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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift
Autoren: Barbara Bickmore
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gesagt, dass ich sie mit nach Afrika nehmen möchte?«, gurrte Michelle.
    »Ja.«
    »Ich möchte dich unbedingt sehen. Es ist so ein schöner Tag, willst du mich nicht hier im Plaza abholen und mit mir durch den Park spazieren? Später können wir mit Lina in der Tavern on the Green zu Mittag essen.«
    »Ja, das wäre wunderbar. Um wie viel Uhr?«
    »Wann passt es dir am besten?«
    Alex blickte auf die Uhr. Es war fast schon Mittag. »Wie wäre es mit eins? Du wohnst ja nicht weit weg. Wir kommen zum Hotel und holen dich ab.«
    »Ah, Chérie, wunderbar.«
    »Ich hoffe, wir erkennen einander.«
    »Ich habe ein paar graue Haare bekommen.«
    »Ich auch.«
    Alex machte sich auf die Suche nach Lina, um ihr ihre Pläne mitzuteilen. »Ich ziehe mich nur rasch um, dann können wir gehen.«
    »Mama, du brauchst dich nicht umzuziehen. Du siehst hervorragend aus.«
    »Ich muss doch Strümpfe und anständige Schuhe anziehen.«
    »Du bist hier nicht in England, ja, noch nicht einmal in dem New York, an das du dich erinnerst. Im Juni kann man hier ohne weiteres in Sandalen ohne Strümpfe herumlaufen.« Sie lachte. »Selbst Grandma hat nicht mehr jedes Mal weiße Handschuhe an, wenn sie ausgeht.«
     
    Alex hatte Michelle nur das eine Mal gesehen. Jetzt, sechzehn Jahre später, hätte sie sie nicht mehr wiedererkannt. Michelle und Lina umarmten sich, und auch Alex wurde von Michelle auf beide Wangen geküsst, als seien sie schon immer Freundinnen gewesen.
    »Chérie, du bist so dünn.« Michelle hielt Alex an den Schultern fest und trat einen Schritt zurück, um sie zu mustern. »Aber ich hätte dich sofort erkannt, weil Iris mir ein Foto von dir und Philippe geschickt hat, das seitdem auf meinem Klavier steht.«
    »Du musst mir unbedingt einen Abzug schicken.«
    Michelle war immer noch eine attraktive Frau, mit einer weißen Strähne in ihren kurzen, dunklen Haaren. Sie trug ein weißes Leinenkleid, weiße Sandalen und Ohrringe mit großen, weißen Ringen, die ihren sonnengebräunten Teint betonten. Ihre Fußnägel waren knallrot lackiert.
    »Du siehst aus wie ein Filmstar.«
    »Ach was.« Michelle hakte sich bei Alex und Lina ein, während sie das Restaurant betraten. »Ich bin einfach für das Leben in Kalifornien wie geschaffen.«
    »Kehrt deine Familie jetzt nach Frankreich zurück?«
    Michelle zuckte mit den Schultern. »Celeste hat unseren Winzer geheiratet, der mittlerweile meine rechte Hand geworden ist. Sie reden zwar davon, dass sie mal in Frankreich nach dem Rechten sehen wollen, aber wir sind hier sehr erfolgreich. Das Weingut in Kalifornien ist mein Leben, und eigentlich möchte ich lieber, dass sie hierbleiben. Andererseits möchte ich auch, dass wir in Frankreich wieder Wein produzieren. Na ja, wir werden sehen, wie sie sich entscheiden.«
    Der Kellner wies ihnen einen Tisch zu und reichte ihnen die Speisekarten.
    »Ich nehme Eistee«, sagte Alex.
    »Du bist nicht wirklich eine Britin geworden, was?« Michelle lächelte.
    »In England mag niemand Eistee. Ich gebe ja sogar Eiswürfel in Rotwein.«
    »Mon Dieu! Das ist ja beinahe ein Verbrechen!«
    »Mein Mann hat immer gesagt, ich sei ein Kunstbanause. Vermutlich erstreckt sich das auch auf Wein.«
    »Ich glaube, ich nehme die Quiche.« Michelle studierte die Speisekarte. »Obwohl man in den wenigsten amerikanischen Lokalen eine anständige Quiche bekommt.«
    »Ich nehme nur einen Salat.«
    »Kein Wunder, dass du so dünn bist.«
    Der Kellner nahm ihre Bestellungen entgegen, und als er wieder verschwunden war, legte Michelle ihre Hände auf die von Alex. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie wundervoll es ist, dich zu sehen. Für Iris, Celeste und mich gehörst du zur Familie. Du hast einen besonderen Platz in unseren Herzen. Sag mir, was für Pläne hast du jetzt?«
    Alex zuckte mit den Schultern. »Eigentlich habe ich keine besonderen Pläne. Am liebsten möchte ich nach Hause fahren und den Blumen beim Wachsen zuschauen, aber allein der Gedanke verursacht mir schon Schuldgefühle.«
    »Warum denn? Hast du nicht schon genug getan?«
    »Tut man denn jemals genug? Der Gedanke daran, was mit der Welt passiert ist, hält mich nachts wach. Ich sehe flehende Kindergesichter vor mir. Als ich durch Europa gereist bin, um die Kinder nach Hause zurückzubringen, habe ich gesehen, dass viele gar kein Zuhause haben. Ich sah Kinder, die auf der Straße schlafen, die betteln oder stehlen, um etwas zu essen zu haben, die keine warme Kleidung und keine Schuhe besitzen, und ich sah,
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