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Wer sich nicht fügen will

Wer sich nicht fügen will

Titel: Wer sich nicht fügen will
Autoren: Leena Letholainen
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sie in zwanzig Jahren total nach unserer Pfeife tanzen lassen. In meiner Generation gibt es viele Frauen, die lieber Karriere machen als Kinder. Deshalb rotten sich die Kerle jetzt zusammen, aber sie werden noch merken, dass sie den Krieg der Geschlechter verlieren.«
    Ihr Ausbruch amüsierte mich: Ursula hatte es immer kategorisch abgelehnt, sich mit Frauen zu verbünden, und nun das! Ich hatte keine Ahnung, warum sie ihre Meinung geändert hatte, aber mir kam der Verdacht, dass Kaartamo dabei eine Rolle spielte. Ursula hatte sich bisher von unserem Frauenfußballclub distanziert, doch nun saß sie bei Liisa auf dem Sofa und rief den Krieg der Geschlechter aus, fanatischer als jede andere. Ich selbst hatte keine Lust mehr auf Kriegserklärungen. Ich wollte Frieden zwischen den Geschlechtern, einen Frieden, in dem keine der beiden Seiten sich als Verlierer fühlte.
    »Typen, die einen Schwanz als Voraussetzung fürs Regieren betrachten, hat es auch früher gegeben«, erinnerte die Staatsanwältin Katri Reponen. »Vielleicht war es auch diesmal so ein Herrenclub, der im Suff den großartigen Plan entwarf, Länsimies zum Präsidenten zu machen. Und der hat die Sache dann ernst genommen.«
    »Er und viele andere auch, die Gerüchte waren ziemlich weit verbreitet«, warf ich ein. Länsimies und sein Anwalt versuchten nach wie vor, Riitta Saarnio die Schuld zuzuschieben, doch das würde ihnen nicht gelingen. Die DNA-Proben, Riitta Saarnios Abschiedsbrief und das Video aus dem Big Apple waren zur Analyse sogar ins Ausland geschickt worden; das verzögerte zwar die Ermittlungen, doch es war die Sache wert. Entscheidend war jedoch, dass Länsimies für die Zeit des Anschlags auf Sulonen kein Alibi hatte. In Riitta Saarnios Auto waren Fingerabdrücke von Länsimies sichergestellt worden, und zu seinem Pech war der Wagen zwei Tage zuvor von innen und außen gereinigt worden. Die Abdrücke hatte er hinterlassen, als er sich den Wagen geliehen hatte und damit zum Big Apple gefahren war. Welchen Vorwand er dafür genannt hatte, würden wir nie erfahren.
    Am Abend vor dem ersten April gab Sauli Niinistö seine Kandidatur für die Präsidentschaft bekannt. Demnach wäre Länsimies’ Traum vom höchsten Amt ohnehin geplatzt. Ministerpräsident Vanhanen erklärte etwas später, ebenfalls kandidieren zu wollen, worauf sich wilde Gerüchte um seine Scheidung entspannen. Auch ohne Länsimies war ein schmutziger Wahlkampf zu erwarten. Am dreiundzwanzigsten April beschlossen die Ärzte, Tero Sulonen aus dem künstlichen Koma zu holen, in dem sie ihn zur Schonung seines Gehirns gehalten hatten. Sulonens Erinnerung kehrte nur langsam zurück, doch einer Sache war er sich absolut sicher: Ilari Länsimies hatte sich mit ihm auf dem Männerklo beim Kino im Big Apple verabredet gehabt. Wahrscheinlich hatte Länsimies auch für Sulonen eine Zyanidspritze in Reserve gehabt, sich aber für die phantasievollere Methode mit der Schleuder entschieden, da sich eine günstige Gelegenheit bot. Nun musste er für seine Tollkühnheit bezahlen.
    »Sulonen wollte Lulus Tod eigenhändig rächen, deshalb hat er sich auf das Treffen mit Länsimies eingelassen«, berichtete mir Koivu ein paar Tage vor dem ersten Mai am Telefon. »Aarnivuori hatte Lulu gegenüber geprahlt, er wäre ein Präsidentenmacher, und er war es auch, der Lulu fotogafiert hat. Lulu wusste anfangs nicht, worum es ging, aber als es ihr klar wurde, hat sie protestiert. Länsimies ist wahrscheinlich in Panik geraten. An einer Hure sollten seine großen Pläne nicht scheitern!«
    Obwohl ich große Hoffnungen auf die Aufklärung des Verbrechens setzte, erholte ich mich nur langsam von der Vergewaltigung. Als Antti zum ersten Mal versuchte, mich auszuziehen, war ich wie gelähmt. Ich konnte einfach nicht mit ihm schlafen, ich musste mich zurückziehen. Er bemühte sich um Verständnis, obwohl meine Angst ihn verletzte.
    »Antti, lass mir Zeit! Mein Verstand weiß, dass das, was Länsimies mir angetan hat, nichts mit dir zu tun hat. Aber meine Seele und mein Körper wissen es noch nicht. Sie lernen es, ganz bestimmt. Ich will dich doch!«
    Antti hatte Tränen in den Augen. Sie brachten auch mich zum Weinen. Zum Glück schliefen die Kinder bereits. Ihnen hatte ich erklärt, ein böser Onkel habe der Mutti wehgetan, aber Mutti würde wieder gesund. Taneli hatte sich gewundert, weil ich keine Wunde hatte, doch Iida war klüger gewesen:
    »Manchmal ist die Wunde in einem Menschen drin, dann sieht
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