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Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Titel: Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)
Autoren: Rachel Gibson
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Aufschrift »Hände weg von Texas« in den Rock gestopft und erinnerte ihn fatal an einen spindeldürren Shar-Pei mit langen, baumelnden Ohrringen.
    »Hallo, Tante Luraleen.«
    »Vince!« Die Schwester seiner Mutter, die dem Cowboy das Dörrfleisch eintütete, blickte erfreut auf. »Du siehst blendend aus.« Mit leuchtenden blauen Augen kam sie um den Ladentisch herum und stürzte sich so enthusiastisch an seine Brust, dass ihm sein Seesack aus der Hand fiel und zu Boden plumpste. Sie schlang die Arme so weit wie möglich um seinen Körper und drückte ihn mit der uneingeschränkten Zuneigung, die ihm von jeher fremd gewesen war. Die texanischen Verwandten seiner Mutter waren geborene Umarmer, als wäre es ein Teil von ihnen. Als läge es in ihrer DNA, doch weder er noch seine Schwester hatten das Umarmer-Gen geerbt. Er hob die Hand, um ihren Rücken zu tätscheln. Wie oft Tätscheln war genug? Einmal? Zweimal? Er beschränkte sich auf zweimal.
    Sie hob das Kinn von seiner Brust und sah zu ihm auf. Obwohl ihre letzte Begegnung schon Jahre her war, hatte sie sich kein Stück verändert. »Du bist ein langer Lulatsch«, sagte sie mit der näselnden, vom Tabak tiefen Reibeisenstimme, die ihm als Kind eine Heidenangst eingejagt hatte. Wie sie so alt hatte werden können, war eher auf ihren Eigensinn zurückzuführen als auf eine gesunde Lebensführung. Diesen DNA-Strang hatte er vermutlich geerbt, denn auch er hatte nicht gerade gesund gelebt. »Und sündhaft attraktiv«, fügte sie hinzu.
    »Danke.« Er lächelte. »Das Aussehen stammt von meinen Südstaaten-Verwandten.« Was nicht stimmte. Seine texanische Verwandtschaft war hellhäutig und rothaarig. Wie seine Schwester. Das Einzige, was er von seiner Mutter geerbt hatte, waren die grünen Augen und der Hang, von einem Ort zum anderen zu ziehen. Die schwarzen Haare und die Schwäche für Frauen hatte er vom Vater.
    Luraleen drückte ihn noch ein letztes Mal mit ihren dürren Armen. »Bück dich zu mir, damit ich dir einen Kuss geben kann.«
    Als Kind hatte ihm davor gegraut, aber als sechsunddreißigjähriger Mann und ehemaliger Navy SEAL hatte er schon Schlimmeres aushalten müssen als den Marlboro-Atem seiner Tante. Also hielt er ihr gehorsam die Wange hin.
    Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen fetten Schmatzer. Als der Cowboy gehen wollte, ließ sie sich wieder auf die Absätze ihrer bequemen Schuhe herunter. »Luraleen …«, nuschelte er zum Abschied.
    »Bis morgen Abend, Alvin.«
    Mit knallroter Birne verschwand der Cowboy durch die Tür. »Steht der etwa auf dich?«
    »Klar.« Luraleens Schuhsohlen quietschten auf dem Linoleum, als sie sich umdrehte und wieder ihren Platz hinter dem Tresen einnahm. »Ich bin eine alleinstehende Frau mit Bedürfnissen und Perspektiven.«
    Aber auch Ende sechzig mit schlimmem Raucherhusten und zwanzig Jahre älter als der Cowboy. Zwanzig harte, unansehnliche Jahre. Er lachte. »Tante Luraleen, du bist ein Cougar.« Himmel, wer hätte das gedacht? Das zeigte nur, dass manche Typen keine Ansprüche stellten. Manche Frauen – allen voran seine Schwester – mochten Vince für einen Womanizer halten, aber gewisse Ansprüche hatte er, und alte Schachteln mit Raucherhusten gehörten nicht dazu.
    Luraleens Reibeisenlachen stimmte in sein Gelächter ein und ging in einen Hustenanfall über. »Hast du Hunger?« Sie schlug sich auf die knöchrige Brust. »Ich hab Wound Hounds im Hotdogwärmer. Meine Jalapeño-Hotdogs sind bei den Kunden sehr beliebt.«
    Klar hatte er Kohldampf. Er hatte sich seit Tulsa nichts mehr zwischen die Kiemen geschoben.
    »Ich hab auch normale Frankfurter aus reinem Rindfleisch. Die Leute essen sie gern mit massenhaft Käse-Dip, Salsa-Sauce und Chili.«
    Solchen Kohldampf nun auch wieder nicht. »Lieber einen Wound Hound.«
    »Wie du willst. Nimm dir ein Bier.« Lächelnd deutete sie auf die großen Kühlschränke. »Hol gleich zwei, dann leiste ich dir im Büro Gesellschaft.«
    Vinces Mutter war tief religiös gewesen; Tante Luraleen hatte mit billigem Fusel und einer Schachtel Zigaretten in ihrer Lieblingsbar Andacht gehalten. Er trat an den Kühlschrank und öffnete die Glastür. Kalte Luft schlug ihm entgegen, als er sich zwei Shiner Blondes schnappte. Seit seinem Besuch bei Wilsons Mutter in San Antonio hatte er kein Shiner mehr getrunken. Pete Bridger Wilson hatte mit Vince das SEAL-Training absolviert und war einer der intelligentesten Burschen, die Vince je gekannt hatte. Von Belanglosem
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