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Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)

Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)

Titel: Wer heimlich küsst, dem glaubt man nicht (German Edition)
Autoren: Meg Cabot
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…« Sofort begann es hinter meinen Lidern zu prickeln. Anscheinend hatte ich gestern – erst an der Schulter meiner Mutter und dann noch stundenlang in mein Kissen – noch nicht genug geweint. Ich blickte auf den Kies zu meinen Füßen und holte tief Luft.
    Es war Zeit, die Wahrheit zu sagen. Die ganze Wahrheit.
    »Ich konnte nicht zulassen, dass er das schreibt, was er schreiben wollte. Das wäre zu hart gewesen«, erklärte ich mit stockender Stimme. »Aber er hatte den Satz ja schon angefangen, also habe ich ihm die Dose weggenommen und etwas anderes hingeschrieben. Aber was reden wir überhaupt darüber? Im Grunde ist es doch ganz egal, was da steht.«
    »Ist es nicht«, sagte Tommy leise. »Es ist nie egal gewesen. Für mich nicht. Immer wenn es richtig schlimm wurde – und es wurde richtig schlimm, das kannst du mir glauben –, habe ich mich an das erinnert, was du damals gemacht hast. Und ich habe mich gefragt, warum du es gemacht hast.«
    »Weil wir Freunde waren«, antwortete ich mit erstickter Stimme, denn die Tränen sammelten sich jetzt nicht mehr nur hinter meinen Lidern, sondern begannen darunter hervorzuquellen. Weil ich nicht wollte, dass er mich weinen sah, drehte ich mich weg und setzte mich auf den Fahrradständer.
    »Waren wir das?«, fragte Tommy.
    Jetzt erkannte ich, was das für ein merkwürdiger Unterton in seiner Stimme war, den ich vorher nicht zu deuten gewusst hatte. Es war Verbitterung.
    »Ja, natürlich!«, brach es aus mir heraus. »Auch wenn ich dir vielleicht eine beschissene Freundin war, Tommy, war ich trotzdem deine Freundin. Ich wollte mich dir gegenüber anständig verhalten. So anständig, wie es mir angesichts meiner begrenzten Möglichkeiten eben möglich war.«
    »Hey, Katie«, sagte Tommy, dessen Stimme plötzlich ganz sanft war. Ich schaute ihn immer noch nicht an, weil ich mich wegen meiner Tränen schämte, aber ich sah, wie sich seine Füße einen Schritt auf mich zubewegten. »Ich habe dir nie etwas vorgeworfen. Ich fand das, was du getan hast, cool … dass du statt dem Wort, das Seth eigentlich schreiben wollte, Freak hingeschrieben hast. Ich konnte gut damit leben, ein Freak zu sein. Ich wollte nie so sein wie alle anderen.«
    »Aber warum bist du dann … weggezogen?«, fragte ich seine Füße, die in schwarzen Puma-Turnschuhen steckten.
    Er lachte leise. »Weil meine Eltern anscheinend nicht damit leben konnten, einen Freak zum Sohn zu haben.«
    Ich brachte es immer noch nicht fertig, ihn anzusehen, aber im nächsten Moment setzte er sich plötzlich neben mich, sodass unsere Gesichter fast auf gleicher Höhe waren. »Sie waren der Meinung, dass es nicht gut für meine Entwicklung wäre, unter diesen Umständen weiter in Eastport wohnen zu bleiben. Ich sollte mich auf die Schule konzentrieren und nicht die ganze Zeit Angst haben müssen, irgendjemand könnte blöde Sprüche über mich an Wände sprayen oder mich zusammenschlagen. Also haben sie mir eine andere Schule gesucht. Vielleicht war das ja die einzig richtige Entscheidung. Keine Ahnung.«
    Ich schaffte es nicht, meinen Blick höher als bis zu seinen Knien zu heben. »Aber … warum bist du zurückgekommen? Und jetzt sag mir nicht, dass du mir das nicht sagen kannst, denn das wäre für mich der Beweis dafür, dass du eben doch meinetwegen zurückgekommen bist. Um dich an mir zu rächen. Was du ja auch geschafft hast. Die ganze Stadt hasst mich. Jedenfalls fast die ganze Stadt.«
    »Niemand hasst dich.« Tommy lachte wieder. »Na ja, höchstens vielleicht Seth.«
    »Der hasst mich sogar ganz sicher.« Ich dachte mit schlechtem Gewissen an die frostig formulierte Nachricht auf meiner Mailbox, in der er seine Jacke zurückgefordert hatte.
    »Seth war immer schon ein Idiot«, sagte Tommy. »Genau wie sein großer Bruder. Der hat auch immer andere Menschen für das verantwortlich gemacht, was er selbst verbockt hat.«
    »Seth hat nichts verbockt. Ich war diejenige, die einen Riesenfehler gemacht hat. Ich habe mich ihm gegenüber wie ein Arschloch verhalten. Genau wie dir gegenüber.«
    »Das sehe ich nicht so«, widersprach Tommy. »Das war eine ganz natürliche Panikreaktion von dir. Immerhin waren das damals die Ferien vor dem Wechsel an die Highschool. Du hattest Angst, dass dich alle dort hassen würden, weil du mit mir zusammen für die Schülerzeitung gearbeitet hast. Und man muss ja fairerweise sagen, dass du versucht hast, mich davon abzubringen, den Artikel zu veröffentlichen. Im Ernst, Katie. Ich
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