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Werde mein in Luxor

Werde mein in Luxor

Titel: Werde mein in Luxor
Autoren: JANE PORTER
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versucht hat, Sie weichzuklopfen.“
    Immer noch hielt sie ihn am Ärmel fest. „Und jetzt? Ist das jetzt auch alles wieder nur ein Trick?“
    „Das kommt ganz darauf an, was Sie darunter verstehen.“
    Ein eisiger Hauch streifte sie. Sie riss den Kopf hoch und starrte ihn an, als ob sie so die Wahrheit erkennen könnte. „Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.“
    „Fürs Erste reicht es, wenn Sie mir glauben, dass ich so schnell wie möglich zurückkomme.“
    „Bitte, lassen Sie mich nicht im Stich“, flüsterte sie.
    „Bestimmt nicht. Wahrscheinlich bin ich schneller wieder da, als Sie denken.“
    Sie konnte ihren Blick nicht von ihm losreißen. „Und was ist, wenn man mich vorher wegbringt?“
    „Das wird nicht passieren.“
    „Es gibt hier unzählige unterirdische Gänge. Man könnte mich …“
    „Niemand wird Sie wegbringen.“
    „Woher wissen Sie das?“
    Er schaute wieder auf ihre Hand, die sich noch immer in seinen Ärmel krallte. „Weil es zu riskant wäre, nachdem ich bei Ihnen war. Ich kann bezeugen, dass Sie hier waren, und ich habe Sie nicht nur gesehen, sondern auch mit Ihnen gesprochen.“
    Sie nickte automatisch. Sie hörte zwar seine Worte, aber getröstet fühlte sie sich davon nicht. Dafür war sie schon zu lange hier und hatte zu viel gesehen. Die Aufseherinnen machten, was sie wollten. Offensichtlich brauchten sie keine Angst zu haben, dass man sie zur Rechenschaft zog.
    Er machte sich behutsam von ihr los und verschmolz mit den Schatten auf dem Flur. In ihrem Kopf wiederholten sich wieder und wieder dieselben Worte. Komm zurück … bitte … bitte … komm zurück. Bitte.
    Nach einer halben Ewigkeit kehrte der Scheich in Begleitung zweier Wärter zurück.
    Liv wusste nicht, was sie davon halten sollte, als einer der Wärter ihre Zelle aufschloss und sie herausrief. Sobald die Tür offen war, flüchtete sie sich in blindem Vertrauen an die Seite ihres Besuchers. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Hier drin würde sie nicht überleben. Alles war besser als Ozr.
    Gleich darauf ging Liv dicht neben dem Scheich leicht schwankend durch die engen gewundenen Gänge zum Ausgang. Der Sonnenschein draußen war so grell, dass sie zurückprallte.
    Aber Scheich Fehz hielt sie geistesgegenwärtig fest, als sie taumelte. So verhinderte er, dass sie auf die Steintreppe fiel. Liv hatte instinktiv den Arm nach ihm ausgestreckt, und jetzt fand sie sich an seinem harten Brustkorb gepresst wieder.
    „Oh“, keuchte sie. „Haben Sie sich wehgetan?“, fragte er mit tiefer, leicht heiserer Stimme.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte, sich aus seinen Armen herauszuwinden. Sie wollte auf eigenen Beinen stehen, ohne die Hilfe dieses dunklen, wortkargen Mannes, den sie nicht einschätzen konnte.
    „Es ist so hell hier draußen“, sagte sie verlegen.
    Er ließ sie los, legte nur seinen linken Arm sanft und beschützend an ihren Rücken. Dann nahm er seine Sonnenbrille ab und setzte sie ihr auf die Nase. „Ihre Augen sind empfindlich. Sie haben schon eine ganze Weile kein Tageslicht mehr gesehen.“
    Er wartete nicht auf ihr Einverständnis, sondern tat einfach, was er für richtig hielt. Liv bekam wieder ganz weiche Knie. Sie wusste nicht, ob das mit der plötzlichen und seltsam intim anmutenden Nähe zu diesem einschüchternden Mann zusammenhing oder mit dem grellen Sonnenlicht.
    Als sie den Kopf senkte, rutschte ihr die Sonnenbrille, die für ihr schmales Gesicht viel zu groß war, nach vorn auf ihre Nasenspitze. „Besser, Sie nehmen die Brille wieder an sich. Sie ist mir viel zu groß.“
    Aber Scheich Fehz schob ihr die Brille einfach wieder nach oben. „Das macht nichts. Hauptsache, Ihre Augen sind geschützt“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Während er sprach, sah Liv eine kleine Wagenkolonne auf sie zukommen.
    Nachdem die Autos vor ihnen gestoppt hatten, stiegen mehrere Männer in langen Gewändern aus. In diesem Moment hätte sich Liv, die sofort wieder mit dem Schlimmsten rechnete, vor Angst am liebsten in Scheich Fehzs Arme gerettet.
    Er legte ihr in einer beschützenden Geste einen Arm um die Schultern und sagte beruhigend: „Keine Angst. Das sind meine Leute. Sie werden uns zum Flughafen bringen.“
    Sie nickte, aber ihre Angst verflüchtigte sich nicht. Liv wusste, dass sie sich erst wieder sicher fühlen würde, wenn sie zu Hause bei Jake und ihrer Mom war. Hier kannte sie sich nicht aus, es gab einfach zu vieles, was ihr fremd und unvertraut war.
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