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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst
Autoren: Cindy Gerard
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Körper war, der aufgeschlitzt und zerhackt und wie eine alte Puppe weggeworfen wurde, ihr Blut, das in den Abfluss floss, und nicht das von Janet Leigh.
    Die Zeit stand still, als sie seinem beängstigend ruhigen Blick standhielt. Sie sah kein Erbarmen in seinen Augen. Nur kaltblütige, nüchterne Absicht.
    Der schmerzhafte Druck auf ihrer Brust nahm zu und drohte ihr die Luft zu nehmen, als die schreckliche Wahrheit ihr bitter aufstieß.
    Sie werden mich morgen früh finden, tot.

3
    »Schön durchatmen.«
    Sie war so entsetzt, dass sie die Aufforderung nur undeutlich wahrnahm.
    »Schön durchatmen«, wiederholte er, dieses Mal ein schroffer Befehl, »sonst werden Sie ohnmächtig.«
    Jillian gehorchte. Holte tief Luft und atmete keuchend wieder aus.
    »Noch einmal«, sagte er mit einer Stimme, die so hart war wie sein Blick.
    Ihre Alternativen waren ebenso begrenzt wie ihre Fähigkeit, einen zusammenhängenden Gedanken fassen zu können. Sie tat, was er sagte. Atmete mehrmals stoßweise ein und aus. Und fand schließlich ihre Stimme wieder.
    »Wie … sind Sie hier hereingekommen?«
    Die Tatsache, dass sie sprechen konnte, verblüffte sie. Weniger die unglaubliche Banalität ihrer Frage und ihre wackligen Knie, als er sie weiterhin mit diesen beunruhigend eisigen blauen Augen anblickte, die Arme über der Brust verschränkt und die breiten Schultern an den Türrahmen gelehnt.
    Sie stützte sich an der Theke ab, um nicht umzukippen, dann tastete sie mit der Hand, die nicht ihr Handtuch umklammerte, nach der Kante und hielt sich daran fest.
    So unwirklich ihr die Situation auch vorkam, so klar registrierte sie dennoch Einzelheiten, unzusammenhängend und unvollständig. Er war dunkel gekleidet. So dunkel wie sein Gesichtsausdruck, so unnachgiebig wie die Kraft, die von seiner schlanken, muskulösen Gestalt ausging. Eine lange, dicke Narbe verlief längs über seinen sehnigen Unterarm. Unter der linken Armbeuge trug er eine große, tödliche Pistole in einem schwarzen Lederhalfter, darüber wölbte sich sein eisenharter Bizeps. Sie überlegte, ob sich die Waffe wohl kalt anfühlte auf der warmen Haut. Ob er Bedauern verspüren würde, wenn er sie tötete.
    Absolut unpassend zu ihren beängstigenden Vorstellungen nahm sie überdeutlich ihr nach Tropenblumen duftendes Shampoo wahr. Es vermischte sich mit dem Geruch ihrer Angst, dem Gefühl der kühlen, feuchten Fliesen unter ihren Füßen. Mit dem harten Marmor, an den sie sich presste. Ihr dröhnender Herzschlag – in ihrer Halsschlagader, in ihren Ohren – passte nicht zu Nogueiras sinnlichen Gitarrenklängen.
    Ganz dunkel war ihr trotz des Gefühlsaufruhrs bewusst, dass sie noch lebte. Obgleich sie ganz automatisch um einen schnellen und gnädigen Tod gebetet hatte, wollte sie nicht sterben. Sie wollte nichts lieber als am Leben bleiben … und sie musste sich zusammenreißen, wenn sie das weiterhin wollte.
    Ihre Gedanken kreisten verzweifelt um ein und denselben Gedanken: Wie komme ich an meine Pistole? Das war unmöglich. Sie lag in ihrem Nachttisch. Seine war nur eine Handbreit von ihr entfernt.
    Der Griff der Schublade drückte schmerzhaft gegen ihre Hüfte. Ihre Pistole mochte in dem anderen Raum sein – aber in der Schublade hinter ihrem Rücken befanden sich auch Waffen. Haarspray. Eine Nagelfeile aus Metall. Eine Nagelhautschere.
    »Geben Sie Acht auf Ihre Hand«, sagte er mit einer knappen Kinnbewegung, als sie versuchte, die Schublade aufzuziehen. »Behalten Sie sie oben, wo ich sie sehen kann.«
    Jillian tat wie befohlen, während sie unentwegt nach einer Möglichkeit suchte, sich einen Vorteil zu verschaffen – irgendeinen Vorteil –, um lebend hier herauszukommen. Wenn sie doch nur auf Rachael gehört hätte. Wenn sie doch nur zugelassen hätte, dass ihr Vater einen verdammten Bodyguard engagiert hätte.
    »Was wollen Sie?«, brachte sie schließlich mit angespannter Stimme hervor, die sie kaum als ihre eigene wiedererkannte.
    »Zurück zu Frage eins. Hier hereinzukommen war ein Kinderspiel. An Ihrem Wachmann vorbeizukommen war die erste Hürde. Netter Junge. Zu vertrauensvoll. Jemand sollte mal ein ernstes Wort mit ihm reden.«
    Seine Stimme war so hart wie sein Mund und passte überhaupt nicht zu dem Plauderton seiner Worte. Sie war so kompromisslos wie die muskelbepackte Brust unter dem engen, schwarzen T-Shirt und der Riemen des ledernen Schulterhalfters, der an ihm so natürlich wirkte wie eine Krawatte bei einem Börsenmakler.
    »Und was das
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