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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene
Autoren: Robert Stallman
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ihrer Linken sah sie Mina, die vom Boden aufstand, während das große, goldbraune Tier die Leiche eines Menschen zu beschnüffeln schien, dessen Hals in blutigen Fetzen hing. Zu ihrer Rechten lag Lowden, schlaff und reglos, mit Blut im Gesicht, und über ihm stand Barry, die Fäuste geballt, das Gesicht eine starre Maske des Hasses.
    Als es wieder finster wurde, stand sie auf und streckte die Hand nach Barry aus. »Ach, Barry, ist dir auch nichts passiert?« rief sie. Doch noch während sie seine Hand auf ihrem Arm spürte, war es, als hörte die Hand auf zu sein. Sie entfernte sich nicht von ihrem Arm, wurde nicht weggezogen, bewegte sich überhaupt nicht. Sie hörte einfach auf zu sein.
    »Hier sind die Schlüssel, die du verloren hast, Mami«, sagte Mina und drückte ihr den Bund in die Hand. Renee tastete nach der Wagentür und merkte plötzlich, daß sie das Auto, Mina, die neben ihr stand, Lowden, der zu ihren Füßen lag, undeutlich erkennen konnte. Der Dämmerschein, der die Nacht erhellte, flackerte, als wedelte jemand in weiter Ferne einen Vorhang vor dem Mond hin und her. Sie sah zum Himmel hinauf, doch der Mond war es nicht. Ein kaum wahrnehmbarer orangeglühender Schein erleuchtete den Himmel wie das erste Licht der Morgenröte.
    Das mächtige lohfarbene Tier sprang aus dem dämmrigen Dunkel, als sie und Mina in das Auto krochen. Sie beobachtete es, während sie versuchte, den Schlüssel einzustecken. Dies mußte der richtige Wagen sein, und er war es. Der Motor sprang aufheulend an.
    Da hinten, wo Barrys Auto verbrannt ist, steht jetzt der ganze Wald in Flammen, schien das Tier zu sagen, das jetzt am Wagenfenster stand.
    »Ich komme hier nicht raus«, sagte Renee. »Das Auto hinter mir steht zu dicht, und vor mir ist der La Salle.«
    Ungläubig sah sie zu, als das Tier sich auf seine Hinterbeine aufrichtete und sich vornüber neigte, um mit stumpfen Klauen, deren Krallen eingezogen waren, den alten Plymouth bei der vorderen Stoßstange zu packen. Es hob das Vorderteil des Wagens vom Boden ab und trug es kurzerhand seitlich aus der Reihe hinaus, so daß der ganze Wagen sich drehte. Nun hatte sie Platz genug, rückwärts aus der Lücke hinauszufahren. Sie konnte sehen, daß der rötliche Schein zu ihrer Linken jetzt heller wurde. Über den Wipfeln der Bäume war schon das Flackern züngelnder Flammen zu sehen.
    Mina hatte auf ihrer Seite das Fenster heruntergekurbelt und schrie auf das Tier ein.
    »Hol meinen früheren Papa, große Miezekatze«, schrie sie immer wieder.
    Neuerliche Schüsse krachten um sie herum, als das Tier sich auf alle viere fallen ließ und zur Hütte hinüberschoß, wo es mit einem Sprung über die Veranda setzte. Auf den Hinterfüßen laufend, tauchte es wieder auf, Bills schlaffen Körper in den Armen. Renee hörte Schüsse, als das Tier die Stufen herunterkam, und sah, wie es stolperte, auf ein Knie fiel, wieder aufsprang und zum Wagen lief, wo es Bill hinten zu Mina auf den Rücksitz schob.
    Fahr auf die Straße hinaus, schien es keuchend zu sagen und blickte zurück zum Feuer, das jetzt die ganze Flanke des Berges erleuchtete. Das ominöse Knacken und Prasseln war ständig lauter geworden und drang jetzt bedrohlich in Renees Bewußtsein ein. Sie fragte sich, ob sie hier überhaupt noch wegkommen würden.
    Auch das Tier schien unschlüssig, doch dann sprach es wieder. Bieg nach links ah, bergauf. Fahr langsam, aber halt nicht an. Ich hole euch ein, sobald ich die beiden anderen Autos außer Betrieb gesetzt habe.
    »Wo ist Barry?« schrie Renee, als das Tier sich fallen ließ und davonschoß. Sie sah, wie es seinen Lauf bremste und ihr die Worte zurief, die sie nicht mit ihren Ohren, sondern nur mit ihrem Geist aufnehmen konnte.
    Er ist in Sicherheit. Fahr jetzt los.
    Und damit verschwand es.
    Später sollte sie darüber nachdenken, daß es erbarmungslos von ihr gewesen war, nicht einmal daran zu denken, wie die Leute vom Volksbund dem Feuer entfliehen sollten, wenn ihre Autos nicht starteten. Doch in diesem Moment konzentrierte sie sich nur auf das Fahren, riß das Steuerrad herum, während sie rückwärts aus der Lücke herausschoß und in ihrer Hast einen Baum streifte. In rasender Eile legte sie den ersten Gang ein, und schon sprang der Wagen mit heulendem Motor durch den Wald vorwärts, dem flackernden Lichtschein des Feuers entgegen. Erst als sie auf den holprigen kleinen Ziehweg einbog, fiel es ihr ein, die Scheinwerfer einzuschalten.
    Obwohl sie im Schneckentempo fuhr,
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