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Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps

Titel: Wer mordet schon in Franken? - 11 Krimis und 125 Freizeittipps
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gelegener kleiner Park mit Rosen, Brunnen, Skulpturen.

    12   Grabungsmuseum Kirchhof; im Souterrain des Ämtergebäudes gelegenes archäologisches Museum. Grabungen im Kirchhof zwischen 1988 und 1994 förderten eine Kapelle aus dem 14. Jahrhundert, hochmittelalterliche Gräber sowie Keramiken, Hausratsgegenstände, Schmuckstücke und mehr zutage.

Wer einmal einen Nacho aß
– Forchheim und Fränkische Schweiz –
    Nachos können tödlich sein. Hätten Sie’s gewusst? Alle quatschen über gesunde Ernährung. Hat mich noch nie besonders interessiert. Ich bin ein Typ, der sich was zwischen die Kiemen schieben muss, und ich gehe vor allem danach, was mein Körper verlangt. Das sind oft Steaks, Frikadellen, Kartoffelsalat mit Mayo. Dazu ein süffiges Bier. Bisher hat mir das nicht geschadet. Ich habe keine Herzbeschwerden, kriege höchstens alle fünf Jahre eine Grippe und das war’s. Aber dann kam die Sache mit der Nacho-Tüte. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, hätten sie an der Tanke Guacamole verkauft. Ich esse nämlich immer Nachos mit Guacamole. Bloß nicht mit diesen roten Chilisoßen, die kann ich auf den Tod nicht ausstehen.
    Auf den Tod.
    Deswegen kaufte ich also nur die Nachos. Ohne Soße. Als Proviant für meinen Trip durchs Fränkische.
    Die Tour war meine Abschiedsreise. Zwei Tage später würde ich den alten Kadett verkaufen. In drei Tagen in ein Flugzeug steigen. Nach Vancouver fliegen und dort neu anfangen.
    Was zählte, war die Zukunft. Mit meinem alten Leben in Franken hatte die Person, die ich heute darstelle, nicht mehr viel zu tun. Enttäuschungen, Ängste, Zweifel, Katastrophen. Ich hatte sie entschlossen in einen Sack gestopft und in die Tonne gekloppt. Rein mental natürlich. Es gibt Tausende Bücher, in denen steht, wie das geht, und jedes Jahr erscheinen neue.
    Für meine persönliche Misere hieß die Lösung: Kanada. Erst mal Urlaub. Paddeln, Fallschirmspringen, Reiten. Dann einen Job finden. In Kanada liegen die Jobs für jemanden wie mich quasi auf der Straße. Davon ging ich aus. In drei Tagen ging es los. Beinahe hätten mir die Nachos einen fiesen Strich durch die Rechnung gemacht.
    Möglich, dass es nicht die Nachos allein waren. Abgesehen von der fehlenden Guacamole könnte ich auch die Engländerin mit der milchweißen Haut verantwortlich machen oder den Kerl, den ich nur wenige Male ganz kurz sah, dessen Namen ich nicht kannte. Egal.
    Ich begann meine Abschiedstour in Forchheim. Hier war ich zur Schule gegangen, hatte das erste Mal die Liebe erlitten und meinen Eltern und Lehrern das Leben zur Hölle gemacht. Ich parkte den Kadett vor der Kaiserpfalz   13 , schlenderte ein bisschen durch die Fußgängerzone, kaufte mir ein Eis, atmete das Gefühl von Geschichte, das einen in Forchheim zwangsweise überkommt. Die Stadt ist so alt, dass es mich nicht erstaunen würde, wenn demnächst irgendwo noch ein Einkaufszettel von Karl dem Großen auftauchte. Geschrieben auf Althochdeutsch. Natürlich nicht von ihm persönlich, sondern von einem seiner Adjus. Der große Karl hatte 805 auf einem Feldzug in ›Forahhaim‹ eine Pause eingelegt. Aber das war natürlich schon extrem lang her. Ich hatte es nicht so mit der Historie, vielleicht, weil ich meine eigene zu eindeutig abgelegt hatte und mich nur noch auf die Zukunft konzentrierte. Aber das Eis war lecker und ich kaufte noch eins, spürte, wie die Sonne auf meine nackten Waden schien, auf meine Arme, in mein Gesicht. Fachwerk wie in Forchheim würde es in Kanada nicht geben, aber egal. Ein letzter Blick auf die Fassade des Rathauses, auf die Petunien, die wie purpurfarbene Wolken auf den Fenstersimsen hockten, über allem ein stahlblauer Himmel – wer hätte das nicht schön gefunden?
    Mag sein, dass Sie das jetzt nicht glauben, aber auch ich bin ein rührseliger Typ. Ist ja kein Wunder! Seine Heimat zu verlassen, das ist ein Schritt, der geht tiefer, als die meisten vermuten. Selbst wenn man die Heimat als eng empfindet. Franken ist nicht gerade ein Landstrich der Weltoffenheit. Das müssen Sie doch zugeben! Malerische Fachwerkwinkel sind eine Sache, geistige Horizonte eine andere.

    *

    Als ich zu meinem Wagen zurückkehrte, hatte ich innerlich mit allem abgeschlossen. Ich hatte die einschlägigen Plätze noch einmal besucht: die Martinskirche  14 , in deren
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