstein, in den er sich einkrallte. Ein Loch, ein Spalt nach dem anderen; er blickte nicht abwärts, immer nur bis zu seinen Füßen, um den nächsten Halt zu suchen. Sein Herz hämmerte und dröhnte, als er immer höher stieg, all seine Gedanken auf sein Beginnen konzentriert. Er fand einen Spalt in der Wand, der wie eine breite Straße war. Seinen ganzen Fuß konnte er hineinschieben. Eine Minute lang blieb er stehen, den Fuß in der Spalte, und rastete, während sein Atem in keuchenden Stößen kam und sein Herz wie rasend schlug. Schweiß strömte ihm in Augen und Ohren, jeder Muskel war geballte Anstrengung. Eine niedergehaltene Angst löschte alles Denken aus und erfül l te ihn mit einer so starken Zielbewußtheit, wie er sie noch nie gekannt hatte. Er weigerte sich, die Angst anzuerke n nen, die ihn fest umklammert hielt. Er blickte aufwärts, doch dreißig Meter höher neigte sich die Wand vorwärts, und er konnte Johnny noch nicht sehen.
    Er dachte nicht daran, daß sein Freund, wenn er stürzen sollte, ihn wahrscheinlich mit sich in den Tod reißen wü r de. Der Weg forderte seine ganze Aufmerksamkeit. Nichts ging Barry durch den Kopf als immer wieder nur die eine Frage, ob der nächste Spalt, der nächste Vorsprung ihm genug Halt geben würde. Er holte tief Atem und kletterte weiter. Jeder Stein prägte sich seinem Hirn ein, und er vermerkte es, als er den geschwärzten Fels erreichte, wo die sturzbachähnlichen
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