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Wer den Tod begruesst

Wer den Tod begruesst

Titel: Wer den Tod begruesst
Autoren: Cindy Gerard
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Wohnzimmer schlenderte. Er knipste eine Stehlampe an, fand ihre TV-Fernbedienung und ließ sich aufs Sofa fallen. Als er beide Arme über den Sofarücken breitete und seine Füße auf die Marmorplatte ihres Rosewood-Tischs legte, knirschte Jillian so fest mit den Zähnen, dass sie schon befürchtete, den Zahnschmelz zu beschädigen.
    »Ich will, dass er hier verschwindet«, wiederholte sie gepresst, und indem sie das Handtuch, das zu rutschen begann, fest packte, stürmte sie zurück in ihr Schlafzimmer, weil sie sonst Gefahr lief, dem zunehmenden Bedürfnis nachzugeben, ihre Cameo-Favrile-Vase auf Garretts Kopf zu zerschmettern.
    »Jillian – ist dir bewusst, dass du dich wie ein verwöhntes und störrisches Kind anhörst und verhältst?«
    »Ja, nun ja, ich neige dazu, ein wenig gereizt zu reagieren, wenn ein Bewaffneter in meine Wohnung eindringt.« Ärgerlich schaltete sie den CD-Player aus und setzte sich auf die Bettkante. Das Dröhnen in ihren Ohren war das einzige Geräusch in der plötzlich eintretenden Stille.
    »Du warst schon immer sehr eigenwillig, aber ich habe dich für vernünftiger gehalten. Selten genug habe ich dich um etwas gebeten, Jillian. All diese Jahre, wo ich dir hätte helfen können, hast du es nicht zugelassen. Das habe ich respektiert. Ich habe mich zurückgehalten.«
    Sie senkte das Gesicht und atmete tief durch.
    »Also, dieses Mal werde ich mich nicht zurückhalten. Es ist zu wichtig. Du bist zu wichtig – mir und deiner Mutter. Wenn sie etwas von diesen schrecklichen Drohungen wüsste – und verhüte Gott, dass sie je davon erfährt –, wäre sie krank vor Sorge. Es geht hier ausschließlich um deine Sicherheit, Schatz«, fügte er nach einer Weile hinzu. »Es geht darum, dass du am Leben bleibst.«
    Sie schloss fest die Augen, als Liebe und Schuldgefühle, verbunden mit anhaltender und unwillkommener Angst ihren Zorn zu unterminieren begannen. Berechtigter Zorn, rief sie sich ins Gedächtnis. Er hatte sie hereingelegt. Hatte sie in diese Position manövriert.
    »Ich liebe dich, Jillian.« Er machte eine Pause, wartete auf eine entsprechende Reaktion ihrerseits auf diese Gefühlsäußerung.
    Sie war zu wütend, fühlte sich zu verletzt, als dass sie liebevoll hätte reagieren können.
    Wieder langes Schweigen, bevor ihr Vater die Diskussion mit zwei knappen Worten beendete: »Garrett bleibt.«
    Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Jillian starrte das Handy lange schweigend an, bevor sie ausholte und es quer durch den Raum pfefferte. Es krachte geräuschvoll gegen den oberen Türpfosten. Erst als das Gerät auf den flauschigen, weißen Teppich direkt vor ein Paar schwarze Sportschuhe fiel, bemerkte sie, dass sie nicht länger allein war.
    Ihr Blick wanderte über zwei lange, in einer schwarzen Jeans steckende Beine über einen flachen Bauch und eine breite Brust, die ein schwarzer Wollpullover und ein Schulterhalfter schmückten, bis hoch zu diesen durchdringenden blauen Augen. Außer zunehmender Wut fühlte sie sich nicht nur überfahren, sondern langsam dämmerte ihr die ganze Situation. Er hatte beobachtet, wie sie sich ausgezogen hatte. Er hatte sie nackt gesehen. Gesehen, wie sie sich unter der Dusche eingeseift, sich zur Musik bewegt hatte.
    Ein starkes Gefühl von Scham verstärkte ihre Wut und ihr Gefühl, verletzlich zu sein.
    »Wie viel zahlt er Ihnen?«, erkundigte sie sich mit ausdrucksloser Stimme.
    Die Beine weit gespreizt, die Hände unter seinen Armbeugen vergraben, zuckte er die Schulter mit einer »Was spielt das für eine Rolle«-Geste. »Genug, um zu wissen, dass Sie eine Wahnsinnspartie sind, Prinzessin … aber das ist unwichtig. Wichtig ist, dass ich es geschafft habe, in Ihr Hocbsicherheitsgebäude einzudringen und mir Zugang zu Ihnen zu verschaffen. Ich hätte sonst wer sein können. Sie hätten genauso gut tot sein können statt lebendig und stinksauer. Stinksauer sein vergeht wieder.«
    Im Moment war sie sich dessen nicht so sicher.
    Wütend fuhr sie ihn an: »Verschwinden Sie.«
    Er betrachtete sie gelassen, und sein Blick sagte klar und deutlich, dass er alles andere als das tun würde. Dieser spezielle Blick, der sie tatsächlich stinksauer zu machen begann, wie er es so treffend formuliert hatte, ebenso wie seine Gegenwart.
    »Okay, hören Sie, wir können es auf die harte Tour durchziehen«, sagte er mit einer Stimme, die ein Paradebeispiel gelangweilter männlicher Toleranz war. »Oder wir können es uns einfach machen.«
    Jillian riss sich
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