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Werde mein in Luxor

Werde mein in Luxor

Titel: Werde mein in Luxor
Autoren: JANE PORTER
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konnte. Allerdings glaubte Liv herauszuhören, dass er ihr etwas verheimlichte. Dass irgendetwas nicht stimmte. „Aber da war doch was.“
    Er zuckte wegwerfend die Schultern. „Eine kulturelle Angelegenheit.“
    Sie beugte sich vor. „Sagen Sie es mir.“
    „Wir sind ein Mann und eine Frau, die zusammen reisen.“
    „Und?“
    „Und da wir nicht verwandt sind, machen wir uns damit in Jabal strafbar.“
    Liv lehnte sich zurück und krallte ihre Fingernägel in ihre Handflächen. „Dann hätten sie jetzt also wieder einen Grund, mich festzunehmen“, flüsterte sie.
    „Deshalb sollten wir uns beeilen.“
    In weniger als dreißig Minuten hatten sie den kleinen Flughafen am Rand der Hauptstadt erreicht. Der Chauffeur fuhr durch das Tor direkt auf das verwaiste Rollfeld und hielt vor einem der Flugzeuge an.
    Der silberne Rumpf des langen schlanken Jets glänzte in der Sonne, auf dem Heck prangte ein schwarz-goldenes Wappen. Scheich Fehz brachte Liv zur Gangway.
    „Gehen Sie schon mal an Bord“, sagte er. „Ich muss nur noch kurz etwas mit dem Piloten klären.“
    Liv nickte und ging nach oben. Am Eingang wurde sie von einer Stewardess in Empfang genommen.
    „Wir starten bald“, informierte die Frau sie, während sie Liv zu einer Sitzgruppe mit vier tiefen Lederklubsesseln führte. „Und was ist mit Ihrem Gepäck?“
    Liv schüttelte den Kopf und setzte sich. „Ich habe … nichts dabei“, sagte sie zögernd, während sie die Hand nach dem Sicherheitsgurt ausstreckte.
    „Hat man es vorgeschickt?“
    „Leider ist mir alles abhanden gekommen“, gab Liv zurück. Und dann erinnerte sie sich plötzlich mit Schauern, wie man sie durchsucht hatte, an die Leibesvisitation, für die sie sich hatte nackt ausziehen müssen. An diesem ersten Abend hatten sie ihr alles abgenommen. Ihren Rucksack, ihren Pass, ihre Kleider, ihre Schminksachen. Einfach alles. Jetzt besaß sie nur noch das, was man ihr im Gefängnis gegeben hatte.
    Die Stewardess sah Liv erschauern. „Ist Ihnen kalt?“
    „Ein bisschen.“ Nach den endlosen Wochen in der finsteren feuchten Gefängniszelle hatte Liv ständig das Gefühl zu frieren. Es war grauenhaft gewesen, grauenhaft und völlig unglaublich. Sie verstand immer noch nicht, wie sie in Ozr hatte landen können. Ausgerechnet sie, die in ihrem Leben noch nie ein Gesetz gebrochen hatte – abgesehen davon, dass sie vielleicht manchmal das Tempolimit geringfügig überschritten hatte.
    „Soll ich Ihnen eine Decke bringen?“
    „Das wäre nett.“ Liv lächelte dankbar.
    „Sie Ärmste“, sagte die Stewardess mitfühlend, während sie eine elfenbeinfarbene Kaschmirdecke und ein kleines Kissen aus einem Einbauschrank nahm. Decke und Kissen waren in demselben Farbton gehalten wie die weichen Ledersessel.
    Die Stewardess entfaltete die Decke und legte sie Liv über die Knie. „Im Vertrauen gesagt, die Klimaanlage ist wohl etwas zu stark eingestellt. Darf ich Ihnen vielleicht ein heißes
    Getränk bringen? Kaffee oder Tee?“
    „Kaffee, mit Milch und Zucker, bitte. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“ „Sehr gern.“ Nachdem die Stewardess verschwunden war, verkroch Liv sich tiefer in ihren Sessel. Das ist alles so unwirklich, dachte sie, während sie die Decke bis zu den Schultern hochzog. Vor einer Stunde war sie noch in Ozr eingesperrt gewesen, und jetzt saß sie hier in einem Privatflugzeug und wurde bedient.
    Khalid gesellte sich zu seinem Piloten, der gerade die letzte Inspektion durchführte.
    „Es gibt ein paar Veränderungen“, erklärte der Scheich.
    Der Pilot schaute von seinem Klemmbrett auf. „Das Benzin wird knapp. Sie erlauben uns nicht aufzutanken.“ „Das überrascht mich nicht. Wir hatten ein kleines Problem.“
    „Fliegen wir deshalb nicht direkt nach Sarq zurück?“
    Khalid nickte. „Ich kann es nicht riskieren, meinen Bruder in diese Sache zu verwickeln. Zwischen Sarq und Jabal gibt es auch so schon genug Spannungen. Ich will Sharif keine Probleme machen.
    Der Pilot schaute auf eine am Horizont auftauchende Wagenkolonne. „Polizei“, sagte er, mit dem Kopf auf die Fahrzeuggruppe deutend. „Kommen die wegen uns?“
    „Gut möglich.“ Khalid beobachtete mit unbewegtem Gesicht, wie die Autos näher kamen.
    Der Pilot tätschelte den Rumpf des Flugzeugs. „Dann sollten wir starten.“
    Liv schaute auf, als Scheich Fehz und der Flugkapitän an Bord kamen. Der Pilot holte die Gangway ein und sicherte die Tür. Der Scheich gab der Stewardess letzte Anweisungen, dann
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