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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene
Autoren: Robert Stallman
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»Ich bin ein Teil dieses Wesens, vielleicht nicht einmal ein wirklicher Mensch.«
    Als Renee stumm blieb, fuhr Barry zu sprechen fort, ließ endlich die ganze Wahrheit heraus, ohne zu wissen, wie sie dies alles aufnahm, ob sie ihm glaubte oder ihn für wahnsinnig hielt.
    »Ich hatte etwas Hoffnung, als mir Erinnerungen aus einer Zeit kamen, die länger als ein Jahr zurücklag. Vor einem Jahr nämlich wurde ich erst die dritte Person, die das Tier geschaffen hat. Ich erinnerte mich an gewisse Dinge, die sich früher in meinem Leben abgespielt hatten – genau so, als wäre ich ein wahrer Mensch. Ich entsann mich an Orte und Personen. Aber wahrscheinlich waren das vorgetäuschte Erinnerungen, falsche Erinnerungen, die mit der Schaffung des Menschenwesens durch das Tier einhergehen. Ich weiß es nicht. Es war nur eine Hoffnung.« Er hob den Kopf und sah Renee aus großen Augen an.
    »Ich bin ein menschliches Wesen. Ich bin so sehr Mensch wie du. Aber wenn das Tier danach verlangt, oder wenn ich es zulasse, dann verdrängt es mich und geht seine eigenen Wege.«
    Langsam hob Renee die Lider, blickte ihn ernst und vernünftig an, als er die letzten Worte aussprach.
    »Und das Tier wohnte auch in Robert, nicht wahr? Und es war dasselbe Tier, das wir letztes Jahr in dem großen Käfig sahen, nicht?«
    »Ja.«
    »Aber in Wirklichkeit sind sie gar nicht gleich«, warf Mina plötzlich ein. »Die große Miezekatze ist nicht wie Barry. Er ist mein neuer Papa und die –«
    Hastig hob Renee die Hand, um das Kind zum Schweigen zu bringen. Sie blickte auf Barrys hoffnungsloses Gesicht, auf dem schon der Schmerz über ihr erwartetes Entsetzen zu lesen war.
    »Es hat uns das Leben gerettet«, sagte Renee und ergriff die Hand ihres Mannes. »Du hast uns das Leben gerettet.«
    »Das Tier liebt Mina, glaube ich«, bemerkte Barry. »Wir, ich meine, das Tier und ich, teilen nicht alle Erlebnisse und Erfahrungen. Zumindest glaube ich das nicht. Ach, zum Teufel, ich weiß nicht, was es von mir und meinen Gedanken und Gefühlen weiß, aber ja, du hast recht, wir beide haben euch das Leben gerettet.«
    »Kannst du dich denn nicht von ihm lösen?« fragte Renee und kniff die Augen zusammen, um über ein Problem nachzudenken, das vor Minuten noch unausdenkbar gewesen war.
    »Die zweite Person, Charles, fand ein Amulett, und deine Mutter hatte auch eines, das das Tier in Schach hielt, so daß es nicht in Erscheinung treten konnte. Aber beide sind verlorengegangen. Das ist das einzige Mittel, das ich weiß, um meinen eigenen Körper und meine eigene Seele zu behalten.«
    »Aber du hast doch gesagt, dir wären Erinnerungen gekommen«, wandte Renee ein.
    »Das können falsche Erinnerungen sein. Es ist so, als hätte ich eine vollständige Vergangenheit, aber ich weiß nicht, was davon erfunden und was echt ist – wenn überhaupt etwas daran echt ist.«
    »Aber wenn jemand anderer beweisen könnte, daß du schon früher existiert hast«, rief Renee mit Erregung in der Stimme. »Wenn jemand anderer sich aus einer Zeit, die länger als ein Jahr zurückliegt, an Barry Golden erinnern könnte. Dann wüßtest du doch wenigstens das.«
    »Schon, aber so jemanden habe ich bis jetzt nicht gefunden«, entgegnete Barry. »Und ich weiß ja auch nicht, ob ich wirklich Journalist war und im Südwesten gelebt habe; ob ich wirklich einen Bruder namens Leonard hatte; ob diese Geschichte auch nur teilweise stimmt. Ich habe noch niemanden getroffen –«
    »Doch! Frank Rossi hat dich gekannt«, unterbrach ihn Renee. Ihr Gesicht war ruhig und ernst, während sie zurückdachte, sich genau zu erinnern versuchte, was Frank gesagt hatte. Es war an jenem Abend vor mehreren Monaten gewesen, als die Rossis bei ihnen zu Gast gewesen waren. Sie und Frank hatten in der Küche zusammen die Drinks gemixt. Er hatte das Schälchen mit den Eiswürfeln fallenlassen. Schlagartig erinnerte sie sich.
    »Er sagte, du hättest offenbar vergessen, daß du auf dem College mal einen Leitartikel geschrieben hast, den er für das Journal übernahm. Und das war vor mehr als sieben Jahren!«
    Barry starrte sie entgeistert an.
    »Und du bist sicher, daß ich das war?«
    »Natürlich! Deshalb hat er dich doch eingestellt, du Dummkopf!« versetzte Renee. »Und anscheinend hatte er auch schon andere Artikel von dir gelesen.«
    »Ja, Mensch, warum hat er denn nie was davon gesagt?« rief Barry und hob sein eingegipstes Bein auf den Stuhl, um es über dem Knie zu massieren.
    »Woher soll man denn
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