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Wer im Trueben fischt

Wer im Trueben fischt

Titel: Wer im Trueben fischt
Autoren: Mechthild Lanfermann
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passiert ist, können wir erst nach der Obduktion sagen.«
    »Gab es einen Kampf? Dieser kleine Schrank, die Lampe …?«
    Blume schüttelte den Kopf.
    »Nein, es gibt keine Anzeichen für einen Kampf. Rosenberg war allein im Zimmer und hat versucht herauszukommen.«
    Die Journalistin warf einen Blick auf den Pegel ihres Aufnahmegerätes. Blume beobachtete sie. Eine Wimper klebte am rechten Lid. Er wollte sie wegstreichen und steckte seine Hände tief in die Jackentaschen.
    »Aber woran ist er dann gestorben?«, fragte sie. Als sie zu ihm hochsah, blickte er schnell wieder auf das Mikrofon vor ihm.
    »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen.«
    Jetzt seufzte sie. Laut dachte sie nach.
    »Also gut. Rosenberg war eingesperrt, er hat versucht herauszukommen, und jetzt ist er tot. Es hat so komisch gerochen, als wäre eine Flasche mit Nagellack ausgelaufen. Vielleicht ist er vergiftet worden?«
    Sie schielte zu ihm hoch. Blume runzelte die Stirn.
    Die Frau starrte auf seine Augenbrauen, und Blume spürte, dass er rot wurde. Er verschränkte wieder die Arme vor der Brust.
    »Fantasieren Sie sich bloß nichts zusammen. Vielleicht war das Ganze ein bedauerlicher Unfall, ein Missverständnis. Jemand hat aus Versehen den Schlüssel rumgedreht und ist weitergegangen.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das nehme ich Ihnen nicht ab. Man stirbt doch nicht einfach so. Außerdem steckt hier nirgendwo ein Schlüssel, ich bin zwei Stockwerke lang an den Bürotüren vorbeigelaufen.«
    Blume zuckte mit den Schultern.
    »So, Frau Reporterin …«
    Die Journalistin fragte schnell:
    »Und das Telefon? Warum hat er niemanden angerufen?«
    Blume zögerte.
    »Die Büros sind noch nicht angeschlossen.«
    »Und sein Handy, hatte er denn …«
    Sie unterbrach sich selbst mit einem leisen Ruf.
    »Das Jackett! Sie haben es woanders gefunden, nicht wahr? Jemand hat es ihm abgenommen, mitsamt dem Handy. Von wegen Unfall!«
    »Ich denke, Sie haben jetzt genug gefragt.«
    Er fasste sie an ihre Schulter und führte sie mit sanftem Druck vom Tatort weg. An der Treppe nach unten griff sie nach dem Geländer und ging die ersten Stufen hinunter. Er stand oben und schaute ihr nach. Sie zögerte, blieb für einen Moment stehen und drehte sich dann noch mal zu Blume um.
    »Wie ist er gestorben?«
    Blume sah ihr in die Augen.
    »Er ist ins Koma gefallen. Als er vermisst wurde, war es zu spät.«
    Die Journalistin ließ den Arm sinken. Als sie hochsah, wies er ohne ein Wort auf die Treppe.
    Sie wühlte in ihrer Tasche, zog einen Kugelschreiber und eine leicht verknickte Visitenkarte heraus. Jetzt sprang sie noch einmal die zwei Stufen hoch, klemmte sich ihr Aufnahmegerät unter die Achsel, legte die Karte auf das Geländer und strich mit dem Kuli etwas darauf durch. Dann gab sie die Karte Blume.
    »Falls Sie mit mir in Kontakt treten wollen.«
    Blume nickte erstaunt und besah sich die Karte. Emma Vonderwehr, stand da, Journalistin, und eine Handynummer. Alle anderen Angaben waren durchgestrichen. Blume erkannte eine niedrige Postleitzahl, irgendetwas im Norden. Der Name der Stadt war mit einem blauen Kugelschreiberbalken versehen. Er öffnete den Mund, als wollte er noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber doch anders. Er steckte die Karte in seine Jacketttasche und legte ganz leicht seine Hand auf ihren Arm.
    »Kommen Sie. Ich bring Sie zurück ins Foyer.«
    Sie nickte. Schweigend gingen sie die Treppe hinunter.

H allo, kann ich dich mal kurz was fragen?«
    Der Techniker fuhr hoch. Emma hatte die Tür absichtlich langsam geöffnet und steckte erst jetzt den Kopf hinein, wer überraschte schon gern einen Kollegen, der sich für Stunden ungestört glaubte. Sie stellte sich ans Regal und hielt den Kopf schief, um die Buchrücken zu lesen.
    »Ich such ein Handbuch für die Software. Hast du hier so was?« Der Techniker hatte mit einem geübten Handgriff die Oberfläche seines Computers verändert.
    »Ganz oben, das rote.«
    Emma spürte den Blick des Technikers in ihrem Rücken. Das Buch war das dickste, vermutlich gefüllt mit unverständlichen Befehlen der Programmiersprache. Emma nahm es und wandte sich ohne ein weiteres Wort zum Gehen.
    »Wart mal.«
    An der Tür hatte er sie eingeholt. Er nahm ihr das Buch aus der Hand und blätterte ungefähr bis zur Mitte.
    »Hier. Da findest du eine shortlist mit Befehlen. Wenn was ist – ich bin ja hier.«
    Emma lächelte den Mann an. Er war älter als sie, Emma schätzte ihn auf fünfzig.
    »Danke. Ich heiß übrigens
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