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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene
Autoren: Robert Stallman
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Ich verstehe nicht, wie Sie sich auf die Aussage eines achtjährigen Kindes verlassen konnten. Nur auf diese Aussage hin haben Sie meinem Mann Ihre Beamten nachgehetzt und ihn zu diesen Verzweiflungstaten getrieben, die Sie mir vorhin geschildert haben. Barry ist kein gewalttätiger Mensch.«
    »Nun, ich möchte nicht unbedingt etwas mit ihm zu tun bekommen, Mrs. Golden.«
    Der Beamte zog das nächste Protokoll aus der Akte.

    ›Die Beamten Pendleton und Rudolph nahmen den Gesuchten etwa fünf Meilen südlich der US 66 auf der Staatsstraße 10 fest. Es war achtzehn Uhr fünfzehn. Folgendes spielte sich ab: Der Verdächtige wurde nach Waffen durchsucht, es wurden aber keine gefunden. Er wurde mit Handschellen gefesselt und im Fond von Wagen 29 neben Officer Pendleton untergebracht. Als das geschehen war, öffnete Officer Rudolph noch einmal die hintere Tür und bat Pendleton um die Wagenschlüssel. Dem Verdächtigen war es inzwischen gelungen, irgendwie die Handschellen zu sprengen.‹ (An dieser Stelle sah der Kriminalbeamte Renee mit hochgezogenen Brauen an.) ›Mit großer Wucht schlug er die Köpfe der beiden Beamten aneinander, so daß sie beide das Bewußtsein verloren. Als sie einige Zeit später wieder zu Bewußtsein kamen, stellten sie fest, daß man ihr Fahrzeug fahruntüchtig gemacht und ihre Waffen, die sie am Straßenrand wiederfanden, unbrauchbar gemacht hatte.‹
    Wieder sah er Renee an, während er die Akte zuklappte.
    »Wenn das nicht gewalttätig ist, Mrs. Golden, dann weiß ich wirklich nicht.«
    »Es würde mich interessieren, ob man Sie wegen ungerechtfertigter Festnahme belangen kann«, entgegnete Renee kalt.
    Da verging Mr. Frake das Lächeln.
    »Ihr Mann genießt als Bürger dieses Staates selbstverständlich gewisse Rechte. Es steht ihm aber nicht zu, sich staatlichen Beamten in Ausübung ihrer Pflicht zu widersetzen.«
    »Ich spreche nicht von der Polizei, Mr. Frake«, versetzte Renee. »Ich spreche von Ihnen. Sie haben voreilige Schlüsse gezogen, die auf nichts anderem basierten als Ihrem persönlichen Mißtrauen.« Sie stand auf. »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich jetzt nach Hause gehe? Ich hoffe doch, Sie verdächtigen nicht auch mich irgendeines niederträchtigen Verbrechens?«
    »Es ist Ihre Pflicht, Mrs. Golden«, erwiderte der Beamte, der ebenfalls aufgestanden war, »uns über den Verbleib von Mr. Golden zu informieren, sobald dieser Ihnen bekannt ist.«
    »Ich rufe Sie an, wenn er nach Haus kommt. Genügt Ihnen das?«
    »Ja, Madam.« Er nickte zur Tür hin. »Sie können jetzt selbstverständlich gehen.«
    »Besten Dank.«
    Judy Rossi, die in dem kahlen Vorzimmer auf Renee gewartet hatte, sprang auf und ging Renee entgegen. Sie sah die Erregung und den Zorn in Renees Gesicht, stellte aber erst Fragen, als sie draußen waren und zum Auto gingen.
    »Der war wohl keine große Hilfe, wie?«
    »Hilfe?« versetzte Renee mühsam beherrscht. »Er war überzeugt, Barry hätte Mina und mich umgebracht und unsere Leichen irgendwo verscharrt.« Unfähig, ihren Zorn in Zaum zu halten, schüttelte sie die geballte Faust.
    »Du lieber Gott!« rief Judy. »Das kann doch nicht sein Ernst gewesen sein.«
    »Sie haben ihm die State Police auf den Hals gehetzt, als er nach uns suchte, und der arme Kerl hat offenbar völlig durchgedreht. Er schlug die beiden Beamten zusammen und hat dann auch noch, wie es im Protokoll heißt, ihr Fahrzeug fahruntüchtig gemacht.«
    »Ich bin platt.« Judy schüttelte den Kopf. »Das hätte ich Barry nie zugetraut. Er muß wirklich außer sich gewesen sein.«
    Im Auto der Rossis fuhren sie durch die Altstadt nach Hause zurück.
    »Weißt du, ob dein geschiedener Mann schon aus dem Koma aufgewacht ist?«
    »Nein, keine Ahnung. Der Arzt sagte, er hätte einen Schädelbruch und eine komplizierte Fraktur des rechten Arms.« Sie brach einen Moment lang ab, das Gesicht voller Qual. »Weißt du, ich möchte ihn einfach nie wiedersehen. Es tut mir leid, daß er so schwer verletzt ist, aber er hat mir viel zu lange leid getan.«
    Als sie vor dem Haus anhielten, fuhr dort gerade ein verbeulter alter Lieferwagen ab und ratterte die Straße hinunter. Renee sah flüchtig zwei Indianer, einen jungen Mann und eine Frau mit unbewegten Gesichtern, und dann waren sie fort. Einen Moment lang war sie unschlüssig, dann rannte sie zur Seitentür. Am liebsten hätte sie seinen Namen gerufen, doch sie wagte es nicht. Gerade da kam er durch die Tür, stieß sie mit einer Krücke auf. Sein
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