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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst
Autoren: Cindy Gerard
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seine Entgegnung langsam bei ihr einsickerte und sie herzklopfend begriff.
    Sie schloss die Augen. Spürte die brennenden Tränen, hörte die stampfenden, pulsierenden Rhythmen im Hintergrund … und ihre Angst erreichte eine neue, undenkbare Dimension.
    Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott.
    Sie stählte sich innerlich, redete sich ein, dass sie davon nicht sterben würde. Sie würde sich mit allem, was ihr zu Gebote stand, wehren – und verlieren –, aber sie würde es ertragen. Nein, wichtiger, sie würde es überleben. Sie würde sich erholen. Aber sie würde sich nie wieder Nogueira anhören.
    »Okay. Ich glaube, Sie hatten genug«, brummte er, und sie riss verwundert die Augen auf. »Wir können das Theater jetzt lassen, Ms. Kincaid. Sie sind in Sicherheit bei mir.«
    Er schüttelte den Kopf, ein Mundwinkel zuckte leicht, was beinahe als Lächeln durchgehen konnte, als hätte er einen Witz gemacht, den er sowohl amüsant als auch ironisch fand.
    Warum lachte sie also nicht?
    In gespanntem Schweigen beobachtete sie, wie er in die schwarze Schutzhülle fasste, die an seinem Gürtel hing, und ein Handy herauszog. Dann drehte er sich um, ging weg und tippte einige Nummern ein.
    Jillian blinzelte. Und starrte auf den Türeingang – wo er nicht mehr stand.
    Sie schlang sich die Arme um den Leib, um nicht in hunderttausend Stücke zu zerspringen. Einige Sekunden lang starrte sie auf die Tür, bevor sie die Luft ausstieß, weil ihre Lungen kurz vorm Platzen waren.
    Über die Gitarrenklänge hinweg hörte sie, wie er im Flur leise mit jemandem redete. Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen und schlich ganz langsam zur Tür. Érst in dem Moment merkte sie, wie sehr sie zitterte. Als sie ihn mit dem Rücken zu sich sah, zögerte sie keine Sekunde. Sie rannte zu ihrem Schlafzimmer und riss die Schublade ihres Nachttischs auf.
    »Bitte, bitte, bitte«, bettelte sie und durchwühlte wie verrückt die Schublade, in der Zeitungen, Cremes und Wäsche lagen. »Sie muss hier sein.«
    »Suchen Sie die hier?«
    Sie wirbelte herum. Er stand im Eingang zu ihrem Schlafzimmer; ihre kleine 22er-Automatik baumelte an seinem gekrümmten Zeigefinger.
    Erbärmlich, war seinem Gesichtsausdruck abzulesen, als er sich kopfschüttelnd die Pistole in den Gürtel stopfte.
    »Ja«, sagte er und wendete seine Aufmerksamkeit wieder dem Handy zu. »Das ist richtig.«
    Unter gesenkten Lidern warf er ihr einen Blick zu; dann bedeutete er ihr mit einer Kinnbewegung, näher zu kommen. »Man könnte durchaus behaupten, dass ich sie überzeugt habe.«
    »Ja. Ja, Sir. Kein Zweifel«, fuhr er fort, dann runzelte er die Stirn, als sie wie angewurzelt stehen blieb. »Hier ist sie.«
    Er hielt ihr das Telefon hin.
    »Kommen Sie«, knurrte er ungeduldig, als sie sich immer noch nicht rührte.
    Ihr Blick schoss zwischen seinem Gesicht und dem Handy hin und her, völlig desorientiert und misstrauisch. Was zum Teufel ging hier vor?
    Er presste die Lippen zusammen, ging zu ihr und drückte ihr das Handy in die Hand. »Ihr Vater möchte mit Ihnen reden.«
    Automatisch schlossen sich ihre Finger um das Handy. Sie starrte in seine kalten, blauen Augen. »Mein … Vater?«
    Er blinzelte – der Inbegriff ausdrücklicher Langeweile –, dann verließ er den Raum.
    Total verblüfft strich sie sich das feuchte Haar aus der Stirn und hob das Handy ans Ohr. »D … Daddy?«
    »Sei bitte nicht böse, mein Schatz.«
    »Böse? Daddy … was …«
    »Sieh mal, Jillie – ich weiß, wie ablehnend du der Idee eines Bodyguards gegenüberstehst.«
    »Bodyguard?«, wiederholte sie wie betäubt.
    »Ich sagte ihm, dass du eine harte Nuss wärst. Forderte ihn auf, dich davon zu überzeugen, wie angreifbar du bist – mit welchen Mitteln, war mir egal.«
    Bodyguard?
    Ihre Gedanken rasten in Hunderte verschiedene Richtungen und kamen schließlich zu der unmöglichen Schlussfolgerung. Dieser kaltäugige Killer war ihr Bodyguard?
    Ihr blankes Entsetzen verschwand wie ein Spuk, dann schoss es erneut empor, jetzt aber als reine, nackte Wut.
    »Willst du mir sagen, dass du diese … diese … Person engagiert hast, mich zu Tode zu erschrecken, nur um mich davon zu überzeugen, dass ich Schutz brauche?«
    »Ich habe ihn engagiert, um dich davon zu überzeugen, wie angreifbar und verletzlich du einem Angriff gegenüber bist.«
    Sie griff sich ins nasse Haar und zog so fest daran, bis es wehtat. »Ich glaube es einfach nicht.«
    »Komm nach Hause, Jillian«, forderte er sie auf, als wäre das die einzig
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