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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt
Autoren: Michael Z. Lewin
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ist nicht zu fassen.«
    »Was?«
    »Der Rohrpostapparat
     hier hat mir gerade den aktuellen Bericht von der Viehbörse zukommen
     lassen. Wußtest du, daß Kälber in Chicago unverändert
     geschlossen haben?
    Achthunderttausend Dollar für
     ein Rohrpostsystem, und es versorgt mich mit dem Bericht vom
     Schlachtviehmarkt. Es ist zum Weinen.«
    Wir legten eine
     Schweigesekunde ein. Maude haßt Geldverschwendung.
    »Liegt dein Notizbuch
     bereit?«
    »Ja.«
    »Also, zunächst
     einmal sind sie reich. Ich meine echte Millionen, im Plural, reich. Wie
     reich, das kann ich herausfinden, wenn du willst«
    »Nein, danke, Kumpel,
     im Augenblick nicht. Wie sind sie so?«
    »Nun, sehr ruhig.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, daß
     kein Klatsch die Runde macht, der sich auf irgend etwas bezieht, das der
     Star als unmoralisch betrachten würde. Und auch in der Vergangenheit
     kein Klatsch, soweit ich mich erinnere. Geht es um eine Scheidung? Falls
     ja, dann ist das eine lukrative Sache für dich.«
    Ich schämte mich, ihr
     einzugestehen, daß ich drauf und dran war, mich von dem Kind der
     Crystals engagieren zu lassen.
    »Keine Scheidung. Ich
     bin mir noch nicht sicher, was es eigentlich wird.«
    »Armer Berrrtie.«
    »Erzähl mir
     irgendwas Interessantes. Irgendwas.«
    »Also, ich kann mich
     noch an die Geschichten über Fleurs alten Herrn erinnern. Das war
     Estes Graham, und von dem kommt übrigens auch das Geld. Er starb
     ´53 oder ´54 und hatte jahrelang Riesengeburtstagspartys
     gegeben, zu denen jeder hinging, der in der Stadt was auf sich hielt. Das
     Dumme war nur, daß es dort keinen Tropfen Alkohol gab. Wir haben
     hier einen, der mal dort war; ich glaube 1950. Der hat seinen Flachmann
     mitgenommen. Der alte Estes Graham hat ihn erwischt und von seinem
     Schwiegersohn, also Leander Crystal, höchstpersönlich vor die Tür
     setzen lassen. Aber das ist alles, was ich aus dem Kopf weiß. Ich
     sage dir, diese Crystals führen beide ein sehr zurückgezogenes
     Leben. Nichts von diesem ganzen Gesellschafts- und Wohltätigkeitsquatsch,
     in den sich die meisten Leute mit so viel Geld hineinziehen lassen.«
    »Und das war's?«
    »Das ist alles, was ich
     dir aus dem Kopf sagen kann. Ich kann meine Leute dransetzen und dir mehr
     Details beschaffen. Wir haben hier einen ganz netten Stab für unsere
     Recherchen. Du müßtest uns vielleicht einen kleinen Wink geben,
     was du eigentlich wirklich willst.«
    »Ich fürchte, für
     den Augenblick muß ich es dabei belassen.
    Wieviel?«
    »Oh, nur eine kleine
     Anerkennung. Was immer du für angemessen hältst. Großzügig,
     aber angemessen.«
    Wir hängten ein.
    Ich ging zum Schreibtisch in
     meinem Wohnzimmer und nahm mir einen Umschlag. Ich überlegte, ob ich
     vielleicht ein ZehnCent-Stück hineinstecken sollte, aber um der
     Zukunft willen beschloß ich, keinen Unfug zu machen. Ich schrieb
     einen Scheck über fünf Dollar aus und schickte ihn an Miss
     Simmons, c/o Indianapolis
     Star .
    Maude ist schon so eine
     Nummer. Altgedient, gottlos, trunksüchtig und habgierig. Und ein
     Segen für die ungefähr dreißig Privatdetekteien in
     Indianapolis. Ihr eigentliches Geschäft besteht darin, vom
     Nervenzentrum des Star aus, für dessen Sonntagsausgabe sie zuständig
     ist, ihre Privatkundschaft mit Auskünften zu versorgen. Mit all dem,
     was man nicht drucken kann: persönlichen Schicksalen, Kreditauskünften,
     Familiengeheimnissen. Sie verfügt über ein ganzes Netz von
     Leuten, die die Ohren offenhalten und auch sonst über allerlei Fähigkeiten
     verfügen. Und sie macht echtes Geld damit.
    Gewöhnlich nicht mit so
     kleinen Fischen, wie ich einer bin, obwohl sie mit mir auch schon ein paar
     gute Geschäfte gemacht hat. Sie behauptet, daß selbst die
     Polizei ihre Dienste in Anspruch nimmt, und ich bin geneigt, ihr das
     abzunehmen.
    Ich ließ mein Notizbuch
     auf dem Telefontischchen zurück, aber mein Kopf war inzwischen über
     die Kreuzworträtselphase hinaus. Ich wäre froh gewesen, wenn wir
     schon Donnerstag gehabt hätten und nicht erst Mittwoch. Nicht so
     sehr, weil ich dann besser wüßte, woran ich bei Eloise und
     Konsorten war, sondern weil dann die Pacers spielten. Das erste Spiel der
     Saison als amtierender Meister der American Basketball Association.
    Ich bin Basketballfan, und
     die Radioübertragungen der Spiele der Pacers sind wirklich eine gute
     Sache, um mir bei der Bewältigung der langen Winterabende zu helfen.
     Manchmal,
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