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Werde mein in Luxor

Werde mein in Luxor

Titel: Werde mein in Luxor
Autoren: JANE PORTER
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kam er heran und setzte sich Liv gegenüber.
    „Fühlen Sie sich nicht wohl?“, fragte er mit Blick auf die Decke, in die Liv sich eingewickelt hatte.
    „Mir war kalt“, erwiderte sie, während die Motoren ansprangen.
    Scheich Fehz musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Sie sind sehr blass. Sie werden hoffentlich jetzt nicht krank werden.“
    „Ich friere nur, das ist alles. Aber es ist schon besser.“ Sie wollte die Decke von ihren Schultern nehmen, doch der Scheich hielt ihre Hand fest.
    „Nicht“, sagte er. „Behalten Sie die Decke, wenn Ihnen die Wärme guttut.“
    Während sich die Maschine in Bewegung setzte, hüllte sich Liv wieder in die Decke. Dabei warf sie dem Scheich aus den Augenwinkeln einen verstohlenen Blick zu. Seine goldene Haut stand in scharfem Kontrast zu der strahlend weißen Kopfbedeckung, die Augenbrauen wuchsen in weichem Bogen über lang bewimperten mokkabraunen Augen.
    Seine Gesichtszüge waren fast zu kantig, zu verwegen, mit ausgeprägten Wangenknochen. Die Stirn war hoch, die Nase eine Spur zu lang. Dieser kleine Schönheitsfehler tat seiner Attraktivität allerdings keinen Abbruch, im Gegenteil. Sein Gesicht wirkte ungeheuer kühn und auf eine aufregende Art wild.
    Noch während sie ihn betrachtete, erhaschte sie durchs Fenster einen kurzen Blick auf rotierende rote und blaue Lichter.
    Wieder fuhr ihr der Schreck in die Glieder.
    Der Scheich sah es und schaute ebenfalls aus dem Fenster. „Polizei“, bemerkte er ungerührt.
    „Zu wem wollen sie?“
    „Zu uns“, gab er zurück.
    Zu uns, wiederholte sie in Gedanken, während das Flugzeug weiter beschleunigte, bis es schließlich abhob.
    Liv saß da und starrte immer noch gebannt aus dem Fenster.
    Zehn Minuten später sahen sie weit unter sich das Verkehrsgewühl der Hauptstadt, und während das Flugzeug stetig höher stieg, kamen Felder in allen möglichen Grünschattierungen in Sicht. Es dauerte nicht lange, bis diese Grüntöne zu einem Kakigold verblassten, das sich ebenfalls langsam verflüchtigte, bis nur noch ein blasses Kaki übrig blieb.
    „Was ist in Ozr passiert?“, erkundigte sich Scheich Fehz unvermittelt. „Was hat man dort mit Ihnen gemacht?“
    Liv riss den Blick von der Landschaft los, die sich unter ihnen ausbreitete. „Nichts“, gab sie schnell zurück – zu schnell, wie sie wusste, und die Reaktion des Scheichs verriet ihr, dass es ihm nicht entgangen war.
    „Ozr ist kein gemütlicher Ort“, wandte er ein. „Deshalb vermute ich, dass man nicht sehr freundlich mit Ihnen umgesprungen ist.“
    Sofort stand Liv wieder ihr Leben der vergangenen Wochen vor Augen. Das ungenießbare Essen, das fehlende Sonnenlicht, der Bewegungsmangel, der Hohn und Spott, die haltlosen Beschuldigungen und endlosen Verhöre mitten in der Nacht … und die Schläge. „Jetzt bin ich hier.“
    Er biss die Zähne zusammen. „Aber es war knapp“, gab er ruhig zurück, wobei er ihr tief in die Augen schaute.
    Sie unterdrückte einen Schauer und wandte sich ab, unfähig, diesem intensiven Blick standzuhalten oder noch weiter über ihre Zeit in Ozr nachzudenken. Sie war frei. Das war das Einzige, was zählte. Und bald würde sie wieder zu Hause sein.
    „Wie wunderschön“, sagte sie mit einem Blick auf die Landschaft.
    Er deutete auf die braunbeige Fläche, die sich unter ihnen ausbreitete. „Das ist Great Sarq Desert, die Wüste. Sie beginnt im Süden von Jabal und erstreckt sich über den größten Teil von Sarq, dem Land, aus dem ich komme. Great Sarq Desert ist die größte Wüste Nordafrikas, sie umfasst mehrere Tausend Meilen.“
    „Ich habe schon einiges darüber gelesen“, erzählte sie schüchtern, aber begeistert. „Zum Beispiel, dass das Land dort in früheren Zeiten sehr fruchtbar war. In den Bergen hat man kunstvolle Höhlenmalereien entdeckt, die Szenen aus dem Alltagsleben von damals zeigen, richtig?“
    Er nickte. „Ja. Von der fruchtbaren tropischen Landschaft vergangener Zeiten sind nur ein paar Oasen zurückgeblieben.“
    „Die von durchziehenden Händlerkarawanen genutzt wurden“, ergänzte sie. „Ich habe gelesen, dass Great Sarq Desert früher der Handelsweg war, der Afrika mit der Küste und der Welt jenseits davon verband. Dieser Wüstenkorridor wurde von allen genutzt. Von den Römern und den Phöniziern ebenso wie von den griechischen Kolonialherren …“ Sie wurde rot und unterbrach sich. „Aber das wissen Sie natürlich alles selbst viel besser. Es ist einfach … für mich war es
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