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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt
Autoren: Michael Z. Lewin
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verstehe.«
    Jetzt hatten wir eine
     Grundlage. Das gegenseitige Verständnis sprudelte wie aus einer
     Quelle. Ich beschloß, es ein wenig anzuzapfen.
    »Wie sind Sie an eine
     Blutprobe von Leander gekommen?«
    »Das war nicht leicht!«
     sagte sie. »Aber wenn man etwas wirklich will, dann gibt es gewöhnlich
     auch einen Weg. Also dann. Bis morgen.«
    Und schon fegte sie aus dem Büro.
     Was sie auch immer sonst noch sein mochte, sie war flink wie ein Wiesel.
     Mein Quartier erfüllt seine Zwecke auf mustergültige Weise, aber
     es liegt nicht im richtigen Teil des Gebäudes, um einer scheidenden
     Klientin nachsehen zu können. Mein einziges Fenster befindet sich in
     meinem Wohnzimmer und geht auf die Alabama Street hinaus.
    Es eröffnet mir den
     Ausblick nach Osten, über das Restaurant White Star und Bordens
     Eiskremfabrik.
    Mit seiner Frontseite grenzt
     das Gebäude an die Ohio Street.
    Das Büro neben meinem
     hat zwei schöne Fenster mit Blick auf die Ohio Street, was mir sehr
     zupaß kommt.
    Das Büro steht leer -
     bereits seit drei Jahren. Mein Vermieter findet keinen Trottel, der bereit
     ist, für zwei Fenster nach Norden zwanzig Dollar im Monat mehr zu
     zahlen, als ich für eines nach Osten hinlege. Er hat gelegentlich
     angedeutet, daß ich doch dieser Trottel sein könnte, aber ich
     habe abgewunken.
    Nicht daß ich mir
     normalerweise die zwanzig Dollar nicht leisten könnte. Aber ich
     verstehe genug von Schlössern, um das Büro betreten zu können,
     wann immer ich will. Um ein Bad zu nehmen beispielsweise oder um mir eine
     Klientin von oben anzusehen. Außerdem möchte ich nicht gerne
     tagein, tagaus das Wulsin Building vor meinem Fenster haben. Und mein Efeu
     gedeiht an einem Ostfenster besser als an einem Nordfenster.
    Ich wußte nicht, wie
     lange Eloise Crystal bis unten brauchen würde, deswegen beeilte ich
     mich. Wäre aber nicht nötig gewesen. Nachdem ich mich auf die
     Fensterbank gepflanzt hatte, dauerte es noch über eine Minute, bis
     die sittsame kleine Miss Eloise auf dem Bürgersteig unter mir
     erschien und sich nach links wandte. Ich öffnete das Fenster und
     lehnte mich vorsichtig hinaus. Sie ging die drei Blöcke bis zur
     Meridian und bog dann links ein. Entweder war es geschwindelt, daß
     sie nach Hause mußte, oder sie hatte keinen Wagen und war auf dem
     Weg zur Bushaltestelle. Und wenn sie zum Bus ging, hatte sie hoffentlich
     was Kleineres als einen Hunderter dabei, um die Fahrkarte zu lösen.
    Ich schloß das Fenster
     und ließ mich von der Fensterbank hinunterrutschen. Langsam folgte
     ich meiner eigenen Spur zurück in mein Büro. Dort schloß
     ich die äußere Tür, verriegelte sie und schlenderte in das
     Hinterzimmer, in dem sich mein Privatleben abspielte.
    Aber bevor ich es mir dort
     bequem machte, fiel mir mein Notizbuch ein. Ich ging wieder zurück
     ins Büro, um es zu holen.
    Ich nahm auch den
     Hundertdollarschein mit und steckte ihn, da mir kein besserer Platz
     einfiel, in meine Geldbörse. Dann begab ich mich wieder in mein
     Wohnzimmer.
    Sie sehen schon, welche
     Unsummen an Busfahrgeld ich einspare, seit ich mich entschlossen habe,
     hier ins Hinterzimmer zu ziehen.

2
    Eloise Crystal hatte mein Büro
     kurz nach fünf verlassen. Um acht Uhr hatte ich mein Abendessen und
     meinen täglichen Hausputz hinter mir. Zeit für die Abendarbeit,
     die ich heute den Kreuzworträtseln widmen wollte. Das Entwerfen von
     Kreuzworträtseln gehört zu den Dingen, mit denen ich mein
     Einkommen ein wenig aufbessere. Nicht daß es sich wirklich lohnte,
     aber wenn man sowieso die Zeit totschlagen muß, kann man dabei ja
     ruhig ein oder zwei Dollar mitnehmen.
    Neben meinen Ermittlungen
     treibe ich eine ganze Reihe anderer Dinge, die von Zeit zu Zeit etwas Geld
     einbringen. Mal bin ich Fotograf, mal Zimmermann, mal Zocker, und manchmal
     übernehme ich merkwürdige Aufgaben für merkwürdige
     Freunde. Aber in erster Linie bin ich Privatdetektiv - so steht es in
     meinem Ausweis. Das mache ich jetzt seit sieben Jahren und bin stolz
     darauf.
    Sieben volle Jahre, ein
     Rekord.
    Und bisher ist kein einziges
     Mal in dieser ganzen Zeit ein kleines Mädchen zu mir gekommen, damit
     ich seinen biologischen Papa finde.
    Ich kaute an meinem
     Kreuzwortbleistift herum und dachte eine Weile an Eloise. Wie standen die
     Chancen, daß sie sich nicht mehr blicken lassen würde?
    Schwer zu sagen. Vielleicht
     pari.
    Und wenn sie Lust hatte,
     wieder bei mir
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