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Werde mein in Luxor

Werde mein in Luxor

Titel: Werde mein in Luxor
Autoren: JANE PORTER
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Sie hatte das Fremde gesucht – das war immerhin der Grund für ihre Reise in einen anderen Kulturkreis gewesen –, aber mit derartigen Gefahren hatte sie nicht gerechnet.
    Ägypten und Marokko hatten in den Reiseprospekten so malerisch und exotisch gewirkt. Sie hatte die von der Spätnachmittagssonne vergoldeten Pyramiden von Gizeh sehen wollen, die Kamele, die in der Wüste majestätisch einem blutroten Sonnenuntergang entgegenschritten, und all die Schätze und Kunstwerke, die im Ägyptischen Museum in Kairo auf Besucher warteten.
    Jahrelang hatte sie Erlebnisberichte der Nilkreuzfahrten regelrecht verschlungen. Dabei hatte sie sich ausgemalt, wie es wohl sein mochte, jeden Tag in einem anderen Hafen Station zu machen. Man konnte in Basaren stöbern, bunte Wollteppiche und kunstvollen Schmuck erstehen, bei Straßenhändlern orientalische Köstlichkeiten kaufen und das Abenteuer seines Lebens finden.
    Sie hatte nie ernsthaft erwogen, dass sie in Schwierigkeiten geraten könnte. Noch nie zuvor war ihr etwas zugestoßen. Liv war immer ein braves Mädchen gewesen, das sich stets an die Regeln gehalten und getan hatte, was man ihm sagte.
    Einer von Scheich Fehzs Bodyguards öffnete den hinteren Wagenschlag der Limousine mit den dunkel getönten Scheiben. Liv drehte sich zu dem Scheich um und versuchte, in seinem scharf geschnittenen Gesicht zu lesen. Sie lieferte sich ihm aus, obwohl sie ihn nicht einmal kannte. „Kann ich Ihnen vertrauen?“, fragte sie so leise, dass es kaum zu hören war.
    Er schaute sie ernst und eindringlich an. „Vielleicht sollte besser ich Ihnen diese Frage stellen. Ich setze meinen guten Namen und meinen Ruf für Sie aufs Spiel. Kann ich Ihnen vertrauen, Olivia Morse?“
    Irgendetwas in seinen dunklen Augen jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Einem Mann wie ihm war sie noch nie begegnet. Obwohl sie zugeben musste, dass ihre Erfahrung mit Männern sowieso sehr begrenzt war. Der einzige Mann, den sie näher kannte, war ihr Bruder Jake, und der war so unkompliziert, wie es ein Mann nur sein konnte.
    Scheich Fehz hingegen schien ziemlich kompliziert zu sein.
    „Ja. Natürlich können Sie mir vertrauen“, antwortete sie heiser. In ihrem Bauch war ein seltsames Kribbeln, aber sie versuchte, es zu ignorieren.
    „Dann sollten wir jetzt fahren. Hier sind Sie nämlich nicht sicher.“ Er deutete auf den offenen Wagenschlag.
    In dem großzügigen Innenraum des Autos senkte Liv den Kopf und steckte sich das strähnige blonde Haar hinter die Ohren. Sie fühlte sich ungepflegt. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so sehr nach einem Bad gesehnt wie in diesem Moment.
    „Tut mir leid“, sagte sie tödlich verlegen, als sie die Blicke des Scheichs auf sich spürte, während der Wagen durch die verödete Landschaft in Richtung Hauptstadt fuhr. „Ich weiß, dass ich dringend ein Bad brauche.“
    „Ich musste gerade daran denken, dass Ihr Bruder bestimmt überglücklich sein wird, wenn er die gute Nachricht hört.“
    „Ja“, stimmte Liv zu, plötzlich mit Tränen in den Augen. „Ich hatte schon fast alle Hoffnung aufgegeben, da je wieder heil rauszukommen.“
    „Sie haben Glück gehabt“, gab Khalid zurück. „Mehr Glück als die meisten anderen.“ „Ja. Und das habe ich nur Ihnen zu verdanken. Warum helfen Sie mir?“
    „Wir sind jetzt gleich in Hafel, der Hauptstadt von Jabal“, sagte Scheich Fehz statt einer Antwort. „Waren Sie vor Ihrer Festnahme dort?“
    Liv schüttelte den Kopf. Sie schaute auf ihre Handgelenke, auf die Blutergüsse dort. Auf den Oberarmen waren noch mehr, aber die wurden von ihrem Umhang verdeckt. „So weit bin ich gar nicht gekommen.“
    „Wo hat man Sie festgenommen?“
    „Auf dem Weg zwischen der Grenze und Hafel.“ Sie gab einen ungläubigen Laut von sich. „Eben saß ich noch im Bus und im nächsten Moment schon befand ich mich in einem Gefangenentransport nach Ozr.“
    Als der Scheich nichts erwiderte, fragte Liv: „Halten wir jetzt in Hafel?“
    „Nein“, erwiderte Khalid, als die mehr als tausend Jahre alte Hauptstadt vor ihnen auftauchte. „Obwohl es eine faszinierende Stadt ist, über die man in der westlichen Welt kaum etwas weiß.“
    „Waren Sie schon oft dort?“, fragte sie.
    „Früher.“
    „Was hat sich seitdem verändert?“
    „Alles.“ Er zögerte. „In meiner Kindheit verband meinen Vater eine enge Freundschaft mit dem König von Jabal, der vor zwanzig Jahren gestürzt wurde. Seitdem wird das Land von einem gänzlich
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