Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
lieb waren, dann erkannte sie doch, daß sie ihr eigenes Leben nicht aufgeben wollte, das Leben, das sie mit einer solchen Zufriedenheit erfüllte.
    Aber sie hätte dieses Leben gern mit einem anderen Menschen geteilt und nicht nur ihren Arbeitsalltag, sondern ihr ganzes Leben mit Sam verbracht.
    Wie stand er dazu? Wagte sie es, ihn zu fragen?

57
    E s wurde laut angeklopft. Blake öffnete die Tür und streckte den Kopf herein. »Ein Anruf für dich. Ein Noteinsatz.«
    Cassie zog noch nicht einmal ihren Morgenmantel über, sondern eilte zum Funkgerät in Blakes Zimmer, wie sie war. Horrie sagte: »Sam ist bereits abgeflogen. Es wird nicht lange dauern, bis er kommt, um dich zu holen. In Witham Hill kommt ein Baby zur Welt.«
    »Das ist doch erst in einem Monat fällig.«
    »Sag das dem Baby«, sagte Horrie.
    »Ich bin fertig, wenn er ankommt.«
    »Noch nicht einmal der Sonntag ist heilig?« fragte Blake.
    »Kein Zeitpunkt ist heilig«, sagte Cassie. »Aber vielleicht ist auch jeder einzelne Moment heilig.«
    Blake grinste. »Du siehst unwiderstehlich aus. Wachst du jeden Morgen so auf?« Er war bereits angekleidet und bereit, den Tag in Angriff zu nehmen.
    »Ich habe gerade noch die Zeit, mich anzuziehen und einen Happen zu essen.«
    »Das Frühstück ist fertig.« Er beugte sich vor, um ihr einen zarten Kuß zu geben. »Fang an, für dich selbst zu leben und nicht für all deine Patienten. Es ist höchste Zeit.«
    Stimmte das?
    Als sie die Flugzeugmotoren hörten, schnappte Cassie ihre Arzttasche und ihr kleines Köfferchen und wandte sich an Blake.
    »Nächsten Freitag um dieselbe Zeit?« fragte er.
    Sie liefen in einem forschen Dauerlauf zur Landebahn.
    »Wir können einen angemessenen Zeitraum verstreichen lassen, sechs Monate, wenn du willst, ehe wir die Formalitäten in Angriff nehmen. Damit geben wir den Fliegenden Ärzten reichlich Zeit, einen Ersatz für dich zu finden. Aber du kannst weiterhin an den Wochenenden rauskommen.«
    War sie ein »Ersatz« für Fiona? Jemand, der einsprang und ihren Posten übernahm? Damit alles reibungslos ablief? Nahtlos ineinander überging? Konnte sie durch jeden kompetenten Arzt ersetzt werden, durch jeden beliebigen Menschen, der Medizin studiert hatte? Sie konnte nicht sagen, worüber sie sich ärgerte, ob es Blakes Worte oder ihre eigenen Gefühle waren. Er schien zu glauben, ihre Antwort sei eine ausgemachte Sache. Jedenfalls erwartete er gar keine Antwort.
    Mehr als alles andere wollte sie im Moment mit Sam reden und versuchen dahinterzukommen, wie er fühlte. Sie glaubte, ihn so gut zu kennen, und doch hatte sie nicht die leiseste Ahnung, was er sich in diesem letzten Monat gedacht hatte. Sam hatte die Motoren nicht ausgeschaltet, sondern stand in der Tür, auf den Stufen zum Flugzeug. Er kam die Stufen herunter und streckte seine Hand aus. Blake schüttelte sie.
    »Cassie hat mir erzählt«, rief Blake über das Dröhnen der Motoren, »daß ihr euch getrennt habt, Olivia und du. Es tut mir leid, das zu hören.«
    »Ja. Klar.« Sam folgte Cassie die Stufen hinauf und schloß die Tür.
    »War es schön?« fragte er, als er im Cockpit neben ihr auf den Pilotensitz glitt.
    Sie nickte und lächelte, ein Lächeln, das er nicht sehen konnte, da er sich ganz auf den Start konzentrierte.
    »George hat gesagt, Henny ginge es schlecht. Das ist natürlich ein paar Stunden her, und möglicherweise hat sie das Baby inzwischen schon bekommen«, sagte er.
    »Laß uns dort anrufen und nachfragen«, schlug Cassie vor. Aber Henny hatte das Baby noch nicht bekommen. Tatsächlich stand ihr Mann kurz vor der Hysterie. »Mein Gott, Doc«, sagte George mit sich überschlagender Stimme, »es ist das dritte, und ich habe geglaubt, es würde von Mal zu Mal leichter. Aber es scheint gar nichts zu passieren, und sie hat fürchterliche Schmerzen.«
    Cassie sagte zu Sam: »Ich wette um jeden Preis, daß es eine Steißgeburt ist – das Baby hat sich noch nicht mit dem Kopf nach unten gedreht. Du hättest mich anrufen sollen. Blake hätte mich hinfliegen können – oder wenigstens nach Augusta Springs, damit wir uns dort treffen.«
    »Magst du mir einen Kaffee einschenken? Ich habe mein Soll noch nicht erreicht, und es ist schon fast zehn.«
    Nachdem sie Sam die Tasse gereicht hatte, schenkte sich Cassie selbst eine Tasse ein. »Ich freue mich immer so sehr bei der Vorstellung, ein Baby auf die Welt zu bringen.« Dann tat ihr leid, daß sie das gesagt hatte. Diese Worte konnten Sam leicht an seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher