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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst
Autoren: Cindy Gerard
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Sicherheitssystem betrifft …« Bei seiner Stimme fuhr sie zusammen und blickte wieder hoch zu seinem Gesicht. »Der reinste Witz, absolut leichtes Spiel für jeden Amateur mit einem guten Satz Werkzeuge und ein bisschen Feingefühl.«
    »Ich gebe meine Beschwerde morgen früh weiter.« Was voraussetzte, dass sie morgen früh noch leben würde. Immer schön eins nach dem anderen.
    Oh Gott. Sie würde nicht hysterisch werden.
    »Und Ihr Sicherheitscode?« Er schüttelte den Kopf und riss sie aus ihrem vorübergehenden Panikanfall. »Sie sollten sich schämen … und herzlichen Glückwunsch auch – nachträglich, Ms. elf-vierundzwanzig-neunzehn-vierundsiebzig.«
    Er kannte ihr Geburtsdatum? Todesangst vermischte sich mit Verblüffung und einer unterschwelligen, aber zunehmenden Wut.
    »Was wollen Sie?«, wiederholte sie. Die Festigkeit ihrer Stimme verwunderte sie. Die Tatsache, dass sein Mund sich nicht einen Millimeter verzog, nicht.
    »Was ich will?« Er gab ein gelangweiltes Knurren von sich. »Im Moment wäre ich lieber irgendwo sonst als hier.«
    Jetzt war sie mindestens ebenso verwirrt wie verängstigt. Sie runzelte die Stirn – dann hielt sie die Luft an, als er sein Gewicht auf das andere Bein verlagerte.
    Diese winzige Bewegung setzte gewissermaßen alle Muskeln seines durchtrainierten Körpers in Bewegung. Und klärte auch einen weiteren wichtigen Punkt ein für alle Mal. Sie hielt sich zwar in Form und kannte den einen oder anderen Selbstverteidigungsgriff, aber körperlich war sie ihm nicht gewachsen.
    Er war beinahe einen Kopf größer als ihre einsfünfundsechzig – und jeder Zentimeter schien bereit und in der Lage zu sein, zu töten oder zu verletzen. Sein Oberkörper war ein einziges geschmeidiges Muskelpaket. Seine Hüften waren schmal; seine Beine lang. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass sie es schaffen würde, ihm zu entkommen, würde er sie wieder einholen, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten.
    Und dennoch hatte er ihr gegenüber keine einzige bedrohliche Geste gemacht.
    Trotz Todesangst merkte sie, dass das keinen Sinn ergab. Sie wäre längst tot, wenn er sie hätte umbringen wollen. Es sei denn, dass es zu seinem Plan gehörte. Dass er sie erst terrorisieren wollte. Mit ihr spielen wollte wie eine Katze mit einer Maus.
    Ich wünschte, du wärst tot, Jillian.
    Was wünschst du dir?
    Sie sah wieder hoch, ihm ins Gesicht. Die entsetzliche Furcht hatte sich inzwischen so weit gelegt, dass sie ihn zumindest betrachten – genau betrachten – konnte, ohne dass der Schock ihre Wahrnehmung trübte.
    Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Dessen war sie sich sicher. Das Gesicht hätte sie erinnert; es war das eines gefallenen Engels. Die dunklen, dicken Stoppeln eines Nachmittagsbartes bedeckten Konturen, die wie gemeißelt wirkten. Sein Kinn hatte etwas Unnachgiebiges. Dunkle Augenbrauen über intelligenten, blauen Augen, die sie mit distanziertem, aber deutlichem Missfallen musterten. Haare, die die gleiche Farbe wie die Augenbrauen hatten, lockten sich weich im Nacken, sandweich und glänzend wie Seide – eine unpassende Anomalie in dieser ansonsten eiskalten Maschine, die vor ihr stand.
    Dass so viel männliche Schönheit die Seele eines Killers haben konnte, schien den Gedanken noch ruchloser zu machen – und immer weniger wahrscheinlich –, je mehr Zeit verging. Er betrachtete sie nur unbeteiligt und schweigend, ein scharfer Kontrast zu den leidenschaftlichen Klängen der brasilianischen Gitarrenmusik im Hintergrund.
    Ihr Blick glitt von seinem Gesicht zurück zu der Waffe im Halfter – die er noch nicht benutzt hatte, rief sie sich ins Gedächtnis, um ihre Angst im Zaum zu halten –, dann wieder zurück zu seinen Augen. Sie blickten noch genauso eisig wie zuvor. Trotz der Kälte, die er gut einen Meter von ihr entfernt ausstrahlte, keimte zum ersten Mal, seitdem sein Schatten in ihrem Spiegel aufgetaucht war, so etwas wie leise Hoffnung in ihr auf.
    »Sind Sie gekommen, um mich zu töten?«
    Mit einem grimmigen Gesicht musterte er sie von oben bis unten, ließ seinen Blick auf ihren Brüsten ruhen, bevor er wieder zurück zu ihrem Gesicht wanderte. Blieb auf ihrem Mund haften. Sie konnte deutlich sehen, wie sein Adamsapfel auf und ab hüpfte, als er schluckte. Dann blickte er sie direkt an.
    »Also, warum sollte ich Sie töten wollen?«
    Die raue, heisere Stimme und die unverschämte Art, wie er sie betrachtet hatte, veranlassten sie, ihr Handtuch fester zu umklammern, während
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